Karin Stöttinger © Antje Wolm

Karin Stöttinger © Antje Wolm

Karin Stöttinger: »Viele Frauen in der Gastro-Branche haben keine Mitarbeiter:innenprobleme«

Die Gründerin von »Female Chefs« spricht im Interview über Rolle der Plattform bei der Förderung von Frauen in der Gastronomie und zieht ein erstes Resümee, welche Ziele nach der Kick-off-Veranstaltung im Herbst schon erreicht werden konnten.

von Julia Weninger
08. März 2024

Für viele Frauen ist der Weltfrauentag ein Tag, der keine Geschenke erfordert, sondern vielmehr ein ehrliches Eingeständnis der bestehenden Ungleichheiten und die Verpflichtung, diese auszugleichen. Im Kontext dessen und im Hinblick auf die Bedeutung für die Förderung von Frauen in der Gastronomie, hat Falstaff PROFI Karin Stöttinger, Gründerin von »Female Chefs« zum Interview getroffen und mit ihr darüber gesprochen, wie »Female Chefs« dazu beiträgt, Frauen in der Gastronomie zu fördern und welche Herausforderungen noch zu überwinden sind, um eine gleichberechtigte Zukunft zu gestalten.

PROFI: Welche Bedeutung hat der Weltfrauentag für Sie persönlich und für »Female Chefs«?

Stöttinger: Eigentlich eine ganz wichtige und essentielle. Aber das Bild, das heutzutage transportiert wird ist das der Prozente-haschenden Einkäuferin, die sehnsüchtig auf diesen Tag wartet. Der Handel besteht ja gerade zum Großteil aus Frauen, die unter der Diskrepanz zwischen den Geschlechtern leiden. Also hätte dieser eine große Macht, Themen neu aufzuzeigen, dafür einzustehen und sie verständlich zu vermitteln. Ich als Frau, möchte an diesem Tag keine Geschenke, sondern ein ehrliches Zugeständnis, dass wir aktuell noch immer in einer Schieflage festhängen, die ausgeglichen gehört.

Wie beurteilen Sie den Status-quo der Branche?

Aktuell spürt man eine Bewegung, die nicht mehr aufzuhalten, oder zu diskutieren ist! Es gibt ein allgemeines Grundverständnis für die Thematik, aber wir stehen am Anfang und es benötigt noch sehr viel Energie.

Können Sie uns etwas über die Entstehungsgeschichte von »Female Chefs« erzählen und was Sie dazu inspiriert hat, diese Plattform zu gründen?

Inspiriert haben mich Essenserfahrungen bei großartigen Köchinnen! Die schockierende Erkenntnis, dass ich sie dann nicht auf Google finden konnte, weil unter dem Suchbegriff Köchin Österreich genau zwei Damen erschienen, war die Initialzündung für die Gründung. 

»Female Chefs« fördert die Sichtbarkeit von Frauen in der Gastronomie. Welche Herausforderungen sehen Sie für Frauen in dieser Branche und wie können diese am besten bewältigt werden?

Durch fehlende Sichtbarkeit kommt es automatisch zu weniger Buchungen, Auslastung oder Mitarbeitendenanfragen. Die Podien werden noch immer mit Männern besetzt, die sich Großveranstaltungen einfach zutrauen oder die Übung haben. Weiters fehlt es für viele junge Damen in der Ausbildung an Role Models, die eine Strahlkraft  hätten. 

Meiner Meinung nach bräuchte es gemischte Podien und Veranstaltungen, um weitere Frauen zu animieren, sich zu trauen! Wichtig dabei wäre zu hinterfragen, warum manche Damen dankend ablehnen? Was bräuchte es, um den Schritt auf die Bühne zu wagen? Ist es ein Bühencoaching, sind es mehrere Personen im Off, die bei der Zubereitung unterstützen? Ist es ein Gespräch und Tipps einer erprobten Köchin oder Kochs oder ist es am Ende des Tages eine Kinderbetreuung vor Ort? Die Hemmung verliert man nur durch Routine und das wäre das Ziel für eine diverse Zukunft!

Ein kurzes Resümee: Welche Ziele konnten schon erreicht werden?

Die ersten Damen vernetzen sich und haben regen Austausch nach der Podiumsdiskussion in Wien. Hilfestellungen bei Problemen konnten gelöst werden und die ersten »Female Chefs«-Veranstaltungen sind in der Endplanung! Die Damen freuen sich darauf, sich endlich kennen zu lernen und lesen selbst die Porträts der anderen. Medial konnte ich schon einige Damen wieder in Magazinen platzieren.

Ist Ihnen eine Frau besonders in Erinnerung, die durch »Female Chefs« Unterstützung gefunden hat und ihre Karriere vorantreiben konnte?

Emilia Orth-Blau gründete mit ihrer Partnerin Fiona den ersten weiblichen Cateringservice Österreichs. Sie hatte bei der Podiumsdiskussion noch einige offene Fragen und konnte sich in der Runde vor Ort erstmals brauchbares Feedback von Kolleginnen abholen.  

Wie wird man überhaupt Teil von »Female Chefs«?

In jedem Interview stelle ich immer die gleiche Frage: Mit welcher Frau arbeitest du gerne zusammen oder wer darf nicht auf der Plattform fehlen. So wächst die Plattform organisch und ein roter Faden zieht sich durch die Porträts. Aber ich bekomme auch Tipps und Frauen melden sich direkt bei mir, dass sie gerne dabei sein möchten. 

Welchen Rat würden Sie jungen Frauen geben, die eine Karriere in der Gastronomie anstreben, aber möglicherweise Zweifel oder Bedenken aufgrund bestehender Herausforderungen haben?

Diese Frage würde ich gerne direkt an die Frauen in der Branche weitergeben. Es wird dieses Jahr hoffentlich neun Bundesländer-Stammtische geben, bei denen sich ein gewisse Anzahl an Damen am Tisch versammeln, sich austauschen können und netzwerken. Bei jeder Veranstaltung wird es eine Wildcard für zwei in Ausbildung befindliche junge Damen geben, die sich für eine Freikarte bewerben können und dann am Tisch mit ihren Vorbildern sitzen und sie all die Fragen fragen können. Auf der anderen Seite finde ich den Input junger Damen sehr wichtig, um selbst eine neue Sichtweise auf aktuelle Probleme zu bekommen. Es Austausch auf Augenhöhe und ein gegenseitiges Lernen wäre mein Ziel. 

Was sind Ihre Hoffnungen und Pläne für die Zukunft von »Female Chefs« und die künftige Rolle der Plattform bei der Förderung von Frauen in der Gastronomie?

Ich wünsche mir ein zukünftiges Miteinander, diverse Auftritte, Vorträge und Podien. Das alles soll ganz natürlich funktionieren, ohne auf eine Quote achten zu müssen. Ich durfte mittlerweile 55 herausragende Persönlichkeiten interviewen und es wäre nur zu schade, wenn wir 2024 die Kulinarik nur aus einer männlichen Sichtweise erzählen. Viele der Damen haben zum Beispiel keine Mitarbeiter:innenprobleme. Das heißt, was machen sie anders und wäre das nicht für die ganze Branche spannend? Mein Ziel ist eine ausgeglichene Berichterstattung, auch wenn das anfänglich über Quoten laufen muss. 

Wie können wir als Gesellschaft dazu beitragen, die Wertschätzung für die Arbeit von Frauen in der Gastro zu steigern und die Sichtbarkeit ihrer Leistungen zu erhöhen?

Wir müssen die Frauen bei einem Restaurantbesuch bewusst in unseren Stories markieren, bei Artikeln die Inhaberin oder Restaurantleitung genauso benennen wie den Koch in der Küche. Hat uns die Gastlichkeit oder die Sommelière begeistert, dann sollten wir das genauso erzählen wie das gute Essen. Ein Abend wird durch ein Rundumpaket unvergesslich und nicht nur durch ein feines Menü. Außerdem müssen wir selbst unser vermeintliches Schubladendenken und die Erziehung unserer Kinder hinterfragen und schauen, ob wir beiden Geschlechtern das Gleiche zutrauen oder selbst noch Empfehlungen in eine Richtung abgeben. Veränderung braucht Mut auf beiden Seiten. 

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