Sandra Kolleth, Larissa Andres, Marlene Kelnreiter, Sabrina Steindl, Katrin Steindl, Karin Stöttinger, Viktoria Fahringer, Christl Döllerer und Andreas Döllerer © Christian Husar

Sandra Kolleth, Larissa Andres, Marlene Kelnreiter, Sabrina Steindl, Katrin Steindl, Karin Stöttinger, Viktoria Fahringer, Christl Döllerer und Andreas Döllerer

© Christian Husar

Female Chefs: Wie sichtbar sind inspirierende Frauen in der Gastronomie 2023 wirklich?

Christl Döllerer, Viktoria Fahringer von »Viktorias Home«, die »Unterwirtinnen« Katrin und Sabrina Steindl, Sennerin Marlene Kelnreiter und Larissa Andres vom »Jola« über Sexismus, strukturelle Probleme, das richtige Netzwerken und warum das »Schlechtjammern der Gastronomie« endlich aufhören muss.

von Julia Weninger
23. November 2023

Die österreichische Gastronomie-Szene entwickelt sich prächtig und auch international ist die rot-weiß-rote Kochkunst bekannt und hochgelobt. So großartig die gefeierten Köche dieses Landes sind, gibt es mindestens genauso herausragende Köchinnen, Produzentinnen, Sommelières und Hotelières. Nach wie vor erhalten diese Protagonistinnen jedoch nur einen Bruchteil der Anerkennung ihrer männlichen Kollegen.

Um die weiblichen Chefs sichtbarer zu machen, hat Karin Stöttinger im Jänner 2023 die Plattform »Female Chefs« lanciert. Hintergrund war ein einfacher Check auf Google: »Ich habe Köchin Österreich eingegeben. Nach einigen wenigen Frauen erschien bereits der erste Mann«, so Stöttinger im Gespräch mit Falstaff. Gemeinsam mit Miele hat sie nun zu einer hochkarätigen Podiumsdiskussion ins »Miele Experience Center« in Wien geladen, um die Branche mit Expert:innen zu beleuchten, den Status quo aufzuzeigen und ein Stimmungsbild zu erheben.

Wieviel Rampensau muss sein?

Gastro-Größen wie Lisl Wagner-Bacher und Johanna Maier waren zwar immer sehr präsent, aber im Vergleich zu männlichen Kollegen unaufdringlich. Heutzutage stehen Männer wie Steffen Henssler oder Tim Mälzer im medialen Fokus. Die Frage, die sich aufdrängt: Muss man jetzt wirklich eine Rampensau sein, um gesehen zu werden?

»Um gesehen zu werden, muss man selbst auch sehr outgoing sein«, ist sich Viktoria Fahringer von »Viktorias Home« sicher. Aber das Schöne sei, wenn man erfolgreich ist und sich bewusst ins Rampenlicht stellt, dann kann man für andere inspirierend und ein Vorbild sein. Auch für Sennerin Marlene Kelnreiter ist ein Social-Media-Auftritt ob ihres »nomadenhaften Daseins« sehr wichtig: »Die Menschen, wenn man sich umschaut, sind ja ständig am Handy und somit in einem virtuellen Raum. Und für das, was ich mache, passt das sehr gut, weil ich auch nicht nur an einem Ort verankert bin.« Sichtbarkeit sei nicht nur in der Wahrnehmung, sondern auch branchenintern ein Thema, so die Diskutantinnen unisono. Es sei daher essenziell, sich untereinander zu vernetzen, denn dann hat man auch in der männerdominierten Branche eine Stimme, die gehört wird.

Andreas Döllerer und Christl Döllerer, Viktoria Fahringer, Sabrina und Katrin Steindl, Marlene Kelnreiter, Larissa Andres sowie Karin Stöttinger beim Diskutieren. © Christian Husar
Andreas Döllerer und Christl Döllerer, Viktoria Fahringer, Sabrina und Katrin Steindl, Marlene Kelnreiter, Larissa Andres sowie Karin Stöttinger beim Diskutieren. © Christian Husar

Wie sieht die Sache aber aus, wenn man als Paar einen Betrieb gemeinsam führt? Für Andreas Döllerer, ehemaliger Präsident und nun Ehrenpräsident der »Jeunes Restaurateurs«, ganz einfach: »Man arbeitet gemeinsam und lässt sich einfach als Paar ablichten«, so Döllerer, merkt aber an, dass seine Frau Christl das aber recht ungern mache. »Für mich ist es ganz klar. Mein Mann sorgt dafür, dass Gäste zu uns kommen und ich sorge dafür, dass sie sich bei uns wohlfühlen. Gerade das Zwischenmenschliche ist für mich sehr wichtig. Dafür muss ich aber nicht auf einem Foto sein«, erklärt sie. Wie wichtig Role Models sind, betont Viktoria Fahringer: »Für mich wäre es toll gewesen, wenn ich damals als junges Mädchen eine Frau als Vorbild gehabt hätte, zu der ich aufschauen hätte können.«

Das Griss um den Nachwuchs

Die Branche leidet unter großem Personalmangel, auffallend viele Frauen verlassen noch in der Lehre die Gastronomie, viele weitere kommen nach der Karenz nicht zurück in ihren Beruf. »Warum das so ist? Dies Sachlage ist gar nicht so einfach zu erklären: Zum einen gibt es sehr oft in der Ausbildung noch veraltete Ansichten, dass beispielsweise die Burschen zum Fleisch geschickt werden und die Mädchen zum Gemüse- und Salatwaschen. Mädchen müssen sich oft noch mehr anstrengen und besser sein als Burschen, um wahr und ernst genommen zu werden. In vielen Küchen herrschen immer noch raue und derbe Umgangsformen, die zum Teil schon sexuelle Belästigungen sind. Um da bestehen zu können, muss man schon einen sehr starken Charakter und Durchhaltevermögen haben«, konstatieren die »Unterwirtinnen« Katrin und Sabrina Steindl.

Auch Fahringer kann dies bestätigen: Das Thema »beginnt beim Hinterherpfeifen«. »Zuerst lässt man sich nichts anmerken, aber es prägt, und wenn man mehrere solche Stationen hintereinander hat, dann ist die Wahrscheinlichkeit an das Gute zu glauben, sehr gering.« Ansetzen muss man bereits in der Berufsschule: Denn die Personen, die Küche und Stube erreichen, haben sich bereits gegen Familie und weitere Umfelder durchgesetzt, damit sie diese Berufe ausüben können. »Das ist schon die Spitze«, so Katrin Steindl.  Und wenn sie sich durchgesetzt haben, hart arbeiten und richtig im Job angekommen  sind, kommen viele strukturelle Herausforderungen auf die Frauen zu: Unzureichende Kinderbetreuung an den Wochenenden, keine Betreuung in den Ferien und vieles mehr. »Es besteht akuter Handlungsbedarf«, richtet Steindl einen Appell an die Politik.

Positive Veränderungen seien in den Bereichen Netzwerke und Solidarität zu vermerken. So steht bei der jungen Generation das Konkurrenzdenken nicht mehr im Vordergrund, sondern das Netzwerken und gegenseitige Lernen vom anderen. »Das Schlechtjammern der Gastronomie muss aufhören. Es ist ein schöner Job, der großen Spaß macht«, so Döllerer abschließend.

Lesenswert

© Shutterstock

© Shutterstock

Gastronomie

»Foodora« und Co.: Wiener Wirte proben Aufstand gegen »pinke Heuschrecke«

In einem offenen Brief an Bundeskanzler Karl Nehammer sowie die Parteispitzen der Grünen, Neos und SPÖ macht sich eine Gruppe anonymer Gastronomen Luft und prangert hohe Provisionsgebühren und versteckte Kosten bei Lieferdiensten an.

»Dachsteinkönig«-Direktor Mario Pabst hatte 2023 Grund zum Feiern. © Conny Leitgeb Photography

»Dachsteinkönig«-Direktor Mario Pabst hatte 2023 Grund zum Feiern. © Conny Leitgeb Photography

Arbeitgeber-Check

»Arbeitgeber-Check«: Falstaff PROFI sucht wieder die besten Arbeitgeber:innen des Jahres

Hier zählt die Stimme Ihrer Mitarbeiter:innen: Melden Sie sich beim »Arbeitgeber-Check« an und motivieren Sie Ihr Team, für Sie bis zum 31. August 2024 abzustimmen. Die besten im Votum kürt Falstaff PROFI bei einem glamourösen Event zu den Arbeitgeber:innen des Jahres.

»Augora Fermente«-Chefin Alexandra Liberda mit Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler © BMAW/StudioHorst

»Augora Fermente«-Chefin Alexandra Liberda mit Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler © BMAW/StudioHorst

Award

»Österreichischer Innovationspreis Tourismus 2024«: Das sind die Sieger

Tourismusstaatssekretärin Kraus-Winkler hat in Velden kulinarische Erfolgsbeispiele im Tourismus ausgezeichnet.

Ricky Saward © Katharina Dubno

Ricky Saward © Katharina Dubno

Vegan

Ricky Saward: Provokation als Programm

Ricky Saward polarisiert: Mit dem weltweit ersten veganen Restaurant, das mit einem Guide-Michelin-Stern ausgezeichnet wurde – dem »Seven Swans – führt er die kulinarische Rebellion im schmalsten Haus Frankfurts an. Brutal regional ohne Gewürze, Kaffee und Schokolade, mit einer Garantie: seine Gäste zu verblüffen und gerne auch einmal anzuecken.

© Foto beigestellt

Gastronomie

Bewährte Reinigungsmethoden im Restaurant und Hotellerie

Advertorial

Erfolgreiche Reinigung in der Gastronomie und Hotellerie erfordert mehr als nur oberflächliche Sauberkeit. Es bedarf bewährter Reinigungsmethoden, die nicht nur hygienische Standards erfüllen, sondern auch Effizienz und Wirtschaftlichkeit gewährleisten. Gemeinsam mit »Diversey« und der Marke »Pro Formula« stellen wir Ihnen bewährte Reinigungslösungen vor, die den hohen Ansprüchen der Hotel- und Restaurantbranche gerecht werden.

»Eco Austria«-Direktorin Monika Köppl-Turyna © BMF/Wenzel

»Eco Austria«-Direktorin Monika Köppl-Turyna © BMF/Wenzel

Fachkräfte

1,2 Milliarden Euro: So viel kostet uns der Fachkräftemangel im Tourismus

»EcoAustria« hat die Effekte nicht besetzter Stellen im Tourismus berechnet.

Meist gelesen

Florian Mayer © fotohofer.at

Florian Mayer © fotohofer.at

Employer Branding

Florian Mayer: »Unser Ziel ist es, die negativ assoziierten Eigenschaften der Hotellerie in Pluspunkte umzuwandeln«

Der »Familux Resorts«-Geschäftsführer setzt auf emotionales Recruiting und innovative Mitarbeiterbindung. Wie er das in der Praxis umsetzt, verrät er im Gespräch mit PROFI.

Franz Eisl, Isabell Decker, Gerhard Höflehner, Barbara Hochkönig, Mathias Schattleitner, Renate Bauer und Gottlieb Stocker. © Gerhard Pilz

Franz Eisl, Isabell Decker, Gerhard Höflehner, Barbara Hochkönig, Mathias Schattleitner, Renate Bauer und Gottlieb Stocker. © Gerhard Pilz

Employer Branding

Innovation bei Employer Branding: Tourismusverband »Schladming-Dachstein« präsentiert neues Mitarbeiterkonzept

Unter dem Leitsatz »Gewinnen-Binden-Belohnen« soll nicht nur das Finden, sondern auch das Binden von neuen Fachkräften gefördert werden.

Smruti Posch, Eduard Heilingsetzer und Andrea Jandrisevits © Linsberg Asia

Smruti Posch, Eduard Heilingsetzer und Andrea Jandrisevits © Linsberg Asia

Aus- und Weiterbildung

»Linsberg Asia« schickt zwei Lehrlinge »auf die Walz«

Das »Let’s Walz« Auslandsstipendium führt Smruti Posch nach Portugal und Eduard Heilingsetzer auf Gran Canaria.

Alois Gölles © Manufaktur Gölles

Alois Gölles © Manufaktur Gölles

Interview

»Wir machen im Grunde Convenience auf höchstem Niveau«

Alois Gölles, Chef der »Gölles«-Manufaktur verrät im Gespräch mit PROFI, wie seine Leidenschaft für Essig entstanden ist, wie er den Apfel-Balsamico erfunden hat, wie sich Klimawandel und Krisen auf die Essig- und Spirituosenproduktion auswirken und warum es keinen Bananen-Essig braucht.

© Olha Soldatenko/ÖIF

© Olha Soldatenko/ÖIF

Fachkräfte

Über 200 Flüchtlinge informierten sich bei ÖIF-Karriereplattform über einen Job im Tourismus

Hotels wie »Vienna Marriott«, »Imperial«, »Bristol«, »Ritz-Carlton« und die »Imperial Riding School« präsentierten auf Einladung des »Österreichischen Integrationsfonds« offene Stellen sowie Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten.

Hugo Bichler übergibt an Stefan Kornberger. © Teekanne/Neumayr

Hugo Bichler übergibt an Stefan Kornberger. © Teekanne/Neumayr

Karriere

»Teekanne«: Hugo Bichler zieht sich als Verkaufsleiter Gastronomie zurück

Nach 42 Jahren Unternehmenszugehörigkeit hat er seine Agenden an Stefan Kornberger übergeben.

Der Newsletter für echte Profis

Be inside and take your chance! Regelmäßige Karriere-Updates aus Gastronomie und Hotellerie, kostenlos in Ihr Postfach!