© Rafaela Proell

»Berlinale«: Philipp Hochmair über seine erste Filmpremiere in Berlin

Im exklusiven Falstaff-Interview verrät der Schauspieler, warum er die Berlinale so wichtig findet und in welcher Berliner Bar man ihn dieser Tage vielleicht treffen wird.

Wenn ab 16.Februar 2023 in Berlin wieder der rote Teppich für die »Berlinale« ausgerollt wird, darf er nicht fehlen: Jedermann-Einspringer und Vorstadtweiber-Star Philipp Hochmair. Falstaff hat ihn zum Interview getroffen.

Seit wann besuchen Sie die Berlinale? 
Mein erstes Berlinale-Erlebnis war im Februar 2011 und ist ganz klar mit der Premiere von Marie Kreuzers erstem Kinofilm »Die Vaterlosen« verbunden. Da ist etwas sehr Ungewöhnliches passiert: Meine Rolle ist über den Schnitt plötzlich wesentlich größer und präsenter geworden als ursprünglich im Drehbuch vorgesehen. Das heißt, ich ging mit dem Glauben zur Premiere, ich hätte eine Nebenrolle in dem Film und plötzlich war das keine Nebenrolle mehr, sondern eine Hauptrolle! Ich saß also im riesengroßen Friedrichstadt-Palast und war völlig durcheinander, weil ich absolut nicht darauf vorbereitet war... Seitdem bin ich nie wieder in einen Film, in dem ich mitgespielt habe, zur Premiere gegangen, ohne ihn vorher gesehen zu haben...

Was sind die wichtigsten Events der Berlinale?
Die Eröffnungsphase mit den diversen Branchenmeetings – also die ersten vier bis fünf Tage – sind für Filmemacher sicherlich die wichtigste Zeit.

Warum ist die Berlinale so wichtig für Künstlerinnen und Künstler, für Filmschaffende…
Weil es sozusagen die größte Filmmesse im deutschsprachigen Raum ist. In der Stadt dreht sich alles nur um das internationale Filmfestival und das ist es, was diese Tage so besonders macht.

»Die Berlinale bedeutet für mich…«
In erster Linie Arbeit, und nicht Party. Das ist vielleicht alles als große Party verpackt, aber hier geht es um einen professionellen Austausch unter Filmemachern. Die Berlinale ist im Gegensatz zu anderen wichtigen Filmfestivals zu einer äußerst unidealen Jahreszeit. Cannes findet im Mai am Mittelmeer statt, das Münchner Filmfest im Juni, Locarno am Luganer See im August... Da läuft man natürlich gerne in dünnen Designerkleidern von Empfang zu Empfang. Aber bei der Berlinale versucht man durchzuhalten und nicht krank zu werden.

Wie sieht ein Tag auf der Berlinale aus?
Das ist eher ein sportliches Ereignis, früh aufstehen und Termine checken – das ist immer mit Disziplin verbunden. Die ersten Meetings sind oft schon zum Frühstück in diversen Hotels.

Wieviele Filme schaut man, wievielen Gesprächen wohnt man bei und warum das alles?
Die Berlinale ist eine Mischung aus Meetings und Filme schauen – man lernt Leute kennen, und schaut sich gleich im Anschluss deren Filme an, um danach mit ihnen darüber zu sprechen – das macht Filmfestivals ja so interessant und lebendig. Der direkte Austausch, zu dem es nie kommt, wenn ich einen Film streame oder ihn mir alleine im Kino anschaue. Man kommt mit dem ganzen Team in Berührung und kann die Hintergründe zur Entstehung direkt erleben.

Ein lustiger, beeindruckender, peinlicher, nachhaltiger Moment bzw. eine Erinnerung von einer der letzten Berlinale-Veranstaltungen, war….
Ich bin bei einem dieser vielen Branchenfrühstücke, wo viele Leute am Buffet zusammenkommen (in dem Fall Sonntag 9.00 Uhr morgens!) – zufällig einem wichtigen Produzenten über den Weg gelaufen, und kurz danach habe ich den Film »Candelaria« in Kuba angeboten bekommen. Da hab ich mich damals natürlich gefragt: Wäre ich bei diesem Frühstück nicht erschienen, hätte ich die Rolle vielleicht nicht bekommen? Daher die große Frage: zu welchem Frühstück muss man unbedingt hin?

Was lieben Sie an Berlin und warum?
Berlin ist groß, und hat eine wirklich heftige Geschichte. Diese tiefe Narbe durch die Spaltung in Ost und West. Berlin ist die einzige wirklich internationale Stadt im deutschen Sprachraum. Und wenn man international arbeiten will, sollte man da auch sein.

Gibt es einen Ort in Berlin, an dem man Sie höchstwahrscheinlich antreffen könnte?
Es gibt so viele tolle Seen direkt in der Stadt. Und man glaubt es vielleicht nicht, aber die Leute baden da nackt! Ich springe gerne in kaltes Wasser. Die Wahrscheinlichkeit, mich da zu treffen, ist also groß. (lacht)

Ihr Lieblingscafé oder Lieblingsrestaurant….
Die »Paris Bar« ist eine Institution. Ich mag die Atmosphäre dort und sie ist auch ein Treffpunkt für die Kunst- und Filmszene.

Ihr absoluter Berlin-Geheimtipp…
Der Teufelsberg – tolle Atmosphäre. Wild, historisch und belebend.

Ein Berliner Ort, an dem Sie noch nicht waren, aber unbedingt einmal besuchen möchten?
Es gibt Führungen in den Katakomben. Das hab ich schon lange auf meiner Liste. Habe ich aber leider noch nie geschafft.

Sie leben auch in Berlin?
Ja. Berlin ist wie eine zweite Heimat für mich geworden, weil es ein guter Kontrast zu Wien ist.

Was mögen Sie an Wien?
Die Nostalgie und den jugendlichen Esprit. Also Kaiserreich Reloaded, Sisi Remixed, Falco-Town. Berlin ist rauer, großstädtischer, ungreifbarer.


Lisi Brandlmaier
Lisi Brandlmaier
Chefredakteurin
Mehr zum Thema