Die »Mövenpick Wein-Bar« in Zürich ist ein Hotspot für Schaumwein-Fans. Neben Champagner und Prosecco fließt hier auch regelmäßig Crémant in die Gläser.

Die »Mövenpick Wein-Bar« in Zürich ist ein Hotspot für Schaumwein-Fans. Neben Champagner und Prosecco fließt hier auch regelmäßig Crémant in die Gläser.
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Export-Rekorde: Das steckt hinter dem Crémant-Hype

Crémant gehört zu den Schaumweinen der Stunde. Gerade im Export haben die französischen Prickler in den letzten Jahren stark zugelegt. Falstaff hat mit Gastronom:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gesprochen und ist dem Crémant-Hype auf den Grund gegangen.

Weltweit wurden im Jahr 2022 über 102 Millionen Flaschen Crémant verkauft. Erstmals überhaupt wurde damit die 100-Mil­lionen-­Flaschen-Schwelle geknackt. Ein neuer Absatz­rekord, den der nationale Crémant-­Herstellerverband bh (FNPEC) eigentlich erst für das Jahr 2025 angepeilt hatte. Crémant ist auf der Überholspur und das nicht erst seit letztem Jahr. In den letzten fünf Jahren stieg der Absatz mit Crémant in Frankreich selbst um sieben Prozent auf rund 60 Millionen Flaschen. Deutlich mehr legte der fran­zösische Schaumwein aber im Export zu, der im selben Zeitraum förmlich ex­plodierte und um 57 Prozent auf 42 Mil­lionen Flaschen anstieg. Die Welt dürstet nach Crémant, was mitt­lerweile sogar zu Engpässen führt. Im Jahr 2021 dezi­mierten Spätfröste jedoch teils die Erntemengen in den acht Crémant-Appel­lationen, weshalb die hohe Nach­frage aus dem Ausland in diesem Jahr Schwierigkeiten bereitete. Mit dem guten Jahrgang 2022 konnte dies laut dem FNPEC jedoch ausgeglichen werden.

Bei Martin Pichlmaier im Wiener Res­taurant »Pichlmaiers zum Herkner« stehen Crémants von Beginn an hoch im Kurs. Seit der Eröffnung des Lokals vor acht Jahren setzt er, was den glasweisen Ausschank von Schaumwein angeht, ­ausschließlich auf die französischen Prickler. Aktuell finden sich auf der Karte des Lokals zwei Exemplare aus Limoux im Languedoc-Roussillon, die glasweise geordert werden können. Und die laufen ganz hervorragend, wie ­Pichlmaier im Gespräch mit Falstaff verrät:

Was die Qualität angeht, bin ich als Gastronom mit Crémants äußerst zufrieden. Die Schaumweine werden traditionell in der Flasche ver­goren, reifen auf der Hefe und sind für das, was sie bieten, hinsichtlich des Preis-Leistungs-Verhältnisses ideal.

Die hohe Produktqualität, gepaart mit dem vergleichsweise geringen Preis zum Champagner etwa, ­gehört ohne ­Zweifel zu den großen Stärken des ­Crémant. In den letzten zehn Jahren hat sich das auch bei den öster­reichischen Konsumenten ­herumgesprochen. »Die Akzeptanz des Produkts hat sich stark verändert. Fragende Gesichter gibt es ­mittlerweile keine mehr«, erzählt Pichlmaier. Vielmehr schätzen seine Gäste den Überraschungseffekt, der mit einem guten Glas Crémant einhergeht.

ZUM TASTING

Elsass an der Spitze

Der Löwenanteil der rund 60 Millionen Flaschen Crémant, die im Jahr 2022 aus Frankreich ausgeführt wurden, entfiel mit 37 Prozent auf die Schäumer aus dem Elsass, gefolgt von der Loire und dem Burgund mit jeweils etwa 22 Prozent. Die restlichen 19 Prozent des Exportvolumens machten die Crémant-Gebiete Bordeaux, Limoux, Jura und Savoyen aus. Zu den wichtigsten Exportmärkten für Crémant gehört neben Belgien, den USA, Italien, Skandinavien und den Niederlanden auch Deutschland. Im Bremer »Engel Weincafé« geht der Trend heute auch zum Crémant. Auch hier liegen die französischen Schaumweine, was den glasweisen Ausschank betrifft, deutlich in Führung, berichtet Jan Muder, der Som­melier des Lokals. Von einem Crémant-Hype im beschaulichen Bremen will er zwar nicht sprechen, verweist aber darauf, dass Schaumweine in den letzten Jahren allgemein im Trend liegen. Eine Tendenz, die schon vor der Covid-Pandemie spürbar war, danach aber noch einmal angezogen habe. Als Grund für die Crémant-Begeisterung nennt auch Muder das hervorragende Preis-Leistungs-Verhältnis:

Der Erfolg von Crémant ist sicherlich der Tatsache geschuldet, dass der eine oder andere mittlerweile weiß, dass er ein mit Champagner vergleichbares Produkt bekommt und das zu einem deutlich niedrigeren Preis. Ganz anders als bei Pro­secco, der preislich nicht weit vom Crémant entfernt ist.

Geht es um ganze Flaschen, greifen seine Gäste im »Weincafé Engel« aber weiterhin zu exklusiveren Produkten wie Winzersekt oder Champagner. Denn Letzterer sei noch immer der Inbegriff von edlem Schaumwein. 

Während Crémant in Deutschland und Österreich bereits auf dem Vormarsch zu sein scheint, steckt er in der Schweiz bisher noch in den Startlöchern. Der Schweizer Weinmarkt ist klassisch geprägt und auf etablierte Provenienzen ausgelegt,
was sich auch in der Akzeptanz der französischen Prickler widerspiegelt. »Crémant kann ein sehr hochwertiger Schaumwein sein und nah an die Qualität eines Champagners herankommen. Trotzdem wird Crémant bei uns deutlich seltener bestellt als Champagner oder Prosecco«, berichtet Kathrin Enz. Die Food-and-Beverage-Managerin der Zürcher »Mövenpick Wein-Bar« führt dies darauf zurück, dass Crémants je nach Herkunft äußerst unterschiedlich ausfallen, was dem Konsumenten die Orientierung erschwere. Dem wirken sie und ihre Kollegen entgegen, indem sie Crémant aktiv anpreisen. »Wir als Gastronomen schätzen die Abwechslung, die Crémants im Offenausschank bieten können, und auch die häufig attraktiven Margen bei den Produkten«, stellt Enz fest. Stärken, die man sich für jeden Wein wünscht.


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Erschienen in
Sparkling Special 2023

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Dominik Vombach
Dominik Vombach
Chefredaktion Schweiz
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