Carmy (Jeremy Allen White) und Sydney (Ayo Edebiri) wollen hoch hinaus.

Carmy (Jeremy Allen White) und Sydney (Ayo Edebiri) wollen hoch hinaus.
© The Walt Disney Company Germany

Feine Klinge, fettes Beef: »The Bear« ist zurück

Im zweiten Akt der hochgelobten Serie eröffnen Carmen »Carmy« Berzatto und Co. ein Restaurant auf Sterneniveau. Verbrennen Sie sich die Finger?

Die erste Staffel von »The Bear« verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Und wurde nun auch mit »beste Comedyserie des Jahres« bei den Emmys 2024 geehrt, zusätzlich zu fünf Auszeichnungen in Comedy-Kategorien.

Kurz nach dem Erscheinen der Serie gab es wenige (Serien-)Gourmets, welche die brillant geschriebene und fast noch besser gespielte Chaos-Sinfonie um den Chicagoer Sternekoch Carmen »Carmy« Berzatto (Jeremy Allen White) und sein Team kulinarischer Underdogs nicht gesehen hatten oder zumindest inständig von ihren Freunden gebeten wurden, sich doch endlich Disney+ zuzulegen.

In den wenigsten Fällen fällt der zweite Gang einer so erfrischenden Produktion ebenso gut aus, wie der erste. Mehr Budget, mehr Produzenten und ein vorsichtiges Angleichen an die Sehgewohnheiten des Mainstreams glätten zuweilen die Kanten, an denen man sich sonst genüsslich die Zähne ausbeißt. Aber eins vorab – »The Bear« ist einfach anders gut.

© The Walt Disney Company Germany

Höher hinaus

Schon die spiralförmige Kameraführung zieht einen, gleich eines verheißungsvollen Amuse Bouches, sofort in ihren Bann. Oder vielmehr in einen Sog, der prophezeit, dass wir uns in den gesunden zehn Folgen des zweiten Aktes intensiver mit dem Innenleben der Protagonisten beschäftigen werden, die zwar mit weniger Fallhöhe, dafür mehr Elan dabei sind, die gute alte Beef-Bude in einen Fine-Dining-Spot zu verwandeln. Carmy und die nach wie vor exquisite Sydney (Ayo Edebiri) arbeiten fieberhaft an einem neuen »Chaos Menü«, (wenn auch zuweilen abgelenkt von Liebesdingen), Richard »Richie« Jerimovich (Ebon Moss-Bachrach) befindet sich auf Sinnsuche und der Rest des Teams versucht sich an einem aromatischen Parkour aus bürokratischen Hürden und kulinarischer Ausbildung von New York bis Kopenhagen.

© The Walt Disney Company Germany

Tiefer hinab

Was das Ganze aber vor allem für Gourmets wirklich interessant macht, ist die Detailverliebtheit, mit der erzählt wird. Zwischen dem gewohnten Hagelsturm aus Schimpfwörtern und dem unübersichtlich chaotischen Tempo, das zum »Bear«-Stil gehört, wie die Pfanne in die Küche, finden sich immer wieder lange, fast besinnliche Momente der Ruhe. Dabei werden mit feiner Klinge nicht nur individuelle Wege und Nischen des kulinarischen Kosmos erforscht, sondern auch das Stichwort der »Freude« in den Fokus genommen. Kernfrage: Wie bekommt man einen Stern und hat auch noch Spaß dabei? Denn Carmy ist sich zu Beginn sicher, dass die Aufnahme in den Foodie-Olymp Gefühle der Freude im Keim erstickt.

Hollywood meets Chicago

Ambivalent wird es auch, wenn in den wohl düstersten Szenen der Serie, welche die »Glücksritter«-artige Reise kontrakarieren, sich auf einmal der reinste Reigen oscarprämierter Schauspieler:innen ein Stelldichein gibt und Darbietungen abliefert, die man in dieser Form sonst nur im Kino sieht. Aber wir wollen an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Doch würde Falstaff für Filmkunst Gabeln vergeben, so wären es wohl ganze vier.

»The Bear« Staffel 2 ist seit 16. August auf Disney+ zu sehen.

Fee Louise Schwarz
Fee Louise Schwarz
Digital Redakteurin
Mehr zum Thema