Der Blick ins Traisental bei Wagram ob der Traisen zeigt die Kleinteiligkeit der einzelnen Parzellen in den Hanglagen.

Der Blick ins Traisental bei Wagram ob der Traisen zeigt die Kleinteiligkeit der einzelnen Parzellen in den Hanglagen.
© ÖWM / Robert Herbst

Finesse à la Traisental: Alles über eines der kleinsten DAC-Gebiete

Das erst seit 1995 existierende Weinbaugebiet Traisental ist eine der kleinsten DAC-Herkünfte Österreichs, es verfügt heute über rund 850 Hektar Anbaufläche. Die mit Abstand meistgepflanzte Rebsorte ist mit über 60 Prozent der Grüne Veltliner.

Diese Sorte und dazu auch den mit rund 6 Prozent vertretenen Riesling dürfen die rund 130 Winzerfamilien des Traisentals seit dem Jahrgang 2006 als DAC-Weine abfüllen.

 

Zum Tasting

 

Die Weingärten der Region Traisental liegen an Abhängen der Hügel, die das Tal einsäumen, während unten im flachen Talgrund der Ackerbau und Auen dominieren. Erst am Talrand finden sich die terrassierten Weingärten. Um den Charakter der Traisentaler Weine zu verstehen, muss man dieses besondere Terroir etwas näher beleuchten. Hier besteht der Untergrund hauptsächlich aus kalkhaltigem Sedimentgestein, Reben müssen hier ganz besonders in die Tiefe wurzeln. Die Basis bildet verfestigter Schotter, den die Ur-Traisen vor vielen Millionen Jahren aufgeschüttet hat und der heute in höheren Lagen am westlichen Talhang zu finden ist. Auf der rechten Talseite dominieren kalkreich leicht verhärtete Sande der Dietersdorf-Formation, die meist von Löss überlagert ist.

Kein anderes Weinbaugebiet ist so stark von einer einzigen Rebsorte geprägt wie das Traisental mit seinem enormen Veltliner-Anteil von über 60 Prozent.

Diese beiden speziellen Böden bilden aber nur rund 20 Prozent der Flächen. Die große Mehrheit der Rebflächen steht auf tiefgründigerem Löss, der häufiger am linken Talhang von Konglomerat-Anteilen durchsetzt ist. In den besten Lagen entstehen von guter Säurestruktur geprägte und sehr langlebige Weine. Der Faktor Zeit ist im Traisental von großer Bedeutung, denn die Weine der kalkreichen Böden entwickeln sich vergleichsweise langsam. Nirgendwo ist der Prozentsatz an Grünem Veltliner so groß wie hier, wo er nahezu zwei Drittel einnimmt. Die Sorte entwickelt eine angenehme Würze und Kühle, verfügt über ein straffes Säurerückgrat und eine klassische sortentypische Aromatik. Vordergründige Fruchtigkeit und unmittelbare Zugänglichkeit zählen nicht zu den Stärken des Traisentals. Die Weine aus den besten Lagen, sie tragen Namen wie »Zwirch«, »Berg«, »Alte Setzen«, »Hochschopf«, »Rothenbart«, »Sonnleiten« oder »Fuchsenrand» sind geprägt von tiefer Mineralität, dabei elegant und von feinen Aromen markiert. Erst nach zwei bis drei Jahren erreichen die Riedenweine ihre erste Trinkreife, das gilt für Veltliner und Riesling in gleicher Weise, auch Weißburgunder und Chardonnay verlangen mehr an Geduld als Weine in so manch anderer Region.

Herkunft im Vordergrund

Um die jeweilige Herkunft der Traisentaler Weine für den Konsumenten möglichst optimal aufzubereiten, wurden über die geschützte Herkunftsbezeichnung Traisental DAC hinaus weitere Überbegriffe definiert. So wurden drei Großlagen bestimmt: unter »Venusberg« firmieren Weine, die auf den Böden auf der rechten Seite der Traisen gewachsen sind, jener Linie, die sich von Süden nach Norden zwischen St. Pölten und Traismauer erstreckt. Auf der linken Seite des Flusses dominiert das Hollenburg-Karlstettner Konglomerat als Boden. Diese im Westen an den Göttweiger Berg des Kremstals angrenzende Region bringt die Weine mit der Großlagenbezeichnung »Parapluiberg« hervor. Im Westen von Herzogenburg Richtung Dunkelsteiner Wald ist die Böhmische Masse als Bodentypus bestimmend – diese noch am wenigsten bekannte Großlage des Traisentales heißt »Wölblinger Urgestein«. Die DAC-Weine für die Sorten Grüner Veltliner und Riesling sind in der Form der bereits bekannten Qualitätspyramide aufgebaut. Die breite Basis ist der Gebietswein, der für leichtere, frische und zugängliche Weine steht, die schon jung viel Trinkvergnügen bereiten. Darüber stehen auf der nächsten Ebene die Weine einer einzelnen Katastralgemeinde und vermitteln das jeweilige Mesoklima. Neben den beiden Angelpunkten Herzogenburg und Traismauer zählen Inzersdorf, Nussdorf, Reichersdorf, Wagram ob der Traisen, Theyern, Unterwölbing und Sitzenberg zu den schon bekannteren Ortsappellationen. Das Klima betreffend sorgen die kühlen Winde, die von Südwest und von den Voralpen ins Tal eindringen, dafür, dass die Durchschnittstemperaturen im Traisental im Süden niedriger sind, als im nördlichen, dem Donautal näheren Bereich, was sich auch in Sachen Frische und Reife in den Weinen niederschlägt. Der präziseste Niederschlag einer Herkunft spiegelt sich in den raren Riedenweinen nieder. Einige Rieden haben es dank des Engagements der jeweiligen Winzer bereits zu größerer Bekanntheit gebracht. Die Rieden Sonnleithen und Rosengarten aus Wagram stehen für saftig elegante Weißweine, die Ried Hochschopf in Nussdorf/Neusiedl, Ried Pletzengraben und Rothenbart oder Zwirch in Inzersdorf/Getzerdorf, Alte Setzen in Reichersdorf, oder die bereits als Spitzenlage gehandelte Ried Berg in Getzersdorf versprechen individuelle Spitzenklasse dank bestem Terroir und der jeweiligen Handschrift des Erzeugers.

Exoten – Wenig, aber gut

In einer Region, die so stark auf eine Hauptsorte setzt, ist das Sortiment straffer. Natürlich lassen es sich viele der flaschenfüllenden Winzer nicht nehmen, auch die Vielfalt der Varietäten zu erproben. Im Weißweinbereich sind es vor allem Weißburgunder und Sauvignon Blanc, mit denen hervorragende Ergebnisse erzielt werden. Man findet auch Chardonnay Welschriesling, der duftige Gelbe Muskateller wird zunehmend populärer. Ein Viertel der Flächen sind Rotweinsorten gewidmet, fünfzig Prozent davon dem Blauen Zweigelt.  Der große Rotwein aus dem Traisental ist bisher nicht gefunden, aber mit den Sorten Pinot Noir und St. Laurent könnte im Zusammenspiel mit der Klimaerwärmung in der Zukunft etwas zu erwarten sein.


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GEBIETSVINOTHEK


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Im Schloss Traismauer kann man in der »Weinartzone« von April bis Oktober in lässiger Atmosphäre die besten Weine von 20 ausgewählten Winzern desTraisentales verkosten und zu Ab-Hof-Preisen einkaufen.
weinartzone.at


Beste Einzellagen

Detailinformationen zu allen Rieden des Traisentals gibt es zu finden auf
riedenkarten.at

Erschienen in
Falstaff Nr. 02/2023

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Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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