Am Brunnenmarkt liegt der Duft von Früchten, fremden Gewürzen und Speisen in der Luft.

Am Brunnenmarkt liegt der Duft von Früchten, fremden Gewürzen und Speisen in der Luft.
© Lukas Ilgner

Grätzl-Guide: Best of Brunnenmarkt

Die Gegend um Yppenplatz und Brunnenmarkt ist eines der buntesten Viertel Wiens. Der südländisch-orientalische Straßenmarkt verströmt internationales Flair, wir präsentieren die besten Tipps.

Der Brunnenmarkt ist einer der Orte, wo Wien sich wie eine richtige Weltstadt anfühlt. Wer über den Markt spaziert, könnte meinen, in einer der spannenderen Gegenden von London gelandet zu sein. Marktfahrer preisen Granatäpfel oder Artischocken an, daneben wird mit Kleidung gehandelt oder Fleisch verkauft – etwa ganze geräucherte Kalbsfüße, -köpfe und diverse Kutteln. Vor Teehäusern stehen Würstelstände, und Burek-Läden buhlen mit Falaffelständen um Kundschaft.

Die Keimzelle des »Kent«-Imperiums und eine Wiener Restaurant-Institution. Das türkische Restaurant punktet auch mit seinem schönen Gastgarten im Innenhof.
© Eura Media e.U.
Die Keimzelle des »Kent«-Imperiums und eine Wiener Restaurant-Institution. Das türkische Restaurant punktet auch mit seinem schönen Gastgarten im Innenhof.

Spannende Mischung

Man kann hier nicht nur herrlich spazieren, schauen, staunen, einkaufen und essen, sondern auch ganz direkt beobachten, wie wichtig Migranten für die kulinarische Kultur einer großen Stadt sind: Nicht nur, weil sie neue Zutaten und Ideen mitbringen, sondern auch, weil sie oft ungewöhnlich hart und für wenig Geld arbeiten. Einige der Restaurants, Imbisse und selbst Geschäfte hier sind 365 Tage im Jahr und oft noch zu sehr später Stunde geöffnet und verlangen Preise, die so gut wie niemanden ausgrenzen.

Neue arabische Ecke

Die türkische Community ist immer noch die sichtbarste in der Gegend. Das Restaurant »Kent«, die Stammzelle eines mittlerweile kleinen Imperiums mit sechs Lokalen, ist für viele Wiener eine Institution, egal, ob sie in Ankara oder der Josefstadt geboren sind. Das Essen ist solide, das Kebap vom Holzkohlegrill und der Sütlac (türkischer Milchreis) ziemlich gut, der schattige Kies-Gastgarten ist ein wunderbarer Ort, um an einem heißen Sommertag ein kühles »Effes« oder heißen Chai zu schlürfen und von Istanbul zu träumen. Direkt neben dem »Kent« verkauft die Bäckerei »Trabzon« (benannt nach der Stadt am Schwarzen Meer) frisches Simit und mächtige Fladenbrote frisch aus dem noch mächtigeren Holzofen.

Noch etwas jünger ist die arabische Community der Gegend. Seit etwas mehr als einem Jahr gibt es ein arabisches Eck am Markt: Dort, wo die Gaullachergasse die Brunnengasse kreuzt, haben ein Syrer und ein Iraker kleine Imbissstände eröffnet: »Al Hammoud« bäckt frisches Fladenbrot und füllt es mit Kichererbsen, gebratenem Fleisch und allerlei Gewürzen, »Firas Abu Harba« grillt vis-à-vis saftige kleine Fleischspieße, und »Annan al Masar« verkauft syrische Linsensuppe und Hühnersandwiches. Wer meint, Wien dürfe nicht einmal ein klein bisschen Damaskus werden, sollte zumindest einmal kosten, bevor er urteilt.

Einer der besten Italiener der Stadt, auch wenn hier ein Schweizer kocht: Raetus Wetter und seine Frau Lea servieren saisonale, vom nahen Brunnenmarkt geprägte Küche und ausgesuchte Weine.
© Lukas Ilgner
Einer der besten Italiener der Stadt, auch wenn hier ein Schweizer kocht: Raetus Wetter und seine Frau Lea servieren saisonale, vom nahen Brunnenmarkt geprägte Küche und ausgesuchte Weine.

Aus aller Welt

Am Yppenplatz selbst wird es dann noch einmal internationaler. Am Samstag, wenn hier Bauernmarkt ist, bekommen die türkischen Gemüseverkäufer Konkurrenz von Wein- und Waldviertler Bauern, die Erdäpfel, Geselchtes und Wein in der Literflasche verkaufen. Mit Stephan Gruber von »kaes.at« steht hier (direkt bei »Staud’s«) außerdem einer der besten Käsehändler des Landes und bietet seine Waren feil.

Das kulinarische Herz des Platzes ist das Restaurant »Wetter«: Der Schweizer Raetus Wetter und seine Frau Lea servieren hier fantastische italienische Küche, oft aus Marktprodukten weit jenseits österreichischer Italien-Klischees. Besonders lohnend ist auch hier ein Besuch am Samstagmittag, wenn draußen vor dem Lokal noch das Marktleben braust und Wetter oft spezielle Tagesgerichte auf der Karte hat (italienischer Hahnenkamm-Eintopf etwa).

Gut hundert Meter südlich vom »Wetter« verkauft Irene Strobl in ihrem »La Salvia« allerlei Köstlichkeiten von der nördlichen Adria und aus Istrien: Branzino aus der Bucht hinter Piran etwa, oder Jamar, einen in Höhlen gereiften Käse aus dem Karst nördlich von Triest. 100 Meter in die andere Richtung, vom »Wetter« hinauf zur Ottakringer Straße, bietet das austro-kanadische Ehepaar hinter »BLVB« allerlei  Eingelegtes und Vergorenes aus mitunter sogar selbst gesammelten Zutaten: Wollten Sie immer schon einmal vergorenen Karfiol mit Radieschen, Erdbeeren und Paprika probieren? Hier haben Sie die Chance!

Und falls wer etwas in Wien wirklich Seltenes und Exotisches sucht: In der »Kärntnerei« verkauft Günther Ellersdorfer sehr gute, hausgemachte Kärntner Kasnudeln.

»La Salvia«: Vinothek, Feinkostladen und Aperitivbar, in der man Antipasti und wöchentlich variierende Weine und Prosecchi verkosten kann.
Foto beigestellt
»La Salvia«: Vinothek, Feinkostladen und Aperitivbar, in der man Antipasti und wöchentlich variierende Weine und Prosecchi verkosten kann.
»BLVB«: Ulrich Wolfger und seine Frau Saly verkaufen am Brunnenmarkt Fermentiertes. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
© BLVB
»BLVB«: Ulrich Wolfger und seine Frau Saly verkaufen am Brunnenmarkt Fermentiertes. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Tipps & Adressen

Restaurants

Cafés

Spezialitäten

  • BLVB, Weyprechtgasse 12/1, 1160 Wien
  • Kärntnerei, gegenüber Yppenplatz 2, 1160 Wien
  • La Salvia, Yppenplatz Marktstand 139, Ecke Weyprechtgasse, 1160 Wien
  • Annan al Masar, Brunnengasse / Ecke Gaullachergasse, 1160 Wien
  • Firas Abu Harba, Brunnengasse / Ecke Gaullachergasse, 1160 Wien
  • Al Hammound, Brunnengasse / Ecke Gaullachergasse, 1160 Wien


Sandra Wobrazek
Autor
Mehr entdecken
Mehr zum Thema