Vom Schlosspark-Picknick bis zu Gaumenfreuden-Gängen. Landküche auf hohem Niveau ist in die steirischen Schlösser eingezogen. Ein Streifzug zu den schönsten kulinarischen Hotspots in ehrwürdigen Gemäuern.
Knarrende Holzdielen, Wände aus Stein bis zu zwei Meter dick, Räume aufgeladen mit jahrhundertealter Geschichte, umgeben von romantischen Gärten und liebevoll gepflegten Parkanlagen: Die historischen Schlösser in der Steiermark faszinieren mit ihrem einzigartigen Ambiente. Ganz besonders, wenn diese auch noch mit kulinarischen Genüssen verbunden sind. In den ehrwürdigen Gemäuern haben sich Haubenköche niedergelassen und servieren, inspiriert von der Umgebung, Gerichte auf hohem Niveau. War einst die reich gedeckte Tafel nur Adeligen oder prominenten Besuchern vorbehalten, darf heute jeder Gourmet durch die Pforten schreiten und sich herrschaftlich verwöhnen lassen.
Zuerst etwas für das Auge. Zum Beispiel das »Schloss Farrach«. 1670 wurde Schloss Farrach von Freiherr Carl Friedrich von Teuffenbach im italienischen Renaissance-Stil errichtet. Durch die originalgetreue Renovierung der Fassade hat es den Charme von damals beibehalten. Daher lohnt sich ein Blick auf die Mosaike, die aus Bruchstücken von Ziegelstein und Schlacke, einst Abfall der umliegenden Kohle- und Silberbergbaubetriebe, gestaltet wurden. Seit rund 30 Jahren wohnt Familie Stöhr im Schloss und kocht für Gäste. »Unser Ziel war von Anfang an eine gehobene Küche. Im Laufe der Jahre hat sich diese stark hin zur Regionalität weiterentwickelt und das passt auch gut zum Haus«, erzählt Haubenkoch Alexander Stöhr. Selbst wenn der Erhalt des Schlosses viel Kraft und Geld kostet, liegt ihm das Haus am Herzen. »Wenn wir auf die lange Historie zurückblicken, ist unser Wirken nur ein Funkenschlag. Trotzdem fühlen wir uns dem Haus gegenüber verpflichtet und möchten es für kommende Generationen bewahren.«
Immer wieder war das Schloss im Laufe seiner Geschichte ein Ort der Kulinarik. So nächtigte 1797 Napoleon auf der Durchreise kurz vor der Unterzeichnung des Vorfriedens von Leoben im Schloss. Hundert Jahre später wurde hier Bier gebraut. Damals war die Farracher Bierbrauerei die modernste Brauerei in der Steiermark, bis sie ein Raub der Flammen wurde. Heute gibt es kein eigenes Bier mehr, aber eine Nachspeise, die eng mit dem Schloss verbunden ist und nur auf Vorbestellung serviert wird: die Farracher Schlossnockerln. »In unseren ersten Jahren hatten wir spezielle Themenwochen und ich probierte Somlauer Nockerln als Hommage an die pannonische Küche. Allerdings sind sie etwas anders geworden, moderner, mit weniger Rum und Schlagobers«, erzählt Stöhr. Als Somlauer Nockerln gingen sie nicht mehr durch, daher bekamen sie ihren eigenen Namen. Obwohl die Nachspeise eigentlich nicht mehr ganz dem Zeitgeist entspricht, ist sie bei den Stammgästen nach wie vor beliebt. Aber auch die Herzkirsch-Tarte mit Bitterschokolade oder das Kürbiskernkrokantparfait mit Erdbeeren sind süße Gaumenschmeichler aus der Schlossküche.
1908 war Jugendstil in Österreich so richtig schick. Wer etwas auf sich hielt, ließ sich von Architekt Otto Wagner die Räume gestalten. Auch das »Steirerschlössl« trägt seine Handschrift. Das Restaurant wirkt mit seinen hohen Decken elegant, und überall stechen Jugendstilelemente ins Auge. Mittendrin arbeitet Küchenchef Martin Steinkellner an genussvollen Gerichten. Die Speisekarte wechselt und ist geprägt von steirischen Klassikern mit internationalen Einflüssen. Dabei setzt Steinkellner ganz auf das Geschmackserlebnis: »Bei mir kommen nur drei Komponenten auf den Teller: eine Hauptkomponente, eine Sättigungsbeilage und eine Gemüsebeilage. Diese werden in verschiedenen Texturen präsentiert.« So können sich die Gäste ganz auf das einlassen, was auf ihrem Teller liegt, ergänzt durch ein warmes Gefühl des Willkommenseins. Konkret sieht das dann so aus: Kräuterschaumsuppe mit Sauerrahmtascherl, Filet vom Ausseerland Saibling mit cremigen Kohlrabi und Kartoffelgebäck, Curry vom Seetaler Weidelamm mit Kokosschaum, hausgemachte Pasta mit eingelegtem Kürbis und Ziegenfrischkäse sowie Sorbetvariationen mit Marillenröster. Wenn das Wetter mitspielt, kann sogar draußen im malerischen Garten diniert werden.
Beeindruckende tausend Jahre Geschichte kann das Schloss Pichlarn vorweisen. Immer wieder war es ein Kraftort für Erholungsuchende, und seit 1972 wird diese Tradition als Sternehotel fortgeführt. Selbst Spitzenköche können sich der Anziehungskraft der steirischen Schlösser nicht entziehen. Haubenkoch Gottfried Prall ist zum dritten Mal im Schloss. »Das Schloss ist mir immer am Herzen gelegen und es ist etwas ganz Eigenes hier heroben im Ennstal. Ich habe mich immer sehr wohl gefühlt.« Das überträgt sich auf die Gerichte. Prall setzt auf eine Kombination aus österreichischer mit italienischer Küche und verwendet dabei regionale Produkte. »Wir sind stolz auf die hervorragenden Produkte unserer Heimat. Deshalb legen wir großen Wert auf den Eigengeschmack der Grundprodukte, die vorwiegend aus der Umgebung kommen.« Knackiges Gemüse, frische Salate und duftende Kräuter kommen aus dem eigenen Gewächshaus. »Aus unserer eigenen Pichlarner Gartenkresse wird eine feine Cremesuppe gezaubert, und auch die Bio-Eiernockerl und die Bio-Eierspeis mit Kernöl stammen vom hauseigenen Landgut.« 250 Hühner zeigen hierfür täglich Einsatz. Saisonale Schmankerln wie geröstete Eierschwammerln aus dem Wald sind Highlights auf der Karte. Nur wer sein Küchenhandwerk versteht, kann mit hochwertigen Produkten kreative Gerichte kreieren.
Ein Aperitif auf der Terrasse, sich verwöhnen lassen wie einst die Adeligen und betuchten Gutsherren, durch historische Räume streifen und sich von Geschichte umgeben lassen: Bei einem Restaurantbesuch im Schloss lassen sich gleich verschiedene Genussmomente miteinander verbinden. Ritterschmaus im mittelalterlichen Gewölbe, Wein verkosten in dunklen Kellern bei Kerzenschein, Picknicks in rosenumrankten Gärten neben plätschernden Brunnen, romantische Liebesschwüre mit Ringwechsel, spannende Ausstellungen und Führungen, Aussichtsplätze auf Türmen erklimmen und selbst hergestellte Köstlichkeiten aus der Region im Laden entdecken: Abseits der Haubenküche bieten die steirischen Schlösser viele unterschiedliche Erlebnisse und Ausflugsmöglichkeiten für die ganze Familie. Mit und ohne Schlossgeist sind sie immer ein unvergessliches Erlebnis!
Regionale Küche, frische Produkte und viel italienisches Renaissance-Flair: Das Essen ist ein genussvolles Erlebnis und die Gerichte besonders kunstvoll arrangiert. Feinschmecker werden zufrieden nach Hause gehen.
Österreichische Küche mit Fokus auf den wesentlichen Geschmack: Im Jugendstil-Kleinod lohnt sich mittags und abends ein Besuch – wegen der Gerichten und des Ambiente.
Das Lustschloss mit 1.000-jähriger Geschichte ist heute ein Fünf-Sterne-Hotel mit Haubenrestaurant direkt beim Golfplatz. Österreichische Küche verbindet sich hier mit italienischen Einflüssen, zubereitet mit regionalen Produkten zum Teil aus eigenem Anbau.
Schlosshotel Seewirt
Kein Schloss im eigentlichen Sinne, aber mit viel herrschaftlichen Charakter kann in der ehemaligen Almwirtschaft des Fürsten Schwarzenberg heute à la carte gegessen werden.
Gebratene Rinderrouladen, steirisches Backhendl oder Bio-Pasta: Richtig gute Landküche tischt Benjamin Melcher in romantischer Schloss-Atmosphäre auf. Tipp: Wer ein besonderes Erlebnis sucht, kann den Chefs Table direkt in der Küche buchen und exklusive Einblicke in die Zubereitung der Speisen bekommen.
Wallerfilet, Frischkäsetascherl, Haselnuss-Canelloni: Im einstigen Wasserschloss aus dem Jahr 1443 wird in den gemütlichen Gaststuben herrschaftlich gut gespeist. Gekocht wird mit regionalen Zutaten, Weine werden aus dem Weinkeller serviert.
Urig ist es in der Schlosstaverne, in der auch Verkostungen des eigenen Weins angeboten werden. Der Besuch lässt sich vor Ort gut mit einer Führung durch das Schloss kombinieren.
1284 wurde das hübsche Schloss erbaut, das heute einige Ausstellungen beherbergt. Im Inneren werden Gäste beim Schlosswirt versorgt, im Museumsladen gibt es Produkte aus der Region. Mittelaltersaal und Gutsherrenessen mit Schilcherrahmsuppe, Buchteln, Wild und Ripperln können für Gruppen gebucht werden.
Kilgers Schloss Gamlitz
Wein und Wurst aus eigener Erzeugung können auf Schloss Gamlitz bei einer Verkostung probiert werden. Unbedingt vorab ankündigen! Ab Hof kann auch Wein eingekauft werden.
Kunst, Kultur und Gartenromantik werden hier groß geschrieben. Exquisit aufgekocht wird im Restaurant »Hofstüberl« mit hausgebeiztem Lachs oder Kalbsfilet im Rohschinken. Ein paar Mal im Jahr wird der Gaisrieglhof zum À-la-carte Restaurant.
Schloss Pöllau
Recht imposant ist das ehemalige Augustiner Chorherrenstift, das bei einer Führung besichtigt werden kann. Danach lohnt sich ein Abstecher in den Schlosspark zum Parkcafé, wo hausgemachte Mehlspeisen, Eis und Waffeln auf Naschkatzen warten.
Schloss Riegersburg
Die Riegersburg gehört zu den top Ausflugszielen in der Region. Der Weg ist gesäumt von Weinreben, aus denen der Burgwein hergestellt wird. Dieser kann vor Ort verkostet und gekauft werden.
Schloss Thannhausen
Gleich neben dem Renaissance-Schloss mit seinen eindrucksvollem Arkadenhof kann in der Schlosstaverne saisonal geschlemmt werden. Unbedingt auch die frischen heimischen Fische probieren.
Schloss Kassegg
Umsäumt von Wald und Wiesen ist Schloss Kassegg heute ein Naturhotel. Neben der Kulinarik im Schlossrestaurant kann ein Kerzenscheindinner zu zweit im Turmstübchen gebucht werden. Auf Vorbestellung wird auch ein Jausensackerl fürs Wandern im Nationalpark Gesäuse hergerichtet.
Schloss Burgau
Kunsthandwerk im Sommer, Weihnachtsmarkt im Winter: Das Wasserschloss Burgau ist bekannt für seine Veranstaltungen. Aber vor Ort können auch regionale Spezialitäten gekauft und im Schlosscafé im Rundturm kann eingekehrt werden.
kunsthandwerk-schlossburgau.com
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