Schaumweine aus Frankreich, Spanien und vielen anderen Ländern sind eine gute Alternative.

Schaumweine aus Frankreich, Spanien und vielen anderen Ländern sind eine gute Alternative.
© Shutterstock

In achtzig Perlen um die Welt: Eine Schaumwein-Reise

Es muss nicht immer die Champagne sein! Falstaff stellt Ihnen alternative Schaumweine vor, die zu festlichen Canapés und dekadenten Frühstücksgerichten passen.

Um es klar zu sagen: Wir lieben die hinreißende Sinnlichkeit des Champagners, und die messerscharfe Klarheit des Chablis ist in der Tat etwas Schönes. Aber wir wären auch nicht abgeneigt, eine oder zwei Flaschen weißen Burgunders von der Côte de Beaune auf unserem Weihnachtstisch zu sehen. Zusammen bilden sie die »drei Cs der Weihnacht«, die sich bewährt haben und mit tadellosen Referenzen durch den Schornstein kommen. Aber es gibt wichtige Gründe, sich in diesem Jahr auch in anderen Regionen umzusehen. Abgesehen von dem einfachen Wunsch nach Neuem sind die Budgets knapp. Mit ein wenig Querdenken und einem Auge für das Preis-Leistungs-Verhältnis können Sie immer noch wie Gott in Frankreich feiern und gleichzeitig aufregende neue Weinerlebnisse entdecken.

Champagner ist so gut wie ein Synonym für Feierlichkeiten: Die beträchtlichen Marketingbudgets der großen Häuser haben dies in unser kollektives Bewusstsein eingeprägt. Aber es handelt sich um ernsthafte Weine, die mit außerordentlicher Liebe zum Detail hergestellt werden –  sie erfordern Zeit und Konzentration. Sie sind nicht unbedingt das Richtige für ein festliches Frühstück. In solchen Situationen ist oft etwas Leichteres gefragt – im Profil und im Geldbeutel. Sie wollen gesellig sein, nicht anspruchsvoll.

Ein französischer Crémant für jede Gelegenheit

Die alternativen Schaumweine Frankreichs sind ein hervorragender Startpunkt. Es gibt acht regionale Crémants, und die drei größten, Loire (vorwiegend Chenin Blanc), Elsass (vorwiegend Pinot Blanc) und Bourgogne (vorwiegend Chardonnay und Pinot Noir), bieten typischerweise leichte Apfel-/Birnen- und Zitrusfrüchte, gepaart mit biskuitartigen Noten aus traditionellen Herstellungsverfahren. Wenn Sie es übertreiben wollen, gibt es jetzt für jeden Wein eine Qualitätsstufe: »Prestige«, »Emotion" und »Eminent/Grand Eminent«. Diese Bezeichnungen stehen für strengere Anforderungen an die Rebsorte und eine längere Mindestalterung, was sich auch im Preis niederschlägt.

Eine Flasche »La Burgondie Cremant de Bourgogne Brut Reserve«.
© Shutterstock
Eine Flasche »La Burgondie Cremant de Bourgogne Brut Reserve«.

Das Rhônetal ist die Heimat von zwei Konkurrenten. Der Crémant de Die wird trocken aus der Clairette-Traube hergestellt, aber die Zugabe von Muscat und Aligoté verleiht ihm blumige Noten und einen Hauch von Süße, der sich perfekt für Aperitifs eignet. Sein Cousin Clairette de Die wird trotz seines Namens meist in süßer Form aus Muscat Blanc à Petits Grains hergestellt. Er ist eine duftende Perle, die sich gut gekühlt und mit einem erfrischend niedrigen Alkoholgehalt genießen lässt.

Der süße und der trockene italienische Sprudel

Auch die süßen Schaumweine aus dem Piemont eignen sich hervorragend als Begleiter zu süßen Knabbereien. Entscheiden Sie sich für den intensiv traubigen Asti (Spumante) oder den süßeren, halbperlenden Moscato d'Asti. Beide sind leicht und machen Spaß, mit einem Alkoholgehalt von etwa 5-8 Prozent vol. Vielleicht stoßen Sie auch auf die jüngste Innovation der Region, den Asti Secco, der mit Blick auf den Prosecco-Markt halbtrocken hergestellt wird, an. Aus dem Piemont stammt auch der Alta Langi, ein nach traditioneller Methode hergestellter trockener Schaumwein, der aus den klassischen Champagnertrauben Chardonnay und Pinot Noir/Nero sowie bis zu 10 Prozent anderen, lokal angebauten Sorten gewonnen wird.

Asti Spumante.
© Shutterstock
Asti Spumante.

In Richtung Osten und Norden finden Sie die beiden aufstrebenden Stars des italienischen Marktes für traditionelle Schaumweine: Franciacorta und Trentodoc. Auch hier sind die klassischen Champagnersorten zu finden, mit gelegentlichem Zusatz von Weißburgunder/Bianco. Franciacorta ist der reifere, steinfruchtigere der beiden Weine; Trentodoc, der vom Fuße der Alpen stammt, ist schlanker und von strengerer Eleganz. Beide sind ausgezeichnete und stilvolle Ergänzungen zu saisonalen Festen.

Ebenfalls nie verkehrt: Prosecco! Handgeerntete und sorgfältig hergestellte Exemplare können perfekte Partyweine sein. Die höherwertigen DOCG-Proseccos aus Conegliano, Valdobbiadene und Asolo sind inzwischen sogar in den Supermarktregalen zu finden. Achten Sie jedoch auf Etiketten mit der Bezeichnung »Rive« (ein einzelnes Weingut oder ein Weinberg) oder »Cartizze« (ein besonders hochwertiger Weinberg). Hier werden die Trauben mit deutlich geringeren Erträgen geerntet, was den Weinen mehr Intensität und Körper verleiht.

Elegante spanische Cavas und innovative Riojas

Der Verkauf von Cava ist in den letzten zehn Jahren angesichts der Prosecco-Manie ins Stocken geraten. Viele spanische Qualitätsweine sind daher zu einem relativ günstigen Preis zu haben. Selbst Cava der Einstiegsklasse wird (im Gegensatz zu Prosecco) nach der traditionellen Methode der Flaschenreifung hergestellt, doch sollten Sie sich für eine »Reserva« oder »Gran Reserva« entscheiden, wenn Sie eine längere Reifung und mehr Komplexität wünschen. Der örtliche Weinrat, der »Consejo Regulador del Cava«, hat eine weitere Kategorie für Weine aus Einzellagen eingeführt - achten Sie auf die Bezeichnung »Cava de Paraje Calificado« auf den Etiketten. Die beiden größten Erzeuger, »Codorníu« und »Freixenet«, bieten eine Reihe von Qualitätsstufen und Preisen an, darunter auch Jahrgangscavas. Für die Abenteuerlustigen gibt es viele kleinere Erzeuger zu entdecken.

In der berühmten Region Rioja hat der dortige Consejo vor kurzem den »Espumoso de Rioja« eingeführt – Schaumweine, die aus hochwertigen, von Hand geernteten Früchten hergestellt werden und eine beträchtliche Zeit der Reifung durchlaufen. Der Gran Añada, ihr Spitzenprodukt, muss mindestens 36 Monate auf der Hefe liegen (strenger als die Mindestanforderungen für Jahrgangschampagner).

Deutschlands und Österreichs schäumende Klassiker

Es mag Sie überraschen, dass der weltweit größte Verbraucher von Schaumwein weder Frankreich noch das Vereinigte Königreich oder die USA ist – wohin dagegen viel Champagner verschifft wird: Deutschland. Hier werden große Mengen an Sekt hergestellt, oft mit importierten Trauben. Der internationale Markt für diese Weine ist nicht sehr groß, aber mit in Deutschland angebauten Trauben wird es interessanter. Die Bezeichnung »Deutscher Sekt b.A.« steht für Trauben, die in einem der 13 deutschen Anbaugebiete angebaut werden; ein »Winzersekt« garantiert Ihnen einen Gutswein, der aus bestimmten Sorten nach traditioneller Methode hergestellt wird. Hier treffen Sie am ehesten auf Rieslingsekt. Sie sind ein absoluter Hochgenuss und zeigen die sortentypische Eleganz, manchmal mit einer angenehmen Rauchnote aus der Weinbereitung.

Österreich hat seine eigenen Klassifizierungen für Sekt, aber die Bezeichnungen »Reserve« und »Große Reserve« weisen zumindest auf handverlesene, nach traditioneller Methode hergestellte Weine aus bestimmten Regionen hin. Halten Sie Ausschau nach Österreichs unverkennbarem Grünem Veltliner in prickelnder Form, der Sie überraschen und begeistern wird.

England: eine Nation für Qualitätswein

Englischer (und walisischer) Schaumwein gehört heute zur Weltspitze, wobei über 70 Prozent aller britischen Rebstöcke mit klassischen Champagnersorten bepflanzt sind. Die klimatischen Veränderungen, die das Gedeihen dieser Sorten ermöglichten, zähmten auch die bisweilen beängstigende Säure der Vergangenheit: Die Weine zeigen heute eine fruchtige Reife, die auf der Insel noch vor wenigen Jahren unbekannt war. Es ist jedoch nach wie vor eine Herausforderung, in dem feuchten britischen Klima Reben anzubauen (selbst auf den Kreideböden, die Südengland mit der Champagne teilt), was sich auch in den Preisen widerspiegelt. Aber es ist eine Herausforderung, der sich Erzeuger wie »Nyetimber«, »Ridgeview« und andere in hervorragender Weise gestellt haben. Wenn Sie über ein Budget für Champagner (ohne Jahrgänge) verfügen, sind diese Weine jedenfalls eine Entdeckung wert.

Die Mehrzahl der Weine wird nach traditionellen Methoden hergestellt, die als »klassische Methode« bezeichnet werden. Die englischen Grafschaften East und West Sussex teilen sich die erste britische g.U. (geschützte Ursprungsbezeichnung), eine Innovation, die von Einheimischen wie »Rathfinny« vorangetrieben wurde. Schaumweine mit der Bezeichnung »Sussex« müssen mindestens 15 Monate in der Flasche gereift sein (das entspricht einem Champagner ohne Jahrgang).

Der Blick über den europäischen Tellerrand

Fast jedes große Weinland hat Schaumweine zu bieten, von Chile bis zur Westküste der USA, von Neuseeland bis zu den Andenausläufern Argentiniens. Zwei Länder stechen jedoch heraus, wenn es um preiswerte, hochwertige Schaumweine geht: Südafrika und Australien.

Bei Ersteren sollten Sie nach Weinen Ausschau halten, die mit der Bezeichnung »Méthode Cap Classique« versehen sind, was auf in der Flasche vergorene und gereifte Weine hinweist. Die südafrikanischen Winzer ergänzen die klassischen Chardonnay- und Pinot Noir-Weine häufig durch die lokalen Favoriten Chenin Blanc und Pinotage, die sich auf interessante Weise unterscheiden. Man könnte hier den typischen Reichtum des warmen Klimas erwarten, und es stimmt, dass die charakteristischen Zitrus- und Obstbaumfrüchte oft reif sind. Die Erzeuger arbeiten jedoch hart daran, den Säuregehalt aufrechtzuerhalten, und bevorzugen Lagen, die durch die umliegenden Ozeane gekühlt werden.

Eine Flasche »Méthode Cap Classique« aus Südafrika.
© Shutterstock
Eine Flasche »Méthode Cap Classique« aus Südafrika.

Tasmanien ist der Star der australischen Schaumweinszene. Die Insel liegt 42° südlich des Äquators und ist damit viel kühler als die Weinregionen Afrikas (zum Vergleich: die Champagne liegt am kühlen 49. Breitengrad im Norden), aber auch hier ist es der kalte Ozean, der für die charakteristische helle Säure sorgt. Führende Erzeuger wie »Arras« und »Jansz« haben den internationalen Markt geknackt, und ihre Weine sind inzwischen weithin erhältlich.


Ben Colvill
Autor
Mehr zum Thema
Rezept
Pineapple Tarts
Sieht fast wie klassische Weihnachtsbäckerei aus, schmeckt aber umwerfend gut nach Urlaub in den...
Von Ethel Hoon, Jakob Zeller