Der Künstler Andreas Joska-Sutanto meint es ernst mit dem Verwerten von Resten: Der Wiener lässt aus Hitlers Buch »Mein Kampf« ein Kochbuch entstehen. Dafür zerschneidet er das über 780-Seiten-Werk und formuliert aus den einzelnen Wörtern und Buchstaben verschiedene Rezepte. Am 4. April 2024 zelebrierte der Künstler im LOT in Wien die 100. Seite von »Kein Mampf« und ließ die letzen Jahre des Zerschneidungsprozesses Revue passieren.

Warum gerade Kochrezepte? Sein Projekt ähnle dem in der Küche bekannten »Upcycling«, findet Joska-Sutanto. »Beim Kochen nimmst du Sachen, schnibbelst sie in kleine Stücke, haust sie in einen Topf, mischt ein paar Mal durch und das, was dabei rauskommt, ist im Normalfall etwas Gutes. Genau das mache ich mit dem Buch«, erklärt der Künstler erklärt in einem YouTube-Video.

Ausgangssituation für sein Projekt war das Auslaufen des Copyrights für Hitlers Buch »Mein Kampf« im Jahr 2015. Nach längerem Überlegen kam dann die Idee, die Einzelteile des Nazi-Buches in Kochrezepte zu verwandeln, weil ein Kochbuch »extrem unpolitisch ist«. Er möchte damit auch die Menschen wieder mehr auf die NS-Zeit aufmerksam machen und etwas Neues, Unpolitisches aus den Resten schaffen, erklärt Joska-Sutano. Das Kunstprojekt wurde 2018 bereits von der DÖW (Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes) ausgestellt.

Nach acht Jahren und 800 investierten Arbeitsstunden, hat der Grafiker gerade erstmal ein Viertel geschafft. Dennoch sind seit Projektstart bereits 25 Rezepte entstanden, die Ideen sammelt er von Freunden und Familie. In dem Kochbuch finden sich Rezepte für Chicken-Tacos, Pizza, eine Anleitung für Spargel-Salat mit Garnelen sowie Dessert-Rezepte wie Altwiener Apfelstrudel. Auch ein Rezept für Eiernockerl findet man unter den Rezepten auf der Website. Die als Lieblingsgericht Adolf Hitlers geltende Speise will Joska-Sutanto ebenso entpolitisieren wie sein literarisches Werk.

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