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Kosten-Explosion im Tourismus: Preiserhöhungen sind alternativlos

Die Erhöhung der Preise ist allerdings nur eine Seite der Medaille. Es gehe zusätzlich um genaues Umsatz- und Kostenmanagement, sagt Tourismusberater Thomas Reisenzahn.

Nach Corona hat die Branche des Krieges wegen innerhalb kurzer Zeit bereits die zweite Krise zu bewältigen. Auch dieser Einbruch ist heimtückisch, denn niemand kann sich ihm einfach entziehen. Die Unternehmen können sich weder von höheren Energiepreisen noch von teureren Lebensmitteln oder Vorprodukten sowie einer Zinswende abkoppeln. Damit wird das Leben teurer und das verfügbare Freizeit- und Urlaubsbudget kleiner. Wenn die Verbraucher mehr Geld für Energie, Treibstoffe, Heizung und Strom aufwenden müssen, wie viel bleibt dann für den Urlaub übrig?

Und hier liegt der Unterschied zu vielen Krisen, die es auch vorher bereits gab: Trotz großer Reiselust und wiedergewonnener Freiheiten wird es zu einer Stagnation der Nachfrage kommen. Zur gleichen Zeit schlagen aber verschiedene Teuerungen im Betrieb zu, beispielsweise im Bereich Energie: Strom +16,5%, Erdgas +71,9%, Heizöl +118%. In Österreich werden Hotelbetriebe zu rund einem Viertel mit Gas und weitere 40 Prozent mit Öl beheizt. Der Kostenanstieg für Energie ist für viele Hotelbetriebe nicht sofort spürbar und wirkt sich insbesondere bei Gas und Öl erst zeitverzögert aus – nämlich dann, wenn die Öltanks wieder gefüllt oder die Gasverträge verlängert werden müssen. Über kurz oder lang gerät das Betriebsergebnis dadurch von mehreren Seiten unter Druck.

Optimierung des Energiehaushaltes

Folgende Maßnahmen sollten zur Optimierung des Energiehaushaltes rasch umgesetzt werden:

  • Tiefgreifende Betriebsoptimierung mit Blickrichtung Energie
  • richtige Raumtemperatur
  • regelmäßige Reinigung und Wartung der Heizanlagen und Thermostatventile
  • Umstellung der Beleuchtungssysteme
  • stockweise Belegung der Gästezimmer
  • Einsatz alternativer Energieformen

Wer nun an einen Neu- oder Umbau denkt, der sollte beachten, dass mit dem Russland-Ukraine-Krieg und den Sanktionen Bauen nochmals teurer geworden ist. Der Baukosten-Index hat schon 2020/21 aufgrund der Verzögerungen in den Lieferketten um über 13% zugelegt. Viele Zulieferer kämpfen bereits seit Corona mit Lieferengpässen und hinken seitdem beim Abarbeiten von Aufträgen hinterher.

Thomas Reisenzahn und Marco Riederer von der Prodinger Tourismusberatung.
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Thomas Reisenzahn und Marco Riederer von der Prodinger Tourismusberatung.

Kostentreiber Lebensmittel & Fachkräfte

Für den Tourismus ist die Teuerung bei den Lebensmitteln sehr relevant. Im März kosteten Nahrungsmittel um 6,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Teurer wurden allen voran Weizenmehl (+19,7 %), Öle und Fette (+13,3%), Kaffee (+12,3%), Gemüse (+10,8%) und Milch (+10,6%), aber auch Geflügelfleisch (+ 8,9%) sowie Brot/Getreideerzeugnisse (+7,2%) und nicht zuletzt Fleisch und Fleischwaren (+4,1%).

Folgende Maßnahmen sollten zur Optimierung des Einkaufs rasch umgesetzt werden:

  • Optimierung des Einkaufs (Einkaufspreise regelmäßig anpassen)
  • Erhöhung der Lagerbestände
  • richtige Lagerhaltung & frühzeitige Planung
  • Kalkulation & Preisgestaltung
  • Direkte Zusammenarbeit mit lokalen Erzeugern
  • Einsatz neuer/zusätzlichen Lieferanten (Einsatz von Rohstoffen mit kürzeren Transportwegen
  • Erfassen aller Rezepturen
  • Preisgestaltung auf Basis von Kalkulation & Marktbeobachtung
  • Rezepturen & Portionsgrößen regelmäßig kontrollieren
  • bewusste Steuerung des aktiven Verkaufs
  • Analyse der Absatzmengen
  • Analyse der Deckungsbeiträge
  • Angebotsoptimierung (Preis, Rezepte, Name etc.)
  • Speisekartenoptimierung

Darüber hinaus stehen auch Fachkäfte auf der Agenda; und das nicht nur aufgrund ihres Mangels, was wegen der Verknappung die Lohnkosten erhöht. Außerdem erhalten die Beschäftigten im Hotel- und Gastgewerbe ab Mai 2022 im Schnitt um 3,7 Prozent mehr Geld.

Wie umgehen mit Preissteigerungen?

Auch wenn nach zwei Jahren gefühlt endlich wieder ein »Urlaub wie früher« möglich scheint, werden sich die Urlaubsangebote zwangsläufig verteuern. Die Kostenerhöhungen kann ein Betrieb nicht mehr alleine schlucken, er muss die steigenden Kosten weiterreichen. Doch dies muss mit Bedacht geschehen und unter Berücksichtigung dessen, was der Gast mitzutragen bereit ist. Entscheidend bleibt weiterhin das Preis- / Leistungsverhältnis. Wir müssen dem Gast den Mehrwert emotional kommunizieren und die Preise angemessen hoch halten.

Preiserhöhung sind damit alternativlos. Allerdings ist die Erhöhung der Preise nur eine Seite der Medaille. Es geht um genaues Umsatz- und Kostenmanagement. Darauf abgestimmt muss man die eigene Preis- und Vertriebsstrategie aktiv hinterfragen und an den richtigen Schrauben drehen. Preiserhöhungen sind hier einer von vielen Bausteinen, derer es für einen weiterhin profitablen Betrieb bedarf. Denn am Ende des Tages ist es immer noch besser, die Auslastung sinkt anstelle des Verzichts auf angemessene Preiserhöhungen.

tourismusberatung.prodinger.at

Thomas Reisenzahn
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