Größte Sorgfalt: Eigenproduktionen und Delikatessen sind gleichermaßen erhältlich.

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© Markus Winter/Faktenhaus

»Lebensmittel.punkt«: Möbius bringt es auf den Punkt

Unkompliziert und unbeschwert ist sein neues kulinarisches Konzept. Mit dem »Lebensmittel.punkt« trifft Tommy R. Möbius den Nerv der Zeit.

In seiner Geburtsurkunde steht »Tommy«, auf Fotos lacht er selten, weil er seinen Beruf ernst nimmt, und seine Energie führt er nach seinen eigenen Angaben auf das Obelix-Syndrom zurück. Als Kind sei er – so wie Obelix – in einem Topf mit Zaubertrank gelandet. Der gebürtige Leipziger ist nicht auf den Mund gefallen. Ehrgeiz, Selbstdisziplin und eine kämpferische Natur zeichnen ihn aus. Im April 2017 hat er sich zusammen mit seiner Frau Elnaz den großen Traum der Selbstständigkeit mit seinem »Lebensmittel.punkt« in Schwetzingen, einer kleinen Stadt im Nordwesten Baden-Württembergs, erfüllt. Dass sein »Lebensmittel.punkt« nicht in einer Großstadt liegt, erstaunt viele, Möbius macht es stolz: »Ich möchte der Stadt etwas zurückgeben. Wir gehen hier kulinarisch mit voller Kraft voraus.« Sechs Jahre war Möbius Küchenchef des Restaurants »Die Ente« im »SeeHotel Ketsch« und wuchs mit der Stadt und den Menschen zusammen. »Meine Gäste sollen sich die Frage stellen: Soll ich nun wirklich selbst noch etwas machen oder nicht doch lieber zum Möbius gehen? Sie sollen zu uns kommen, ohne gleich ihren Bausparer auflösen zu müssen.« Sein Wunsch: Der »Lebensmittel.punkt« etabliert sich zum zweiten Wohnzimmer.

Koch ist ein hochemotionaler Beruf. Du musst Liebe, Lust und Leidenschaft haben. Fehlt dir nur eines davon, wirst du nicht erfolgreich sein.

Es ist mehr als ein Konzept

Möbius macht sein Ding losgelöst von jeglichen Dogmen und hat sich damit einen Namen und Auszeichnungen erkocht. Der 42-Jährige stammt aus einer Gastronomiefamilie und konnte bereits vor seinem Umzug nach Wien 2003 auf beeindruckende Stationen wie im »Restaurant Vendôme« unter Joachim Wissler blicken. Zwölf Jahre lebte und arbeitete Möbius in Österreichs Haupstadt. Sowohl im »Fabios«, als auch im Restaurant »Bauer« wurde seine Küchenleistung wiederholt mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. Eine Zeit, die ihn prägte. Bis heute. »Die Wiener Kaffeehauskultur und die Verbindung vom Erlebnisfaktor Shop, Feinkost und Kulinarik finden sich in meinem Konzept wieder.« Auf die Frage nach seinem Konzept holt Möbius aus: »Das ist nicht so einfach auf Papier zu bringen. Weil es Emotionen sind, die es bestimmen.« Es stecken die Liebe zum Detail und der unbedingte Wille, seinen Gästen das Beste zu geben, dahinter. Dabei werden Grundprinzipien wie Nachhaltigkeit und der Respekt mit und vor den Lebensmitteln großgeschrieben. »Bei uns findest du tolle Weine, hochwertige Produkte, die sonst nur den Gastronomen vorbehalten sind – und das alles zu erschwinglichen Preisen. Wir möchten hochwertige Kulinarik leistbar machen. Alles, was man in unserem Laden kaufen kann, bereite ich auch selbst zu. Das bedeutet, wenn ein Gast auf ein Produkt zeigt, landet es auf dessen Wunsch auf dem Teller.« In den Regalen und Vitrinen finden sich unter anderem 25 schwer zu erstehende Käsesorten, selbst gefertigte Marmeladen, Sugo vom Ibérico-Schwein, sizilianische -Zitronen, Mini-Pfifferlinge, verschiedenste Schinkenvariationen und vieles mehr. Zusätzlich versüßt Elnaz den »Lebensmittel.punkt« mit selbst gebackenem Kuchen oder Salzkaramell-Croissants.

Möchte der Gast beispielsweise eine Konserve aus Spanien aus dem Regal, veranschlagt Möbius einen »Schönheitstarif« in Höhe von Euro zwei, hübscht diese nach seinen eigenen Angaben auf und serviert sie dem Gast. Das Konzept »Was ich sehe, kann ich auch gleich konsumieren« zieht sich durch. Ein täglich wechselnder Mittagstisch und eine kleine À-la-carte-Linie komplettieren die kulinarischen Möglichkeiten.

»Wir treten hier an, um eine Idee und eine Philosophie zu verkaufen. Das geht nur, wenn man mit vollem Herzen mit dabei ist.«
Tommy R. Möbius, Unternehmer

Timing ist alles

Beziehungen schaden nur dem, der sie nicht hat. Ein Sprichwort, das für Möbius wegweisend ist. Denn nur aufgrund der 20-jährigen Gastronomie-Erfahrung und der wertvollen Kontakte konnte das Projekt in nur fünf Wochen Bauzeit umgesetzt werden. Die ehemalige Apotheke wurde von Grund auf umgebaut: »Wir haben Profis geholt und zusammen mit viel Disziplin eine akribische Planung und Umsetzung forciert.«
Stress mit Steuerberater, Genehmigungen, Bauleiter oder Lieferanten hatte er nicht. »Wir konnten auf viele Menschen zurückgreifen, die hinter unserer Idee stehen. So etwas kann man nicht kaufen. Es ist ein tolles Gefühl, wenn deine Partner und Freunde an dich glauben und hinter dir stehen.« Seinen Businessplan schrieb Möbius frei von der Leber weg. »Ich habe nicht viel nachgedacht, sondern einfach niedergeschrieben, wie wichtig es ist, dass es Läden gibt, die das ehrliche Handwerk noch hochhalten. Die Sterne sind für uns einfach richtig gestanden. Manchmal wundert man sich, warum Dinge nicht passieren. Es gibt immer einen Grund! Denn es wartet bereits eine ganz andere Tür, die dich selbst überraschen wird.«

»Die Sterne müssen richtig stehen. Manchmal wundert man sich über seinen Weg, aber schlussendlich kommt es, wie es kommen muss.«
Tommy R. Möbius, Inhaber »Lebensmittel.punkt«

Artikel aus Falstaff Karriere 03/17.

Alexandra Gorsche
Alexandra Gorsche
Herausgeberin Profi
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Von Marcus Philipp