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Lokalkritik: Was kann die neue Delikatessen-Bar der Rinkhy-Brüder? 

Die neue »Rinkhy Delikatessen Bar« ist jetzt wesentlich größer als die alte und wirkt wie ein französisches Bistro. Auch dieses Lokal hat einen eigenen Charme und wurde wohl auch deshalb vom ersten Tag an gestürmt.

Für gewöhnlich lassen sich Lokale in gewisse Kategorien einordnen: Gourmettempel mit Hochküche, Bistros mit einfacher Kost, Wirtshäuser mit Beislküche, Italiener mit Pasta und Pizzen, Japaner mit Sushi, Spanier mit Tapas. Und dann gibt es Lokale, die in keine Kategorie passen, so wie das vor Jahren in der Zieglergasse im siebenten Bezirk Wiens eröffnete »Rinkhy«, ein Winziglokal mit einem ganz besonderen Charme, mit Deckenfresco, wenigen Sitzmöglichkeiten, einer Theke mit Glasvitrine und einer Küche, die so klein ist, dass sie als solche kaum zu erkennen ist. Die beiden Betreiber, die Kanadier Alex und Andrew Rinkhy, hatten damit den Nerv der Zeit getroffen. Das Lokal wurde rasch zu einem stark frequentierten Kult-Treff im Bobo-Bezirk. 

Nun sind die Rinkhys übersiedelt. Keine 200 Meter weiter in derselben Gasse. Die neue »Rinkhy Delikatessen Bar« ist jetzt wesentlich größer als die alte und wirkt wie ein französisches Bistro. Auch dieses Lokal hat einen eigenen Charme und wurde wohl auch deshalb vom ersten Tag an gestürmt. Die Rinkhys haben einen guten Riecher. 

Das große Thema im neuen Lokal sind die Austern. Sie kommen zweimal in der Woche aus Frankreich. Im Lokal landen sie dann, bevor sie geöffnet serviert werden, in einem Austernbecken mit gefiltertem Salzwasser. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Austern der Sorten Fine de Claire Nr.2 und Bélon Nr.3, letztere sind etwas kleiner aber geschmacklich besonders gut. Und sie schmecken intensiv nach Meer, auch wenn sie im hauseigenen Becken gelagert werden, was sich geschmacklich keineswegs negativ auswirkt. Zwar werden einige Soßen dazu serviert, darunter auch eine im Haus entwickelte, doch am besten schmecken Austern pur, selbst eine Zitrone kann da viel an Geschmack ruinieren.  

Aus der Küche kommen auch kleine Gerichte im Bistro- und Tapas-Stil, etwa marinierte Anchovis, Roast Beef und »Ceviche of the day«. Oder man nimmt eine der vielen Sardinen-Gerichte aus Edeldosen, damit haben sich die Rinkhys schon im alten Lokal verdient gemacht. Auch warme Gerichte stehen auf der Karte, etwa ein Enten-Confit mit Linsen und als Dessert eine wirklich gut gelungene Crème Brûlée. Die Weinkarte könnte etwas größer sein, dafür ist die Auswahl an Cocktails und Longdrinks deutlich reichhaltiger.  

Im neuen Lokal ist zwangsläufig auch das Platzangebot an der Bar wesentlich größer, dafür sind die Tische klein bis winzig. Doch das stört hier niemanden, denn die meisten kommen wegen der Atmosphäre – und gar nicht so wenige wegen der Austern. 


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Herbert Hacker
Herbert Hacker
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