Reinhard Pohorec, Rodrigo Lencastre, Balázs Nagy und Eugen Lamprecht (v.l.)

Reinhard Pohorec, Rodrigo Lencastre, Balázs Nagy und Eugen  Lamprecht (v.l.)
© P.M. Mounier

Neun Bars und das »Stiefkind« Portwein: Balázs Nagy holt Ramos Pinto-Trophy

Aromatisch erinnert Portwein an komplexe Spirituosen, an der Bar findet man ihn aber selten. Mit einem Cocktail-Wettbewerb rückte Ramos Pinto die »Mixability« in den Fokus: Hoch über den Dächern Wiens wurde die Brücke zwischen Portugal und Österreich geschlagen.

Rodrigo Lencastre nahm sich viel Zeit für Österreichs Barcommunity. Der Export-Direktor von Ramos Pinto war extra aus Portugal gekommen, um in die Welt von »Ruby«, Late Bottled Vintage (LBV) und »Tawny« einzuführen. Seine ausführliche Masterclass endete mit den »Single Estate«-Portweinen aus der Quinta da Bom Retiro bzw. der Quinta da Ervamoira, dem heißesten Teil des Douro-Tals. Das Portwein-Haus, das wie Roederer-Champagner zum Familienunternehmen Rouzaud gehört, hat eine im wahrsten Sinn des Wortes farbenprächtige Geschichte aufzuweisen: Gründer Adriano Ramos Pinto sorgte ab 1880 nicht nur mit seinen Weinen, sondern auch den freizügigen Werbeplakaten für Aufsehen. Einige davon zierten auch die Rooftop-Bar des Andaz-Hotels, in dem die neun Finalisten ihre Drinks präsentierten.

Rosé und Verjus, mit Port vermählt

Eugen Lamprecht vom Importeur »Top Spirit« bildete mit Bartender Reinhard PohorecTür 7«) und Rodrigo Lencastre die Wettbewerbs-Jury. Sie wachte darüber, wie in sieben Minuten Cocktails mit einem Bezug zur heimischen Weinkultur mit Portwein gemixt wurden. Karoly OrbanSelleny’s«, Wien) etwa sorgte für einen erfrischenden Drink mit Blanc des Blancs von Schloss Gobelsburg. Im »Waves to Mountains« von Jonathan Frimpong-AnsahSpelunke«, Wien) wiederum schufen Thymian und Williamsbrand eine flüssige Hommage an die Surfer-Hochburg Nazaré.

Erfreulich unorthodoxe Noten brachten dann die zwei teilnehmenden Bartenderinnen in den Bewerb ein. Leticia Nöbauer alias »Frau Cachaça« hatte natürlich den von ihr importierten Zuckerrohrbrand am Start. Die unkonventionelle, im Jackfruit-Fass (!) gereifte Cachaça-Variante der Brasilianerin ergab einen sehr intensiven Cocktail, »den so ähnlich immer mein Großvater getrunken hat«. Sarah Payrhammer wiederum hatte Sonne aus Salzburg mitgebracht. Es war die erste Wettbewerbsteilnahme (»normal bin ich viel im Service«) aus dem »Darwin‘s«. Mit Minze, Zitronensäure und einem Schuss Rosé vom Weingut Sepp Moser stellte der »Ruby Rose« einen Portweindrink dar, »der einfach sein sollte, damit er überall gelingt«.

Oggauer Schoko von Erich Wassicek

Den Kontrapunkt zu diesem frischen Sommer-Sipper lieferte ein überraschender Teilnehmer. Altmeister Erich WassicekHalbestadt«, Wien) kennt man eher als Juror von Cocktailwettbewerben. Mit einer Hommage an die Weingemeinde Oggau, sein Feriendomizil, durchbrach er die seit 2006 geltende Wettbewerbspause. Uhudler-Wermut und Tawny Port legten die fruchtige Basis für einen mit Weinbrand der Familie Mad und »Cao Cao«-Kakaogeist gerührten »Port au Chocolat«. Kraftvoll und komplex wie dieser Drink war dann auch der im Andaz gereichte »Herz und Seele« von Daniel Schellander. Der Klagenfurter aus dem FALSTAFF-Barjuwel 2023Bistro 151«) packte seine Erinnerungen an Fisch am Lagerfeuer und »Sobremesas« – die Nachspeisen – in Portugal in ein Glas. Verjus, Wiener Wermut und etwas rauchiger Whisky ergänzten den Late Bottled Vintage 2017 zu einem rauchig-rotfruchtigen Pre Dinner-Cocktail.

Eine aufwendige Komposition hatte Danijel Jelovac aus der »Neuen Hoheit«, der Bar des »Rosewood«-Hotels mitgebracht. »Unserem Konzept entsprechend, mit einer Zutat aus den Bundesländern (Josef Farthofers »Mostello«-Birnenwein)“, kombinierter er zehnjährigen Tawny mit Birnen-Schaumwein des Sommeliers Eric Bordelet und einem Hauch Mezcal – spätestens bei diesem Schlussakkord war klar, wie gut sich Portwein zum Mixen eignet.

Weißer Spritzer auf Portugiesisch

Den Sieg machten sich am Ende aber Salzburg und Wien aus. Stanislaus Fürst aus der »Burdock« an der Salzach strich in jedem Teil seiner Präsentation die Behandlung von Ramos Pinto als Wein heraus. Höhepunkt bei dem mit Weinhefebrand (Franz Tinnauer) und Quittengelée (Alois Gölles) steirisch akzentuierten Drink war die Zubereitung im Riedel-Dekanter. »Im Shaker würde das für einen Wein viel zu kalt«, so der smarte 25-Jährige.

Ähnlich jung war der Vertreter der »Josef« Bar im Wiener Bermuda-Dreieck, Balázs Nagy. Mit der undankbaren Startnummer 1 kredenzte er seinen »Douro’s Jade«. An einen White Port und Tonic angelehnt, »was an Österreichs Weißen Spritzer erinnert«, enthielt sein Drink Holundertee und Chardonnay-Honig-Sirup. »Der Highball mit wenig Alkohol« (© Balázs Nagy) brachte ihm am Ende den ersten Preis ein. Der »Josef«-Bartender wird das Portweinwissen vertiefen können: Als Lohn geht es auf eine zweitägige Reise zu Ramos Pinto nach Portugal.


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Roland Graf
Autor
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