Foto: Weingut Dürnberg

Revolution im Weinviertel: Weingut Dürnberg - Aktien, Aromen und authentische Abenteuer

Das Weingut Dürnberg im nördlichen Weinviertel ist der erste Weinbaubetrieb in Europa, der als Aktiengesellschaft firmiert.

»Mein Vater hat ja viele verrückte Ideen, aber diese finde ich wirklich gut!«

Florians Vater, Georg Klein, setzte seine Ideen bis 2009 in der Finanzindustrie um, ehe er sich seiner bäuerlichen Wurzeln besann. Seither betreibt der Spät­berufene mit seinen Jugendfreunden Christoph Körner und Matthias Marchesani das Weingut Dürnberg in Falkenstein im nördlichen Weinviertel.

Die Rollenverteilung: Christoph Körner gründete einst das Weingut – er bringt gemeinsam mit dem jungen Weinmacher Michael Preyer die kühle Stilistik der Falkensteiner Reben auf die Flasche. Der gelernte Tourismus­manager Matthias Marchesani kümmert sich um den Vertrieb – die Exportquote steht aktuell bei 60 Prozent. Georg Klein selbst fungiert als Seniorchef und Miteigentümer quasi als Sprachrohr der »Dürnberger«.

Foto: Weingut Dürnberg

Eine smarte Idee

»Man kann sich ja inzwischen an Olivenhainen auf Kreta, Orangenernten auf Sizilien oder Gemüseanbau in Österreich beteiligen«, so Klein. »Warum diese Idee also nicht auch auf ein Weingut übertragen?« Finanzierungsbedarf gibt es reichlich: Keller werden aus- und umgebaut, Rebanlagen ein- oder umgepflanzt, die zugehörigen Gebäude verlangen nach Instandhaltung. Seine Idee eines Weinguts, an dem sich Aktionäre ab 300 Euro beteiligen können, ist in Europa bis dato einzigartig. Eigentlich erstaunlich. »Wir suchen nämlich keine Großinvestoren, sondern Weinfreunde«, betont Georg Klein. Besagte Weinfreunde erwerben mit ihrer Beteiligung einerseits Vorteile – Weine zum Vorzugspreis, Tag und Nacht Zugang zum Verkostungsraum sowie exklusive Teilnahme an Veranstaltungen und Verkostungen. Weiters wird freilich, wie bei Aktiengesellschaften Usus, bei Gewinn eine entsprechende Dividende ausgeschüttet. Doch noch ist es nicht so weit.

Um das Weingut nämlich für neue Herausforderungen fit zu machen, also auf eine wirtschaftlich breitere Basis zu hieven, wurden zuerst 2017 mittels Crowdfunding 650.000 Euro als Darlehen aufgenommen und investiert. Durch den Zukauf weiterer Lagen steigerte das Weingut Produktion, Ertrag und Gewinn. Vor Kurzem schließlich wurde die vormalige GmbH in eine AG umgewandelt. Mit der Kapitalerhöhung, dem Geld der neuen Aktionäre »finanzieren wir einen technisch perfekt ausgestatteten Fasskeller, einen Flaschen-Reifekeller und einen Verkostungsraum«.

Foto: Weingut Dürnberg

Cold Climate

Die um das Jahr 1000 errichtete Burg Falkenstein gilt als Wahrzeichen der Region. Die Ruine liegt auf 415 Metern Seehöhe auf einer Kalkklippe, an deren Hänge sich die Dürnberger Rieden schmiegen. »Die kühle Charakteristik der Weine ist die Folge eines außergewöhnlichen Terroirs«, so Winemaker Michael Preyer. »Auf den kalkreichen Böden und dank eines günstigen Mikroklimas erreichen die Trauben eine ideale Reife. So entstehen Weine mit feiner Aromatik, ausgeprägter Frucht und vitalem Säurespiel.« Dieser auch historisch fruchtbare Boden – seit dem zwölften Jahrhundert gilt hier Weinbau als belegt – ist mit unterschiedlichen Rebsorten bestockt. Auf rund 60 Hektar wurzeln Grüner Veltliner und Chardonnay, Weiß- und Grauburgunder, Zweigelt und Pinot Noir. Bei rund 400.000 Flaschen jährlich liegt der Ertrag. Vermarktet wird in den drei Kategorien »Trinkvergnügen«, »Falkensteiner Klassik« und »Prime Wine«. »Vergnüglich« trinken sich Sprudeliges wie Blanc de Blancs, Pet Nat oder ein Rosé vom Zweigelt. Auf Grünen Veltliner und Rieslinge konzentriert sich die »Falkensteiner Klassik«. Das Premiumsegment »Prime Wine« kennzeichnen Terroir-betonte Einzellagenweine aus handselektierten Trauben meist alter Rebstöcke, welche auch über entsprechendes Lagerpotenzial verfügen.

Alle Weine sind zudem zertifiziert nachhaltig und vegan, die Umstellung auf Bioweinbau ist im Laufen.

Natürlich eignet sich nicht jedes Weingut als Aktiengesellschaft. Eine signifikante Größe ist Voraussetzung, Transparenz ein Muss. So stehen die Geschäftsberichte der Dürnberger online, mit Voranmeldung kann jeder das Weingut besuchen, um die Weine und das Team kennenzulernen. Und natürlich Aktionär werden – und so auch neue (Wein-)Freunde gewinnen (weitere Infos unter: duernberg.at).


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Erschienen in
Falstaff Nr. 09/2022

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Marko Locatin
Redakteur
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