Tischgespräch mit Franz Welser-Möst über…
…das Gasthaus als verlängertes Wohnzimmer.
Falstaff: Maestro, muss man mit Ihnen über Musik reden?
Franz Welser-Möst: Nein (lacht). Ich finde es spannend, Menschen zu treffen, die sagen, sie verstehen nichts davon. Da entstehen die interessantesten Gespräche. Wenn Leute glauben, sie verstehen etwas von Musik, wird es mühsam. Ich sag’ dann immer ein bisschen ironisch: Ich weiß viel über Musik, aber ich verstehe Musik überhaupt nicht.
Das schockiert die Leute, und das Thema ist erledigt.
Ihnen sind Zusammenhänge – nicht nur in der Musik – wichtig. Wie haben Sie im Leben gelernt, auf sich zu schauen und zu genießen?
Mein bis dahin unbeschwertes 18-jähriges Leben erfuhr einen gravierenden Einschnitt aufgrund eines schweren Autounfalls. Danach hatte ich 14 Jahre lang keinen einzigen schmerzfreien Tag erlebt. Yoga hat mein Leben verändert. In der Musik ist es Ziel, die Balance zwischen Kopf und Bauch zu finden. Das gilt auch für das Leben.
Beim Bergsteigen tanken Sie Kraft. Was kommt als Jause mit?
Ja, man darf auch mal über die Stränge schlagen (lacht). Da kommt auf alle Fälle eine Kaminwurzen in den Rucksack. Man genießt das umso mehr. Das Bergsteigen hat etwas Meditatives für mich.
Sie reisen viel – was vermissen Sie unterwegs an der österreichischen Küche?
Wenn ich unterwegs bin, habe ich das unpersönliche Restaurantessen satt. In der Gegend rund um den Attersee gibt es wunderbare Mostheurige, wo ich dann einen Schweinsbraten oder ein gutes Landhendl esse. Auch das Gasthaus im »Hotel Aichinger« in Nußdorf haben wir sehr gern – das ist unser verlängertes Wohnzimmer. Wiener Schnitzel, Tafelspitz oder Grammelknödel – das schätze ich sehr.
Was zeichnet die Restaurantszene in Cleveland aus?
Seit fünf, sechs Jahren findet eine Renaissance statt, das merkt man auch an der Restaurantszene. Es gibt z. B. ein gutes französisches Restaurant in unserer Nachbarschaft. Der Besitzer arbeitet dort ausschließlich mit ehemaligen Gefängnisinsassen – vom Servicepersonal bis hin zu den Köchen. Am Nachmittag werden sie geschult und am Abend arbeiten sie im Restaurant. Alle haben danach einen guten Job bekommen.
Wie und wo feiern Sie Ihren Geburtstag am 16. August?
Wir laden Freunde und Freundinnen zu uns nach Hause ein. Wir engagieren eine gute Köchin, und ich darf mir ein Menü wünschen, das aus Lebensmitteln, die aus der unmittelbaren Umgebung stammen, zubereitet wird.