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Ein Wochenende im Zeichen der Kunst in Salzburg

Modern? Oh ja! Auch die zeitgenössische Kunst hat in Salzburg ihren Platz. Ob in großen Institutionen, in engagierten Kunstvereinen, in kleinen Galerien oder in neuen Art Spaces: Es gibt reichlich Gegenwart im barocken Rahmen. Ein Rundgang durch die Top-Galerien.

Stadt der Musik, Stadt des Theaters, Stadt der Festspiele: Salzburg hat seine Rolle in der Kulturwelt fix besetzt. Zwischen Festung Hohensalzburg, Schloss Mirabell und barocker Altstadt drängen sich Gedanken und Assoziationen an moderne Kunst zunächst eher weniger auf. Manche erinnern sich vielleicht auch an den erbitterten Widerstand, den das Sichtbeton-Kraftwerk am Ufer der Salzach bei vielen ausgelöst hat.

Doch das ist nur der erste Blick. Denn hinter den historischen Fassaden und Arkaden verbirgt sich eine eindrucksvolle Museumslandschaft von hohem Niveau, die alles andere als brav ist. Neben den großen Häusern finden sich kleine Galerien und neue Art Spaces in Industriehallen, und Freunde der Fotografie kommen in Salzburg ganz besonders auf ihre Kosten. Vielleicht ist es die Kunstsinnigkeit der Stadt, die einen guten Nährboden abgibt, vielleicht bietet die bisweilen konservativ-kosmetische Fassade der Stadt eine ideale Reibungsfläche für provokante Positionen, vielleicht ist die Tourismusdestination, die 2022 insgesamt 2,6 Millionen Nächtigungen verzeichnete, auch ein perfektes Schaufenster für die Kunst. Sehr wahrscheinlich sind es alle diese Faktoren, die Salzburg als Ziel für ein Kunst-Wochenende prädestinieren.


Freitag

Wir steigen auf den Mönchsberg, besuchen einen ehrwürdigen Verein und tauchen dann in die Welt der Kameras ein.

Das Salzburger Flaggschiff der modernen Museumslandschaft ist, wie der Name schon nahelegt, das 1983 als Rupertinum gegründete Museum der Moderne. Die spektakulären Pläne für ein »Guggenheim Salzburg« im Inneren des Mönchsbergs wurden zwar letztlich doch nicht realisiert, dafür thront nun das Museum der Moderne auf dem Berg und hat sich seitdem programmatisch konsequent in die Gegenwart hinein weiterentwickelt. Neben bekannten Namen wie Bill Viola oder Heimo Zobernig wird hier auch nichtweißer Kunst und Themen wie Dekolonialisierung Raum gegeben.

KUNST-LANDSCHAFT

Einige Höhenmeter tiefer: das Künstlerhaus, in dem der Salzburger Kunstverein zu Hause ist. Eine der ältesten Kunstinstitutionen der Stadt – gegründet wurde er schon 1844. Sein exklusives Zuhause, in dem er bis heute ansässig ist, bekam er 40 Jahre später. Seiner Hauptmission, der Verbindung und Vermittlung von Publikum und Künstler, ist der Verein mit seinen 550 Mitgliedern bis heute treu geblieben, hat sich aber internationalisiert und professionalisiert.

Von hier geht es zum zweiten Fotografie-Schwerpunkt unseres Wochenendes, dem Salzburger Standort der offiziellen Leica Galerien, die die Kamera bereits im Namen tragen. Genau genommen sind es zwei Standorte: das Schloss Arenberg und die eigentliche Galerie in Parsch, die mit ihren elegant geschwungenen Glasfenstern nicht zu übersehen ist. Hier finden neben Ausstellungen zur Fotografie auch Fotoworkshops für Interessierte statt. Wer das Gelernte gleich umsetzen will, findet in der angeschlossenen Boutique das passende Gerät.


Samstag

Wir klingeln heute an drei verschiedenen Adressen: in der Top-Liga, bei der lokalen Postleitzahl und in einem unscheinbaren Gewerbegebiet.

London, Paris, Seoul. Eine illustre Runde globaler Metropolen, in die sich Salzburg als Nummer vier einreiht. Denn an diesen Orten hat eine der bekanntesten Galerien der globalen Kunstszene ihre Adressen: jene von Thaddaeus Ropac. Mehr als 40 Ausstellungen werden hier weltweit kuratiert und die zeitgenössischen Klassiker von Valie Export bis Anselm Kiefer gezeigt.

In Salzburg, wo die Galerien-Geschichte einst begann, ist Ropac an zwei Plätzen vertreten: in der Villa Kast am Mirabellplatz und in einer ehemaligen Fabrikhalle im Gewerbegebiet. Wer sich gerne auf einer Vernissage unter die weltweite Kunstszene mischen will: Hier stehen die Chancen gut.

HINTER DEN KULISSEN

Etwas lokaler geht es in der nach der eigenen Postleitzahl benannten Galerie Fünfzigzwanzig am Residenzplatz zu, jedoch alles andere als provinziell. Hier liegt der Schwerpunkt auf Installationen, Performances und Interdisziplinärem, und über das reine Ausstellen hinaus versteht man sich als Debattenraum für zeitgenössische Fragen, mit Vorträgen und Symposien im Programm. Genau die richtige Adresse, wenn man hinter die Salzburger Kulissen schauen will.

Ein Neuzugang der Salzburger Galerienszene ist die Elektrohalle Rhomberg, die 2020 eröffnet wurde. Um sie zu finden, muss man sich in ein Gewerbegebiet beim Bahnhof wagen, aber dafür wird man mit einer großen Ausstellungshalle belohnt, in der Pipo Eisl und Boris Lesicky ein Programm mit Fokus auf zeitgenössischer Malerei aus Österreich zusammenstellen. Mit der ersten Ausstellung »Fortress of Salt«, die Künstler einlud, die einen Bezug zu Salzburg haben, meldete sich die Elektrohalle höflich beim städtischen Publikum an.


Sonntag

Eine Reise durch die Zeit: Salzburger Kulturgeschichte, Veteranen der Fotografie, und eine kleine Galerie mit jungen zeitgenössischen Werken.

Keine Stadt, die etwas auf sich hält, kommt ohne städtisches Museum aus. In Salzburg sind es gleich acht, die unter dem Namen Salzburg Museum zusammengefasst sind – genug für ein ganzes Wochenende. Das Haupthaus ist jedoch eindeutig jenes in der Neuen Residenz, hier ist die Bühne für die Kunst- und Kulturgeschichte von Stadt und Land Salzburg, repräsentiert in der Dauerausstellung, die dem Mythos zwischen Barock und Tourismus nachspürt. Die Wechselausstellungen wirbeln mit zeitgenössischer Kunst frischen Wind durch diese Mythen.

KOLLEKTIVES ENGAGEMENT

Zeit, um sich wieder der Fotografie zu widmen! Geradezu ein Veteran dieser Sparte ist die über 40 Jahre alte Galerie Fotohof, dessen Gründungs- und Erfolgsgeschichte das Ergebnis konsequenter Teamarbeit ist. Bis heute wird die Galerie kollektiv von einer engagierten Gruppe aus Fotografen und Fotografie-Interessierten geleitet, dank ihrer guten Vernetzung kann die Galerie namhafte österreichische und internationale Künstlerinnen und Künstler präsentieren. Nicht nur das, sie hat auch eine beeindruckende Bibliothek an Fotobüchern angesammelt und gibt solche auch selbst heraus.

Zum Abschluss unseres Wochenendes besuchen wir eine klassische, feine kleine Kunstgalerie. Die Galerie Trapp in der Griesgasse mitten in der Altstadt, geleitet von Clara Kanz und Fabian Bruckner, spezialisiert sich seit zehn Jahren auf zeitgenössische Malerei, Zeichnung und Skulptur und stellt vor allem junge österreichische Künstlerinnen und Künstler aus. Eines von vielen Beispielen, wie der historische Rahmen in der Stadt an der Salzach Raum für die Gegenwart bietet.

 


Adressen

Freitag

Museum der Moderne
Arch of Hysteria. Zwischen Wahnsinn und Ekstase, 21. 7. 2023–14. 1. 2024

museumdermoderne.at

Salzburger Kunstverein
Megan Rooney, bis 31. 12. 2023

salzburger-kunstverein.at

Leica Galerie
Douglas Kirkland, 20. 7.–16. 9. 2023

leica-galerie-salzburg.com


Samstag

Galerie Thaddaeus Ropac
1983/2023 40 YEARS Mit bedeutenden Werken aus dem Gründungsjahr 1983, als Gegenüberstellung aktuelle Arbeiten aus 2023. 28. 7.–30. 9. 2023, Villa Kast & Salzburg Halle

ropac.net

Fünfzigzwanzig
Meeting Point bis 11. 8. 2023

5020.info

Elektrohalle Rhomberg
Max Freund, »Father Figure and Motherboard«, 14. 6.–29. 7. 2023

elektrohalle-rhomberg.net


Sonntag

Salzburg Museum Neue Residenz
Fischer von Erlach, bis 8. 10. 2023

salzburgmuseum.at

Fotohof
Inge Morath, bis 29. 7. 2023

fotohof.net

Galerie Trapp
Franz Riedl, bis 5. 8. 2023

galerietrapp.at


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Erschienen in
Salzburger Festspiel-Special 2023

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Maik Novotny
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