Nyhavn – der »neue Hafen« – ist Kopenhagens fotogenste Ecke. Hier wohnte u. a. der bekannte Märchenerzähler Hans Christian Andersen.

Nyhavn – der »neue Hafen« – ist Kopenhagens fotogenste Ecke. Hier wohnte u. a. der bekannte Märchenerzähler Hans Christian Andersen.
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Long Weekend Kopenhagen: Das sind die besten Adressen der dänischen Metropole

In Kopenhagen dreht sich heuer alles um das Thema Baukunst, denn Dänemarks Metropole gilt als Welthauptstadt der Architektur 2023. Zum Aufwärmen geht’s in spannende Restaurants, Cafés und Museen.

Kopenhagen ist die Welthauptstadt der Architektur 2023. Im späten Herbst, wenn keine Blätter mehr die Sicht verdecken, kann man sich an den historischen und modernen Vorzeigebauten der Stadt besonders gut erfreuen.

Freitag

Ein morgendlicher Besuch im dänischen Architekturzentrum schult das Auge, und über den Ausklang mit Sterneküche freut sich der Gaumen.

Dänisches Design hat längst Kultstatus, aber was hat es mit dänischer Architektur auf sich? Was zeichnet die Baukunst in diesem verhältnismäßig kleinen Inselstaat aus, der zwischen Deutschland und Schweden in der Nordsee schwimmt? Antworten auf diese Fragen gibt »So Danish!«, die im März eröffnete Dauerausstellung im dänischen Architekturzentrum DAC. Dort beginnt unser langes Wochenende, um im Jahr, in dem Kopenhagen als weltweite Architekturhauptstadt im Rampenlicht steht, am Puls der Zeit zu sein. Nach diesem Streifzug durch 1200 Jahre Baugeschichte »liest« man die Stadt anders – bewusster: Man erkennt Merkmale bestimmter Stile und schätzt die subtile Schönheit harmonischer Straßenzüge.

Und dann beginnt die Schatzsuche im Freien: Zu den Wahrzeichen der dänischen Hauptstadt gehören der runde Turm von 1642, die Marmorkirche von 1894 und die Stadtbibliothek namens »Schwarzer Diamant« von 1999. Und acht Kilometer nördlich des Zentrums erhebt sich die 1940 ­fertiggestellte Grundtvigskirche mit ihrer einmaligen Silhouette.

Ein bauliches Kuriosum ist auch das »Central Hotel & Café« im gemütlichen Viertel Vesterbro: Umgeben von modernen Wohnblöcken hat dort ein historisches Zwergenhäuschen überlebt: Das Erdgeschoß stammt aus dem 18. Jahrhundert und beherbergt ein winziges Café. Obenauf sitzt das einzige Gästezimmer – die 1920 zugebaute Wohnung eines Schuhmachers. Wer dänische »Hygge« in ihrer reinsten Form erleben möchte, kehrt hier auf eine Tasse Kaffee ein oder sichert sich eine Übernachtung in dem wahrscheinlich kleinsten Hotel der Welt. Drum herum gibt es Einkaufsmöglichkeiten, etwa einen Ableger der dänischen Modemarke Ganni.

Am Abend ist nordische Kochkunst vom Feinsten angesagt: Am Rand des Stadtparks Fælledparken, im achten Stock des nationalen Fußballstadions, liegt das Drei-Sterne-Restaurant »Geranium«. Erst 2022 erreichte Küchenchef Rasmus Kofoed den Höhepunkt seiner Karriere, als sein Lokal die Liste »The World’s 50 Best Restaurants« anführte. In Kopenhagen war diese Spitzenplatzierung bislang nur dem »Noma« gelungen. Der Clou: Im selben Jahr erklärte der Gründer das »Geranium« zur fleischlosen Zone und serviert seitdem ein Verkostungsmenü, das aus Fisch, Meeresfrüchten und Bio-Gemüse besteht. Die Zutaten dafür werden aus Dänemark und Skandinavien bezogen.

Samstag

Royals, Märchen und leckeres Gebäck: ein Streifzug zu dänischen Klassikern.

Kopenhagen bietet Kultur im Übermaß, und nach dem Frühstück ist es Zeit für einen Rundgang durch die Innenstadt mit ihrer hohen Dichte an Museen und anderen Sehenswürdigkeiten. Gleich zwei Schlösser liegen dort: Das von Grün umgebene Lustschloss Rosenborg beherbergt die dänischen Kronjuwelen. Und Amalienborg, bestehend aus vier Palais, dient der Königsfamilie seit 1794 als Zuhause. Das dazugehörige Amalienborg-Museum gibt spannende Einblicke in die Welt der dänischen Royals.

All diese Eindrücke lassen sich beim Mittagessen im Restaurant »Lumskebugten« verarbeiten. Die namensgebende »Bucht mit den trügerischen Sandbänken« ist jedem dänischen Seemann ein Begriff: Wer hier nicht aufpasst, kann leicht hängenbleiben. Und genauso kommt man aus der 1854 eröffneten Gaststätte nur schwer wieder weg. Was damals eine von Seebären frequentierte Hafentaverne war, ist heute ein Traditionslokal mit weißen Tischdecken und dänischen Fischspezialitäten sowie Smørrebrød.

Der Verdauungsspaziergang führt um das Kastell von Kopenhagen herum und hin zur kleinen Meerjungfrau. Ihr Erfinder, der dänische Märchenautor Hans Christian Andersen (1805–1875), stammte zwar von der Insel Fünen, verbrachte aber den Großteil seines Lebens in Kopenhagen. Am fotogenen Hafen Nyhavn bewohnte er nacheinander die Nummern 18, 20 und 67. Von dort sind es 15 Minuten mit dem Taxi zum landschaftlich schönen Friedhof Assistens Kirkegård, wo sich die letzte Ruhestätte des dänischen Nationaldichters befindet.

In unmittelbarer Nähe befinden sich zwei der besten Cafés der Stadt: »Andersen & Maillard« und »Meyers Bageri«. Letzteres gehört zum kulinarischen Imperium von Claus Meyer (geb. 1963), dem Pionier der neuen nordischen Küche und Mitbegründer des »Noma«. Seine vier Filialen sind für saftiges Sauerteigbrot bekannt. Wer selbst gerne mit Brotherstellung experimentiert, kann sich in einem mitgebrachten Gefäß eine Starterkultur geben lassen und sich zu Hause an einem Sauerteiglaib versuchen.

Das Viertel Nørrebro, in dem wir uns jetzt befinden, ist als Kreativviertel mit Einflüssen aus aller Welt bekannt. Die Jaegersborggade ist von kleinen Geschäften gesäumt, in denen sich so manches außergewöhnliche Mitbringsel findet. Zum Beispiel ist dort »Wilgart« angesiedelt – der letzte Hutmacher in den nordischen Ländern. Die handgefertigten Kopfbedeckungen des Mittdreißigers Silas Skram sind dänisches Design in einmaliger Form.

Bald heißt es aber wieder »Hut ab«: nämlich angesichts der Kreationen von Kristian Baumann. Er betreibt zwei koreanisch inspirierte Gaststätten in Kopenhagen, die beide heuer vom Guide Michelin entdeckt wurden. Das »Koan« ist gleich mit zwei Sternen eingestiegen, und das unprätentiöse Bistro »Juju« gilt als Tipp für entspannte Mahlzeiten.

Sonntag

Kultur, Kaufrausch und Kaffeecocktails: unvergessliche Ecken der dänischen Hauptstadt.

Am kühlen Sonntagmorgen liegt eine entspannte Atmosphäre über Kopenhagen. Vereinzelt radeln Familien mit Cargobikes an den Seen entlang, Freunde treffen sich zum Brunch und in der Einkaufsmeile Strøget bummeln die Ersten an den (noch) geschlossenen Geschäften entlang.

Durch die verschlafene Metropole spazieren wir zur dänischen Nationalgalerie SMK (Statens Museum for Kunst). Sie liegt malerisch im Stadtpark Østre Anlæg, durch den sich längliche Gewässer ziehen. Das Museum verfügt über die größte Kunstsammlung des Landes, die aus rund 260.000 Kunstwerken besteht. Dabei handelte es sich ursprünglich um die Sammlung der dänischen Könige, doch mit der Einführung der Demokratie in Dänemark Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Schätze der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Aus dem riesigen Fundus stellt die Galerie immer wieder neue Themenausstellungen zusammen. Noch bis 5. November ist die Schau »Barock – raus aus der Dunkelheit« zu sehen: mit ganz viel Sinnlichkeit, Dramatik und Opulenz.

Einen Kilometer weiter liegt das dänische Designmuseum. Die Hauptausstellung »Magie der Form« skizziert die Geschichte des dänischen Designs. Sie erinnert an Klassiker, zeigt aber auch Strömungen und Produkte, die es nicht zu Weltruhm geschafft haben. Daneben gibt es Sonderausstellungen, die sich vor allem mit der Zukunft des Designs und Möglichkeiten einer nachhaltigeren Produktion beschäftigen.

Nach den Museumsbesuchen bietet sich die Chance, in den vielen sonntags geöffneten Geschäften letzte Mitbringsel einzusammeln. Wenn es um schöne Dinge geht, ist vor allem auf »Illums Bolighus« Verlass: Das 1925 gegründete Edelkaufhaus versorgt die Dänen – inklusive der königlichen Familie – mit Mode, Wohnaccessoires, Schönheitsprodukten, Lampen und Möbeln. Es ist ein Tempel des dänischen Designs, für den man eine Stunde einplanen sollte.

Ein stilvoller Abschied von der Hauptstadt der nordischen Coolness gelingt im Café »The Artisan«. Dort werden die ­Bohnen aus der eigenen Rösterei nicht nur zu klassischem Flat White und Co. verarbeitet, sondern auch zu Cocktails. Darf es ein Espresso Martini sein und dazu ein Smørrebrød als leichtes Mittagessen? ­Hellwach, unbeschwert und in bester ­Laune erfolgt schließlich die Abreise aus Kopen­hagen. Skål!

© Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com

Tipps & Adressen

Hotels

Villa Copenhagen*****
In diesem Fünf-Sterne-Hotel wird Wellness groß geschrieben: Es gibt eine Sauna sowie einen 25 Meter langen Pool auf dem Dach. Gute Lage nahe Tivoli und Nationalmuseum.

Tietgensgade 35–39, 1704 Kopenhagen
T: +45 78 730000, villacopenhagen.com

Grand Joanne****
Erst im April ist dieses Lifestyle-Hotel in ein renoviertes Gebäude aus dem 19. Jahrhundert eingezogen. Die 162 individuell gestalteten Zimmer und Suiten bestechen mit Designmöbeln in beruhigenden Farben. Und es gibt eine Bar auf dem Dach.

Vesterbrogade 9A, 1620 Kopenhagen
T: +45 78 714010, grandjoanne.dk

Kanalhuset
Das charmante »Kanalhaus« von 1754 beherbergt seit 2020 ein Boutiquehotel mit zwölf Zimmern und 14 Wohnungen. Jeden Abend um 19 Uhr wird ein Tagesgericht in geselliger Runde serviert.

Overgaden Oven Vandet 62 a, 1415 Kopenhagen
T: +45 28 141530, kanalhusetcph.com

Hotel Ottilia by Brøchner Hotels****
Im Carlsberg-Viertel liegt dieses exklusive Hotel, das seine Gäste täglich mit einer »Wine Hour« verwöhnt. In den Zimmern mit coolem Industrial-Touch finden sich dänische Designklassiker.

Bryggernes Plads 7, 1799 Kopenhagen
T: +45 33 387030, brochner-hotels.com

Restaurants

Geranium***
Küchenchef Rasmus Kofoed ist Kopenhagens kulinarischer Überflieger – im doppelten Sinne:
Sein Restaurant liegt luftig im 8. Stock und gilt derzeit als das beste auf der ganzen Welt.

Per Henrik Lings Allé 4, 2100 Kopenhagen
T: +45 69 960020, geranium.dk

Kadeau**
Zusätzlich zu den zwei Sternen, die das Restaurant seit 2018 hält, kam heuer noch ein grüner Stern hinzu. Was nicht selbst angebaut oder geerntet werden kann, wird von biodynamisch arbeitenden Lieferanten ergänzt.

Wildersgade 10B, 1408 Kopenhagem
T: +45 33 252223, kadeau.dk

Koan**
Dieses Restaurant mit dem koreanischstämmigen Küchenchef Kristian Baumann an der Spitze ist heuer von null auf zwei Sterne gesprungen.

Langeliniekaj 5, 2100 Kopenhagen
T: +45 28 747840, koancph.dk

Juju
Dass koreanische Küche in Kopenhagen ein hohes Niveau erreicht hat, beweist auch dieses Restaurant. Authentisch zubereitete Gerichte wie Brathähnchen und Mandoo vom Schwein liefern eine angenehme Portion Exotik.

Øster Farimagsgade 8, 2100 Kopenhagen
T: +45 28 749340, jujucph.dk

Lumskebugten
An der »heimtückischen Bucht« – und nur fünf Gehminuten von der kleinen Meerjungfrau entfernt – liegt dieses gutbürgerliche Restaurant, das traditionelle dänische Küche serviert.

Esplanaden 21, 1263 Kopenhagen
T: +45 33 156029, lumskebugten.dk

Bistro Lupa
Dieses beliebte moderne Bistro im Viertel Østerbro setzt ganz auf pflanzliche Küche. Die gesunden Kreationen ehrt der Guide Michelin mit dem Bib Gourmand.

Marstalsgade 8, 2100 Kopenhagen
T: +45 34 100101, bistrolupa.dk

Donda Deli
Dieser 2022 eröffnete Ableger des erfolgreichen Restaurants »Donda« überrascht mit einem kulinarischen Streifzug durch Südamerika, zubereitet aus dänischen Zutaten.

Dybbølsgade 5, 1721 Kopenhagen
T: +45 60 131721, donda.dk/deli

Cafés

Meyers Bageri
Die 2010 eröffnete, erste Filiale von mittlerweile vier Niederlassungen. Dahinter steckt Claus Meyer, ein Pionier der neuen nordischen Koch- und Backkunst.

Jægersborggade 9, 2200 Kopenhagen
T: +45 25 101134, meyers.dk

The Artisan
Mekka für Fans von Kaffeespezialitäten: Wer einen »Personal Roast« bucht, bekommt die Bohnen für seinen Kaffee individuell geröstet – binnen zwölf Minuten. Außerdem gibt es Kaffeecocktails.

Sortedam Dossering 45A, 2200 Kopenhagen
theartisan.dk

Andersen & Maillard
Diese angesagte Kombination aus Rösterei und Bäckerei versorgt die Kopenhagener seit 2018 mit süßen Leckereien. Die Spezialität des Hauses ist das Croissant in Würfelform.

Nørrebrogade 62, 2200 Kopenhagen
T: +45 33 322322, andersenmaillard.dk

Central Hotel & Café
Kleiner geht’s nicht: Das winzige Haus beherbergt unten ein Café und darüber ein Hotel mit einem einzigen Zimmer.

Tullinsgade 1, 1618 Kopenhagen
T: +45 33 210095, centralhotelogcafe.dk

Anreise

Der internationale Flughafen Kopenhagen-Kastrup ist der größte der nordischen Länder und wird aus fast 170 Städten weltweit angeflogen. Allein die Fluglinie SAS, die dort ihre Hauptbasis hat, fliegt direkt über hundert Ziele an, darunter München und Zürich. Aus Wien kommt man unter anderem mit Austrian Airlines direkt nach Kopenhagen. Ab Innsbruck fliegt außerdem Eurowings. Die acht Kilometer vom Flughafen in die Stadt legt man entweder per Zug (knapp 15 Minuten bis København H) oder mit dem Taxi zurück, das allerdings 20 bis 30 Minuten braucht.


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Erschienen in
Falstaff Nr. 08/2023

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Lisa Arnold
Autor
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