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Long Weekend Düsseldorf & Köln: Von Alteingesessen bis Avantgarde

Die klassisch rheinische Küche genießt nicht gerade den besten Ruf. Wer sich jedoch aufmacht, sie zu entdecken, wird schnell eines Besseren belehrt: Die Vielfalt an kulinarischen Köstlichkeiten, eigentümergeführten Cafés und aufstrebenden Gastronomen macht Düsseldorf und Köln höchst attraktiv.

FREITAG

Düsseldorf ist – zumindest kulinarisch – eine Weltstadt: Japanische Küche trifft hier auf französische Delikatessen und italienischen Wein.

Wo ließe sich ein Wochenende in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt besser einläuten als auf dem Carlsplatz, dem Bauch von Düsseldorf mit mehr als 60 Imbissständen, deren Angebot von Rohmilchkäse über Gemüseraritäten und Fleisch aus artgerechter Haltung bis hin zu frisch zubereiteten Smoothies reicht. Wir entscheiden uns gegen Vitamine und für Kalorien: Beim Patisserie-Café »Pure Pastry« versorgen wir uns mit ein wenig Energie in Form von Canelés, Macarons, Pralinen und verführerisch glänzenden Törtchen.

Die Kö ist mehr als eine Straße: Auf der Düsseldorfer Luxusmeile reihen sich Marken wie Gucci, Armani und Chanel aneinander.
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Die Kö ist mehr als eine Straße: Auf der Düsseldorfer Luxusmeile reihen sich Marken wie Gucci, Armani und Chanel aneinander.

Gleich um die Ecke vom Carlsplatz bietet die »Rösterei Vier« die besten Kaffeespezialitäten der Stadt an. Der Laden in der Wallstraße ist mehr kultig als schick, aber die Cappuccino-Qualität sucht ihresgleichen. Auch auf der Immermannstraße gibt es einen weiteren Standort. Und schon befinden wir uns laut Kartendienst mitten in »Nippon am Rhein«, wie die Düsseldorfer die Gegend zwischen Berliner Allee, Klosterstraße, Charlottenstraße und Graf-Adolf-Straße nennen. Der Name kommt nicht von ungefähr: In Düsseldorf lebt mit über 8400 japanstämmigen Einwohnern die größte japanische Gemeinde der Bundesrepublik, nach London und Paris ist sie sogar die drittgrößte in Europa. Wer auf der Suche nach authentischem japanischen Essen ist, findet hier ein wahres Eldorado: Sushi und Sashimi im »Yabase«, Spezialitäten vom Holzkohlegrill im »Kushi-Tei of Tokyo«, würzige Tantanmen Ramen im »Takumi«.

Französische Delikatessen

Ein einmaliges Erlebnis ist der Lunch im »Nagaya«. Als »authentisch japanisch« kann man die Kreationen von Yoshizumi Nagaya nicht gerade bezeichnen, vielmehr tragen die Gerichte des Sternekochs eine ganz eigene, einzigartige Handschrift, in der sich fernöstliche Perfektion und französische Hochküche mit Produktpurismus, präziser Technik und Wohlgefühl vermählen. Tipp: Das Omakase-Menü, übersetzt: »Ich überlasse es Ihnen« – Chef’s Choice.

Die kleine Lücke zwischen den Mahlzeiten schließen wir mit Kultur: Wie wäre es mit einem Besuch im nach seiner dreijährigen Sanierung neu eröffneten Kunstpalast? Die Neukonzeption der Dauerausstellung bietet einen frischen Blick auf die rund 130.000 Objekte aus elf Jahrhunderten.

Auf dem Rückweg decken wir uns bei »Chez Olivier« im wunderschönen Stadtteil Flingern mit allerlei französischen Delikatessen ein. Die Épicerie von Olivier Grosjean ist ein Schlaraffenland für Feinkost-Aficionados. Hier reihen sich an den Wänden Flaschen und Gläser mit dem Besten, was Frankreich zu bieten hat: Pasteten, Senf, Konfitüren, Olivenöl, dazu feinste Wurst-waren, Käse und – unübersehbar – Wein.

Die »Bar & Smokers Lounge« ist ein echtes Schmuckstück in der Innenstadt. Sie befindet sich in der 1. Etage des legendären Grandhotels »Breidenbacher Hof«.
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Die »Bar & Smokers Lounge« ist ein echtes Schmuckstück in der Innenstadt. Sie befindet sich in der 1. Etage des legendären Grandhotels »Breidenbacher Hof«.

Wein trinken kann man nebenan: Im »nineOfive«, der Pizzeria unseres Vertrauens, aus der sich um die Apéro-Zeit auch sehr gut eine Weinbar machen lässt. Die liquide Karte zieht Einsteigern wie Fortgeschrittenen die Schuhe aus. Fürs Abendessen geht es nach Bilk: Dort kocht Lukas Jakobi, gerade mal 30 Jahre alt, im gerade frisch eröffneten, eigenen Restaurant »Zwanzig23« eine raffinierte, nachhaltige und regional-saisonale Aromenküche in zwei Menüs – vegan und nicht vegan –, die von frechen Ideen, lässigem Ambiente und höchsten Ansprüchen an Qualität und Umsetzung lebt.

SAMSTAG

Am Samstag geht die Reise weiter nach Köln, wo uns Kaffee, Kunst und eine feine mediterrane Küche begeistern.

Köln hat nicht nur eine schillernde Barszene, sondern auch einige ausgezeichnete Kaffeeröstereien und Cafés. Da es für Drinks eindeutig noch zu früh ist, starten wir den Samstag bei »Ernst Kaffeeröster« in der Südstadt. Den dortigen Filterkaffee kann man getrost eine sensorische Abenteuerreise nennen. Die originelle Einrichtung mit Tischen, Stühlen und Theke im Industrial Design stammt von Marcel Struck. Sein Vintage-Möbel- und Designklassikerhandel »Exquisit« in Ehrenfeld ist längst über die Grenzen NRWs hinaus bekannt, an Samstagen kann man ihn ohne vorherige Terminabsprache besuchen.

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Einer von Kölns Vorzügen ist, dass man selten länger als eine halbe Stunde von A nach B benötigt. Nur 15 Minuten braucht man mit dem Taxi von der Südstadt aus zum Dom, dem man gut und gerne den restlichen Vormittag widmen kann – Schatzkammerbesichtigung und Turmbesteigung inklusive. Mit weichen Knien und knurrendem Magen fallen wir in der wenige Schritte entfernten »Hanse Stube« ein. Deren elegante Atmosphäre ist das perfekte Setting für Joschua Tepners elaborierte, klassisch französische Gourmetküche mit rheinländischem Twist. Der historische Weinkeller des Etablissements hält über 6000 Weine und Champagner bereit.

Entlang des Rheins

Fast schon Pflichtprogramm: ein Verdauungsbummel durch das Museum Ludwig, das neben der größten Pop-Art-Sammlung Europas und ein paar Picassos auch einige wichtige Werke deutscher Expressionisten beherbergt. Aktivurlaubern empfiehlt sich ein Nachmittagsspaziergang entlang des Rheins. Über die von unzähligen Liebesbeweisen geschmückte Hohenzollernbrücke geht es auf die Schäl Sick (rheinisch für »scheele, falsche Seite«), dann an den Rheintreppen entlang bis zu den Pollerwiesen mit Blick auf Altstadt, Domspitzen und die architektonisch beeindruckenden Kranhäuser im Rheinauhafen. Über die Südbrücke gelangt man schließlich zurück in die Südstadt. Zeit für ein frisch gezapftes Kölsch oder – noch besser – ein unfiltriertes, kalt gehopftes Südstadt Pils im »Johann Schäfer«, Kölns jüngstem Brauhaus, das die Trink- und Esskultur in dieser doch recht eingestaubten Liga behutsam modernisiert.

Bei einem Spaziergang durch die Stadt lohnt sich ein Stopp im Museum Ludwig. Von Pop-Art bis Expressionismus reicht die Palette, Kunstliebhaber werden bestimmt fündig.
Bei einem Spaziergang durch die Stadt lohnt sich ein Stopp im Museum Ludwig. Von Pop-Art bis Expressionismus reicht die Palette, Kunstliebhaber werden bestimmt fündig.

In der gleichen Straße befindet sich auch das »Phaedra«: Kein klassischer Grieche, eher ein Weltenbummler, der sich aus den kulinarischen Traditionen und Geschmäckern des gesamten Mittelmeerraums bedient. Favoriten des Abends: das Carpaccio vom Yellowfin Tuna mit Blutorange, Brunnenkresse und Kapern. Noch ein Absacker im Friesenviertel bei Cocktail-Mastermind Volker Seiberts (»Seiberts - Classic Bar & Liquid Kitchen«), dann -fallen wir in die Kissen.

SONNTAG

Zum Abschluss unseres Long Weekends genießen wir deftige Hausmannskost und flanieren durch das neue Luxusquartier.

Seit das »Goodchild Café« eröffnet hat, kann man sich auch in der Domstadt endlich dem Genuss unverschämt knusprig-buttriger Croissants hingeben. Das kleine Café im Agnesviertel schlägt mit seiner frischen Interpretation traditioneller französischer Patisserie ein neues Blätterteigkapitel auf. Die gesamte Klaviatur wird bespielt – vom Pain au chocolat über die Brioches feuilletées bis zu den mächtigen Cruffins – selbst touriert und von Hand gerollt. Mit einem Cappuccino in der rechten Hand und einer Flan-gefüllten Viennoiserie in der -linken ziehen wir los.

Den Vormittag verbummeln wir mit Streifzügen durch den Kölner Norden: Der Skulpturenpark ist nicht weit, gleiches gilt für den Kölner Zoo und die Flora, Kölns botanischer Garten, mit mehr als 10.000 heimischen und exotischen Pflanzenarten.

Der Kölner Dom ist wohl der berühmteste Sightseeing-Spot der Stadt am Rhein.
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Der Kölner Dom ist wohl der berühmteste Sightseeing-Spot der Stadt am Rhein.

Mittags steht uns der Sinn nach Hausmannskost: Im »Gasthaus Scherz« in Sülz werden wir mit einem perfekten Tafelspitz, einem fluffigen Kaiserschmarren und vorweg ein paar kreativen Schmankerln – Lammzunge mit Pulpo und Seeteufellebersüppchen – verwöhnt – so genüsslich, dass man hier am liebsten täglich speisen möchte.

Recht bescheiden

Dafür hat die Stadt allen Unkenrufen zum Trotz dann aber doch zu viel zu bieten: Unsere Tour führt uns weiter durch das für Kölner Verhältnisse äußerst schmucke Gereonsviertel. Rund um den zentralen Gereonshof entsteht gerade ein neues Luxusquartier mit repräsentativen Eigentumswohnungen, Designhotels und Kunstgalerien – ein Premium-Mikrokosmos im ansonsten recht bescheidenen Köln.

Zum Abschluss geht es abends ins »La Société«, eines der ältesten und führenden Feinschmecker-Restaurants der Stadt mit ausgezeichneter Weinkarte, engagiertem Service und aromenstarker, feinsinniger Küche, die in unseren Augen mehr als nur einen Stern verdient hätte. Gekonnt strickt Leon Hofmockel eine bemerkenswert harmonische Menüfolge und balanciert innerhalb der einzelnen Gänge Süße, Säure, -Texturen, Erdendes und kleine Frischekicks aus.

Tipps  &  Adressen

Düsseldorf

Carlsplatz

Der Bauch der Stadt im Herzen von Düsseldorf mit mehr als 60 Ständen zum Einkaufen und Vor-Ort-Genießen: Backwaren, besondere Delikatessen, Süßwaren, Käse, regionales Gemüse, fangfrischer Fisch sowie Fleisch und Geflügel aus Expertenhand.
Carlsplatz, 40213 Düsseldorf

RVTC Rösterei VIER

Direct-Trade-Rösterei mit mehreren Cafés und Fokus auf Premiumbohnen direkt von der Farm in die Tasse. Der Standort Wallstraße befindet sich in Laufnähe zum Carlsplatz, jener in der Immermannstraße in der Lobby eines Hotels in Little Tokyo.

Wallstreet: Wallstr. 10b, 40213 Düsseldorf
Little Tokyo: Immermannstr. 23, 40210 Düsseldorf
roesterei-vier.de

Nagaya

Legendäres Restaurant von Yoshizumi Nagaya, Vorreiter der gehobenen japanisch-europäischen Fusionsküche. Der inzwischen mehrfache Gastronom wurde als erster japanischer Koch in Deutschland mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. -Mittags gibt es zusätzlich zur Abendkarte ein preiswerteres Menü.

Klosterstr. 42 , 40211 Düsseldorf
T: +49 211 8639636
nagaya.de

Chez Olivier

Mit dieser Épicerie der Extraklasse hat sich der ehemalige Hermès-Mitarbeiter Olivier Grosjean einen Traum erfüllt. Zum Feinkostladen gehört auch ein Weinhandel mit Verkostungsraum für spontane kleine Tastings oder detailliertere Ausflüge in die faszinierende Welt der Low-Intervention-Weine.

Hermannstr. 24, 40233 Düsseldorf
T: +49 173 7171503
chezolivier.de

nineOfive

Pizzeria, Weinbar, ausgelagertes Wohnzimmer, Begegnungsstätte für Genießer: Das »nineOfive« von Sommelier und Gründer Sebastian Georgi hat viele Gesichter. Mit gleich zwei Filialen – eine in Pempelfort, eine in Flingern – bereichert es Düsseldorfs Kulinarikszene.

Düsseldorf-Flingern: Ackerstr. 181, 40233 Düsseldorf
Moltke: Moltkestraße 108, 40479 Düsseldorf
nineofive.de

Zwanzig23

Nachhaltiges Fine Dining in lässiger Atmosphäre mit Thekenplätzen im Stadtteil Bilk. Lukas Jakobi war unter anderem Chef de Partie im »Victor’s Fine Dining« sowie Souschef im »Nagaya«, bevor er sich im Oktober 2023 mit seinem eigenen Restaurant selbstständig machte. Sein Küchenstil ist unkonventionell, mutig, frisch, kreativ und inklusiv.

Brunnenstraße 35, 40223 Düsseldorf
T: +49 173 9220294
zwanzig23.com

Die Kunsthalle in Düsseldorf ist ein Must-see für Kunstliebhaber.
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Die Kunsthalle in Düsseldorf ist ein Must-see für Kunstliebhaber.

Köln

Ernst Kaffeeröster

Maren Ernst zählt zu den Pionierinnen der Third-Wave-Coffee-Szene. Von der Auswahl der häufig limitierten Auslesen über die (helle) Röstung bis hin zu ausgeklügelten Brühmethoden und Rezepturen bleibt hier nichts dem Zufall überlassen. Mittlerweile gibt es zwei Filialen – eine in der Südstadt, die andere in Sülz.

Kaffeebar Südstadt: Bonner Straße 56, 50677 Köln
Kaffeebar Sülz: Weyertal 32, 50937 Köln
ernst-kaffee.de

Hanse stube

In der guten Stube des prestigeträchtigen »Hotel Excelsior Ernst« sorgt Küchenchef Joschua Tepner mittags wie abends für klassischen Hochgenuss. Der Küchenstil? Französisch inspiriert mit rheinländischem Twist. Im historischen Weinkeller warten über 6000 Weine und Champagner auf ihren Einsatz.

Trankgasse 1, 50667 Köln
T: +49 221 2701
hansestube.de

Johann Schäfer Brauhaus

Modernes Brauhaus mit unkomplizierter, zeitgenössischer Küche, frisch gezapftem Kölsch und selbst gebrautem Bier. Mit großem Respekt für die Geschicke des Hauses wurde den ehemaligen Räumlichkeiten der Spedition Johann Schäfer neues Leben geschenkt.

Elsaßstr. 6, 50677 Köln
T: +49 221 16860975
johann-schaefer.de

Phaedra

In den Töpfen und Pfannen des kleinen Restaurants schmurgelt, brodelt und brät das Beste aus den kulinarischen Welten der Mittelmeerregion. Küchenchef und Inhaber Konstantin Tzikas hat bei Franz Keller im »Schwarzen Adler« gelernt, ist selbst großer Gourmet und passionierter Weinliebhaber, was sich auch an der spannenden Weinkarte zeigt.

Elsaßstr. 30, 50677 Köln
T: +49 221 168 266 25
phaedra-restaurant.de

Seiberts

Premium-Cocktailbar und Liquid Kitchen von Volker Seiberts mitten im pulsierenden Friesenviertel. Sommers sitzt man im begrünten Innenhof, winters am Tresen der opulent dekorierten Bar. Die Kreationen des mehrfach ausgezeichneten Mixologen gehören zweifelsohne zu den besten der Stadt.

Friesenwall 33, 50672 Köln
T: +49 221 30195013
seiberts-bar.com

Goodchild Café

Das kleine Café mit hauseigener Patisserie hat sich auf kreative Spielarten des klassisch französischen Croissants spezialisiert. Vom einfachen Pain au chocolat über die Brioches feuilletées bis zu den Flan-gefüllten Blätterteigschnecken wird hier alles aus besten, möglichst regionalen Zutaten selbst gemacht.

Sudermanstr. 12, 50670 Köln
T: +49 221 42313510
goodchildcafe.de

Gasthaus Scherz

Fast noch ein Geheimtipp – ob für feine Schmankerlküche oder bodenständig-rustikale Klassiker österreichischer Tradition. Michael Scherz hat ein Herz für oft vergessene Zutaten wie Kohlsprossen und Hahnenkamm sowie Innereien. Vegetarisch gibt es auch, am besten auf vorherige Absprache.

Luxemburger Str. 256, 50937 Köln
T: +49 221 16929440
scherzrestaurant.de

La Société

Seit dem Umbau vor über zwei Jahren ist das -kleine Gourmetrestaurant im Kwartier Latäng kaum mehr wiederzuerkennen. Auch auf den -Tellern hat sich viel getan. Leon Hofmockels mal filigrane, mal zupackende Kreationen begeistern durch einen präzisen roten Faden, ein hohes Maß an Raffinesse und ein starkes Aromenprofil.

Kyffhäuserstr. 53, 50674 Köln
T: +49 221 232464
estaurant-lasociete.de


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Sophia Schillik
Sophia Schillik
Journalistin und Fotografin
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