Bei einem Wochenende in der Seine-Metropole stehen Kultur, Sehenswürdigkeiten und natürlich die Kulinarik im Mittelpunkt.

Bei einem Wochenende in der Seine-Metropole stehen Kultur, Sehenswürdigkeiten und natürlich die Kulinarik im Mittelpunkt.
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Paris je t'aime: Long Weekend in der Seine-Metropole

Freitag

Dank historischer Betriebe wie der »Harry’s New York Bar«, dem Restaurant »Drouant« und dem Hotel »Ritz« erleben wir die Geschichte von Paris hautnah.

Die vielfältige Hauptstadt Frankreichs gilt als Stadt der Liebe, der Mode und des Glamours – aber auch als Stadt der gehobenen Gastronomie und des ausgelassenen Feierns. Da liegt es auf der Hand, dass Paris eine reiche Barkultur hat. Dazu zählen viele Weinbars, aber auch eine riesige Auswahl an Lokalen für Liebhaber von Cocktails und Spirituosen. Bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts zieht die Stadt Adlige, Künstler, Bohemiens und Hedonisten mit ihrem reichhaltigen kulturellen und gastronomischen Angebot an.

In den 1920er-Jahren, den »Années folles«, wie sie hier hießen, wurde Paris erst recht zum Zentrum der europäischen Kulturszene. Besonders aus den USA wanderten Freigeister ein, um der Prohibition zu entfliehen. Sie füllten und gründeten Jazzclubs, Varietés und Bars und trugen viel zur Etablierung der Pariser Cocktailkultur bei.

Möchte man heute in die Atmosphäre des Paris des letzten Jahrhunderts eintauchen, startet man am besten mit einem Cocktail in der legendären »Harry’s New York Bar«. Gegründet wurde sie 1911 als »New York Bar« vom ehemaligen amerikanischen Jockey Tod Sloan, der dafür eine ganze New Yorker Bar auseinandernehmen und deren Inhalt nach Paris schicken ließ. Richtig erfolgreich wurde sie allerdings unter der Führung des legendären Barkeepers Harry MacElhone, der die Bar 1924 kaufte und seinen Namen hinzufügte. Ihm wird die Erfindung vieler klassischer Cocktails nachgesagt, wie die der Bloody Mary, des Sidecar und des French 75. Diese kann man selbstverständlich auch heute noch in »Harry’s New York Bar« bestellen, zusammen mit rund 400 anderen Drinks und zahlreichen Spirituosen aus aller Welt. 

Nach einem ausgedehnten Aperitif führt ein kurzer Fußmarsch in die Brasserie »Drouant«, die es seit 1880 gibt. Seit 1914 wird hier der prestigeträchtige Literaturpreis Prix Goncourt verliehen. Auf der Speisekarte gibt es große Klassiker der französischen Küche, die hier hervorragend zubereitet werden. Ebenfalls fantastisch ist die Weinkarte mit edlen Tropfen aus ganz Frankreich. Für die Zeit vor oder nach dem Essen gibt es eine schöne Auswahl an Spirituosen und ein paar klassische Cocktails. So fällt man satt und glücklich ins Bett – warum nicht gleich im ums Eck gelegene, legendäre »Hotel Ritz«?

Samstag

Ein Spaziergang entlang der Seine weckt die Geister, die Belohnung folgt in Form von Sternegastronomie, alten Cognacs und erlesenen Whiskys.

Am nächsten Tag unternimmt man am besten einen ausgedehnten Sightseeing-Spaziergang. An den Tuilerien vorbei führt der Weg zum berühmten Museum Louvre. Dort kann man entweder die Brücke Pont des Arts überqueren, an der Paare ihre Liebe mit Schlössern symbolisch verewigen – oder man folgt dem rechten Seine-Ufer weiter bis zum Pont Neuf. Wer sich für Kunst und Literatur interessiert, entdeckt vielleicht etwas Interessantes in einem der zahlreichen Bouquinistes, den kleinen Antiquitätenläden, die es hier gibt. Die Brücke Pont Neuf bringt einen auf die Seine-Insel Île de la Cité, auf der sich die Sainte-Chapelle, das ehemalige Gefängnis und heutige Museum La Conciergerie und die weltberühmte Kathedrale Notre-Dame befinden. So viel Sightseeing macht hungrig, aber zum Glück ist eines der besten Restaurants von Paris ganz in der Nähe: das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete »Tour d’Argent«. Hier diniert man im sechsten Stockwerk mit atemberaubendem Blick über die Seine und Notre-Dame. Das Restaurant gibt es seit 1582, sogar König Louis XIV soll schon Stammgast gewesen sein. An illustren Gästen fehlt es auch heutzutage nicht. Das ist kein Wunder, denn die klassisch französische Küche ist exzellent und der Service höchst aufmerksam. Berühmt ist vor allem das Entengericht Canard Tour d’Argent, dessen Sauce am Tisch mithilfe einer Entenpresse zubereitet wird. Legendär ist allerdings auch die Weinkarte, die ganze 15.000 Positionen umfasst. Nach dem Essen gönnt sich der Spirituosenfan am besten einen Cognac – die Auswahl ist erlesen.

Der Pont Neuf gilt als älteste Steinbrücke von Paris. Sie überquert die Seine nahe dem Louvre.
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Der Pont Neuf gilt als älteste Steinbrücke von Paris. Sie überquert die Seine nahe dem Louvre.

Nachmittags lockt das Bohemien-Quartier Marais auf der anderen Seite der Seine. In seinen hübschen Sträßchen findet man Kunstgalerien, einige der besten Modeboutiquen von Paris und viele hübsche Cafés. Braucht man eine Pause vom Trubel der Stadt, erholt man sich im Innenhof des »Café Mulot« im Museum Maisons Victor Hugo. Dort gibt es zum Tee oder Kaffee die Patisserie der bekannten Bäckerei »Maison Mulot«.

Zum Aperitif geht es dann in die Bar »Sherry Butt«, die ganz in der Nähe liegt. Der Name ist eine Anspielung auf die Sherryfässer, in denen Whisky gerne gelagert wird. Davon gibt es hier nämlich über 100 verschiedene Sorten zur Auswahl, glasweise serviert oder als Tasting-Flight. Wer sich das Whiskytrinken lieber bis nach dem Abendessen aufsparen möchte, wählt einen der rund 12 Cocktails auf der Schiefertafel aus. Sie wechseln regelmäßig und werden aus hausgemachten Zutaten und erstklassigen Spirituosen gemixt.

Zum Glück ist auch der perfekte Dinner-Spot nur einen Katzensprung entfernt: Im seit 1988 mit drei Michelin-Sternen ausgezeichneten Restaurant »L’Ambroisie« kocht Mathieu Pacaud köstliche Gerichte, die modern wirken, deren Seele aber klassisch französisch ist. Dazu gibt es selbstverständlich eine standesgemäße Getränkeauswahl. Wer auf dem Rückweg noch einen Absacker möchte, sollte die »Bar 228« im legendären Hotel »Le Meurice« besuchen. Stilvoller trinken kann man in Paris kaum; besonders Liebhaber von Cocktails und gereiften Cognacs kommen hier auf ihre Kosten.

Im »Café Mulot« kann man sich perfekt von einem Spaziergang entlang der Seine erholen.
© JB Millot, Cafe Mulot
Im »Café Mulot« kann man sich perfekt von einem Spaziergang entlang der Seine erholen.

Sonntag

Wir erkunden den Friedhof Père-Lachaise und den Marché des Enfants Rouges. Anschließend löschen wir unseren Durst in einer der besten Cocktailbars der Welt.

Nach einem ausgiebigen Frühstück oder Brunch – am besten im »Café Mirabelle« im hippen elften Arrondissement – ist man gestärkt und bereit für den letzten Tag in Paris. Es ist nicht weit zum berühmten Friedhof Père-Lachaise. Hier sind unter anderem Berühmtheiten wie Edith Piaf, Jim Morrison und Oscar Wilde begraben. Beim Spazieren stechen zudem viele reich verzierte Grabmale ins Auge. Wer sich nicht fürs Morbide begeistert, fährt stattdessen ins Viertel Haut Marais und besucht die älteste Markthalle der Stadt, den Marché des Enfants Rouges. Hier gibt es eine herausragende Auswahl an französischen Produkten: Stände mit Käse, Charcuterie, Austern und Gebäck lassen einem das Wasser im Munde zusammenlaufen. Zwischen den Marktständen haben sich einige kleine Restaurants angesiedelt. Besonders zu empfehlen: das »Les Enfants du Marché«. Chefkoch Shunta Suzuki verarbeitet natürlich nur marktfrische Produkte und zaubert daraus einfache, doch sehr schmackhafte Gerichte. Sonntags schließt der Markt um 17 Uhr; gleichzeitig öffnet eine der besten Cocktailbars von Paris ihre etwas versteckte rote Tür, das »Little Red Door«.

Seit zehn Jahren ist diese Bar fast ununterbrochen auf der Liste der »World’s 50 Best Bars« vertreten. Mit gutem Grund: Das Team um die Barkeeper Alex Francis und Barney O’Kane ist eines der innovativsten der Szene. Hier gilt das Motto »Playfully Pushing Boundaries«, also »verspielt Grenzen ausloten«. Die Cocktails werden aus frischen Zutaten hergestellt und wechseln saisonal. Alles wird direkt beim Produzenten eingekauft, quasi »Farm-to-Glass«. Ein einzigartiges Trinkerlebnis! Wer sich davon loslösen kann, fährt zum Abendessen zu Sota Atsumi, der in seinem Restaurant »Maison« Gerichte kredenzt, die französische Haute Cuisine mit japanischer Einfachheit und Leichtigkeit kombinieren. Es gibt ein einziges Menü aus dem Besten, was der Markt zu bieten hat.

Zum Abschluss besuchen wir einen weiteren Klassiker der Pariser Barszene: die »Bar Hemingway«. Diese befindet sich im altehrwürdigen »Hotel Ritz« und ist dem Schriftsteller und Genussmenschen Ernest Hemingway gewidmet, der sich hier in den 1920er-Jahren durch die Cocktailauswahl trank. Wenn man es schafft, einen der 25 Sitze zu ergattern, sinkt man entspannt ins weiche Leder und genießt die Stille – es gibt nämlich keine Hintergrundmusik. So kann man sich ganz auf einen perfekt gemixten Cocktail oder eine rare Spirituose konzentrieren. Que la vie est belle!

Das »Maison Sota Atsumi« gehört zu den  »World’s 50 best Restaurants«.
© Atelier Tsuyoshi/Tane Architects/Takuji Shimmura
Das »Maison Sota Atsumi« gehört zu den »World’s 50 best Restaurants«.

Tipps & Adressen

RESTAURANTS, BARS & CAFÉS

Harry’s New York Bar (1)
In dieser legendären Bar erfand Harry MacElhone einige der bekanntesten Cocktails der Welt.
5 Rue Daunou, 75002 Paris
T: +33 1 42617114, harrysbar.com

Sherry Butt (2)
Eine herausragende Whisky-Auswahl und kreative Cocktails verlocken zum Bleiben.
20 Rue Beautreillis, 75004 Paris
T: +33 9 83384780, sherrybuttparis.com

Little Red Door (3)
Diese innovative Cocktailbar gilt seit zehn Jahren als eine der besten weltweit.
60 Rue Charlot, 75003 Paris
Lrdparis.com

Bar Hemingway im Hotel Ritz (4)
Schon Hemingway schätzte die entspannte Stimmung und herausragenden Cocktails.
15 Pl. Vendôme, 75001 Paris
T: +33 1 43163374, ritzparis.com

Bar 228 im Hotel Le Meurice (5)
Bekannt für allabendliche Jazzkonzerte und perfekt gemixte Drinks.
228 Rue de Rivoli, 75001 Paris
T: +33 1 44581066, dorchestercollection.com

Moonshiner (6)
Kleines Speakeasy mit guten Cocktails im trendigen 11. Arrondissement.
5 Rue Sedaine, 75011 Paris
T: +33 9 50731299, moonshinerbar.fr

L’Ambroisie (7)
Exquisite Haute Cuisine, seit 1988 mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet.
9 Pl. des Vosges, 75004 Paris
T: +33 1 42785145, ambroisie-paris.com

La Tour d’Argent (8)
Herrliche Aussicht, eine hervorragende Weinkarte und exzellente französische Küche.
19 Quai de la Tournelle, 75005 Paris
T: +33 1 43542331, tourdargent.com

Maison Sota Atsumi (9)
Ein tägliches Fine-Dining-Menü aus besten Zutaten, zubereitet ohne viel Chichi.
3 Rue Saint-Hubert, 75011 Paris
T: +33 1 43386195, maison-sota.com

Drouant (10)
Klassische Brasserie mit über hundert Jahren Tradition.
16–18 Rue Gaillon, 75002 Paris
T: +33 1 42651516, drouant.com

Les Enfants du Marche im Marché des Enfants Rouge (11)
Frische Küche im belebten Markt. Keine Reservationen möglich.
39 Rue de Bretagne, 75003 Paris
T: +33 1 40240143

Café Mirabelle (12)
Elsässer Spezialitäten, Patisserie und herausragender Brunch.
16 Rue la Vacquerie, 75011 Paris
T: +33 1 43792746, cafemirabelleparis.wixsite.com

CAFÉ MULOT (13)
Im ruhigen Innenhof des Museums »Maisons Victor Hugo«. Hervorragende Patisserie.
6 Pl. des Vosges, 75004 Paris
+33 1 82830380, cafe-mulot.com


HOTELS

Ritz (1)
Der Klassiker unter den Pariser Luxushotels, seit 1898.
15 Pl. Vendôme, 75001 Paris
T: +33 1 43163030, ritzparis.com

Le Meurice (2)
Luxushotel bei den Tuilerien mit opulenten Zimmern im Louis-XVI-Stil.
228 Rue de Rivoli, 75001 Paris
T: +33 1 44581010, dorchestercollection.com

Hotel San Régis (3)
Kleines, aber exklusives Luxushotel mit Aussicht auf den Eiffelturm.
12 Rue Jean Goujon, 75008 Paris
T:  +33 1 44951616, hotel-sanregis.fr

© Stefanie Hilgarth / carolineseidler.com

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Erschienen in
Spirits Special 2023

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Larissa Graf
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