Die tiefdunkle, fast opake Farbe ist ein Markenzeichen des würzigen Kraftbündels aus dem Burgenland.

Die tiefdunkle, fast opake Farbe ist ein Markenzeichen des würzigen Kraftbündels aus dem Burgenland.
© Lukas Ilgner

Déjà-vu in Purpur: Die große »Batonnage« Flight Verkostung

Bei einer großen Blindverkostung im Jahr 2018 wurde die burgenländische Luxuscuvée Batonnage des Jahrgangs 2015 als erster österreichischer Rotwein mit 100-Falstaff-Punkten ausgezeichnet. 2023 standen nun die Batonnage-Jahrgänge 2015 bis 2020 in gedeckter Probe internationalen Größen gegenüber und konnten ihre Qualität erneut eindrucksvoll unter Beweis stellen. 100 Punkte für 2019 – und damit zum zweiten Mal die Höchstnote für Batonnage!

Heiß begehrt und wild umstritten – so könnte das Motto von Batonnage lauten. Mit den ersten 100 Falstaff-Punkten für einen österreichischen Rotwein hat der Batonnage 2015 von Anfang an für ordentlich Wirbel gesorgt. Heute ist der Kultwein das Austro-Highlight jeder Weinauktion und ein Must-have für viele Rotweinsammler. Bei einer Probe im Wiener »Steirereck« wurden im Jahr 2018 die ersten 15 Jahrgänge des Weines mit dem aufgedruckten roten Skorpion mit großen internationalen Rotweinen verglichen. Dass ein Batonnage als Sieger vom Platz gehen würde, hatten seine Erzeuger, die »Wild Boys« vom Club Batonnage, damals vielleicht erhofft, aber kaum erwartet. Es war vielmehr eine Sensation, als mit dem Batonnage 2015 ein österreichischer Wein dieses Feld als Gesamtsieger und auch noch mit der Höchstbewertung verließ. Entsprechend groß war nun, fünf Jahre danach, die Verlockung, eine ähnliche Verkostung mit den seither neu entstandenen Batonnage-Jahrgängen zu veranstalten. Zumal auch die Jahre 2016 bis 2020 für den Rotwein in Österreich generell sehr vielversprechend verlaufen sind.

ZUR FLIGHT VERKOSTUNG

An kundigen Probanden für die Verkostung herrschte jedenfalls kein Mangel – der Name Batonnage wirkt auf Weinkenner inzwischen längst wie ein Zauberwort. Die insgesamt 19 Teilnehmer der diesjährigen Probejury unter dem Vorsitz von Falstaff-Herausgeber Wolfgang Rosam sind allesamt ausgewiesene Weinkenner und arbeiten mehrheitlich im Weinhandel oder als Sommeliers führender Häuser.

Als ebenso komfortablen wie ansprechenden Austragungsort für die »Batonnage Challenge«-Neuauflage stellte Winzer Erich Scheiblhofer sein »Resort« in Andau zur Verfügung, nur wenige Hundert Meter von jenem Weinkeller entfernt, wo der ­Batonnage assembliert und gereift wird.

Zur Erinnerung: Diese auf wenige ­Tausend Flaschen streng limitierte Rotweincuvée ist das Ergebnis der Zusammenarbeit von fünf Freunden. Die Winzer ­Markus Altenburger, Florian Gayer, ­Gerhard Kracher, Christian Tschida und Erich Scheiblhofer steuern alljährlich jeweils einen Teil ihrer besten Trauben vom Leithaberg und aus Andau zu diesem Gesamtkunstwerk bei, das schließlich im Scheiblhofer-Keller vinifiziert wird. 2000 hat das Quintett den »Club Bâtonnage« gegründet, und bereits 2001 feierte der heute längst zum Kultwein avancierte Batonnage Premiere. Die Assemblage aus Blaufränkisch, Cabernet Sauvignon und Merlot wird zweimal in neuem Holz aus­gebaut und zeigt sich komplex und vielschichtig. Mit neuerlichen 100 Falstaff-Punkten für den 2019er und »Challenge«-Gesamtsieg hat der Batonnage einmal mehr Weingeschichte geschrieben.

»Club Batonnage«-Winzer: Markus Altenburger, Erich 
Scheiblhofer, Christian Tschida
und Gerhard Kracher (v. l.).
Foto beigestellt
»Club Batonnage«-Winzer: Markus Altenburger, Erich Scheiblhofer, Christian Tschida und Gerhard Kracher (v. l.).

Die Verkostung: Batonnage vs. Rotweinelite

Das großzügige »Resort« der Familie Scheiblhofer im burgenländischen Andau war Schauplatz für die Neuauflage eines ganz speziellen önologischen Gipfeltreffens. Insgesamt 19 kundige Verkoster war eingeladen, in gedeckter Probe die jüngsten fünf Batonnage-Jahrgänge in ebenso vielen Flights mit jeweils zwei prominenten Spitzenweinen zu vergleichen und zu bewerten. Dem Herausforderer wurden top bewertete internationale Größen des gleichen Jahrgangs gegenübergestellt. Darunter befanden sich Premiers Grands Crus Classés aus Bordeaux, Vertreter aus Italien, Spanien, den USA, Südamerika und Australien. Also ein sehr breites Spektrum an Rotweinen, die mehrheitlich von den typischen Bordeaux-Sorten geprägt sind und in neuen Barriques ausgebaut werden. Sinn der Übung war die Standortbestimmung, denn die Qualität all dieser Kreszenzen steht außer Frage. Batonnage konnte sich in dieser Probe erneut beweisen.


Flight 2020

Im Dreikampf der jüngsten Kreszenzen traf der Batonnage auf Bordeaux und Chile. Fazit: ein knappes Ergebnis auf Augenhöhe, Sieg für Batonnage im Kommabereich.

2020 Batonnage – 98 Falstaff-Punkte
Club Batonnage, Andau, Österreich

Dunkles Rubingranat, opaker Kern, violette Reflexe, dezente Randaufhellung. Frische rote Fruchtnuancen, Preiselbeeren, Kirschen, zarter Himbeertouch, floral, Mandarinen, dezentes Edelholz. Gute Komplexität, wirkt erstaunlich leichtfüßig, etwas Nougat, eingebundene, tragende Tannine, frischer Säurebogen, rote Kirschen im Nachhall, wird von weiterer Flaschenreifung profitieren.

weinco.at, 159,90 Euro

Foto beigestellt

2020 Château Lynch-Bages – 98 Falstaff-Punkte
Château Lynch-Bages, Pauillac, Bordeaux, Frankreich

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe, zarte Randaufhellung. Ein Hauch von Lakritze und schwarzen Kirschen, feine Edelholzwürze, attraktives Bukett. Saftig, balanciert, reife Brombeeren, aber auch rote Früchte, stramme Tannine, zart blättrig im Abgang, noch nicht völlig entwickelt, sicheres Zukunftspotenzial.

Fachhandel, ca 160 Euro

2020 Almaviva – 98 Falstaff Punkte
Baron Philippe de Rothschild, Chile

Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe, opaker Kern, zarte Randaufhellung. Attraktive schwarzen Beeren, Cassis, Vanille und Zimt, etwas Nougat, etwas Trockenkräuter. Sehr kraftvoll, reife Kirschen, straffes Tanninkleid, mineralischer Touch, dezente Fruchtsüße.

vinorama.at, 249,90 Euro


Flight 2019

Bester Wein des Abends, 100 Punkte und damit das Double für Batonnage, Biserno ebenbürtig groß und zweiter Gesamtplatz. 

2019 Batonnage – 100 Falstaff-Punkte
Club Batonnage, Andau,

Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette Reflexe, zarte Randaufhellung. Feiner Nougat, reife Pflaumen und schwarze Herz-kirschen, süßer Tabak, angenehme Edelholznuancen, auch rotbeerige Nuancen, vielschichtige Aromatik. Saftig, elegant und rund, angenehme Extraktsüße, dunkle Frucht, aber auch ein Hauch von Himbeermark, seidige, reife Tannine, zeigt sehr große Länge. Mineralisch und anhaftend, zart schokoladig im Rückgeschmack, in sich ruhend, sehr balanciert, wirkt bereits zugänglich, am Anfang einer großen Karriere.

shop.doellerer.at, 182,40 Euro

Foto beigestellt

2019 Biserno, Toscana IGT – 100 Falstaff-Punkte
Lodovico Antinori, Biserno, Toskana, Italien

Kräftiges Rubingranat, violette Reflexe, zarter Wasserrand. Zart nach Kräutern, dunkle Beerenfrucht, Brombeeren, Heidelbeeren und Johannisbeeren satt, zart rauchige Komponenten. Öffnet sich mit stoffigem, sehr gut platziertem Tannin, feine würzige Noten, bleibt lange haften.

vinorama.at, 157,50 Euro

2019 Finca Dofí – 96 Falstaff-Punkte
Alvaro Palacios, Priorat, Spanien

Kräftiges Karmingranat, violette Reflexe, breitere -Ockerrandaufhellung. Rotbeerig, frische Kirschen, zart nach Mandarinenzesten, einladende, feinfruchtige Nase. Mineralisch, frisch und elegant, angenehme Extraktsüße, feine Tannine, salzig und anhaftend, bereits zugänglich
im Abgang.

cielo-del-vino.de, 79 Euro


Flight 2018

Der mächtige Bordeaux vom rechten Ufer konnte gegen zwei exzellente Herausforderer bestehen und holt den dritten Gesamtrang. 

2018 Château Pavie – 100 Falstaff-Punkte
Château Pavie, Saint-Émilion, Bordeaux, Frankreich

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe, zarte Ockerrandaufhellung. Edelholz, Nougat, kräuterwürzig, schwarze Beerenfrucht. Stoffig, energisch, komplex, gut integrierte, tragende Tannine, mineralisch, extraktsüßer Kern, salzig und anhaftend, zeigt sehr große Länge und enormes Reifepotenzial. Suggestiver Rotwein, der noch einige Jahre in Ruhe reifen sollte.

gute-weine.de, 385 Euro

Foto beigestellt

2018 Son of a Lion – 99 Falstaff-Punkte
DAOU Vineyards, Paso Robles , USA

Tiefdunkles Rubingranat, dunkle Beerenfrucht, feine Edelholz-nuancen, Nougat, Karamell, reife schwarze Kirschen, einladende dunkle Beerenfrucht, Heidelbeeren. Stoffig, elegant, feine -Tannine, straff und anhaltend, salzig, mineralischer Nachhall, große Länge, bereits antrinkbar.

fineweinshop.com, 179 Euro

2018 Batonnage – 99 Falstaff-Punkte
Club Batonnage, Andau, Österreich

Tiefdunkles Rubingranat. Zedern, schwarze Oliven und Cassis, zart nach Lakritze, ätherische Nuancen, facettenreiches, einladendes Bukett. Saftig, komplex, reife schwarze Waldbeeren, kraftvolle, kernige Tannine, mineralisch und straff, feiner Säurekern, Kirschen im Abgang.

interspar.at, 149 Euro


Flight 2017

Dritter Gruppensieg für Batonnage in Runde vier – knapp, aber doch.

2017 Batonnage – 97 Falstaff-Punkte
Club Batonnage, Andau, Österreich

Intensive schwarze Beerenfrucht, Lakritze und Eukalyptus klingen an, Cassis und Grapefruitzesten unterlegt, ein Hauch von Ingwer, schwarzer Pfeffer, ein attraktives, exotisches Bukett. Stoffig, elegant, extraktsüß, reife Herzkirschen, samtige, integrierte Tannine, mineralisch und sehr gut anhaftend, rotbeerige Nuancen im Abgang, verfügt über große Länge, sicheres Entwicklungspotenzial, braucht noch einige Jahre.

weinhandelwien.at, 168 Euro

Foto beigestellt

2017 Château Haut-Brion – 97 Falstaff-Punkte
Château Haut-Brion, Pessac-Leognan, Bordeaux, Frankreich

Dunkles Rubingranat. Zart tabakig, würzig unterlegte schwarze Waldbeerenfrucht, feine Edelholznuancen, Brombeeren und Cassis, ein Hauch von Nougat und Nelken. Komplex, elegant und süß, feste tragende Tannine, dezente Säurestruktur, mineralisch, bereits gut entwickelt.

derweinweber.de, 479 Euro

2017 Mount Edelstone Shiraz – 97 Falstaff-Punkte
Henschke, Australien

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe, zarte Wasserrandauf-hellung. Feiner Oliventouch, etwas Minze und Eukalyptus, zarte Kräuterwürze. Reife Kirschen, angenehme Extraktsüße, Heidelbeeren, reife Tannine, zarter Nougat, elegant, Orangentouch, bereits zugänglich, mineralisch im Nachhall.

hawesko.de, 199 Euro


Flight 2016

Im letzten Durchgang konnte sich der finessenreiche Cabernet aus Washington durchsetzen.

2016 Quilceda Creek Cabernet Sauvignon – 97 Falstaff-Punkte
Quilceda Creek Vinters, Columbia Valley, Washington, USA

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe, zarte Wasserrand-aufhellung. Feines Cassis, dunkle Beerenfrucht, zart nach Gewürznelken, frische Orangenzesten, mineralisch. Saftig, reife Kirschen, tragende, feste Tannine, feine Extraktsüße, mineralisch und gut anhaftend, salziger Nachhall. 

finewineshop.com, 219 Euro

Foto beigestellt

2016 Batonnage – 96 Falstaff-Punkte
Club Batonnage, Andau, Österreich

Tiefdunkles Rubingranat. Schwarze Herzkirschen, unterlegt mit einem Hauch von Tapenade und Oliven, Nuancen von Eukalyptusöl, mit etwas Luft feine Fruchtsüße, ein Hauch von Nougat, kandierte Orangenzesten, feine Edelholzwürze unterlegt. Saftig, elegant, reife Zwetschken, ein Hauch von Erdbeeren, präsente, voll integrierte Tannine, schokoladiger Touch, mineralisch-salzig im Abgang

killis.at, 169,99 Euro

2016 Château Mouton-Rothschild – 96 Falstaff-Punkte
Mouthon Rothschild, Pauillac, Bordeaux, Frankreich

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe, zarte Wasserrandaufhellung. Tabakig unterlegter Cassis, rotbeerige Nuancen, -feine Edelholzwürze, straff, kernig, salzig und noch sehr jugendlich, frisch und anhaltend, rassige Nuancen, ungemein präzise und lange anhaftend.

gute-weine.de, 990 Euro


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Erschienen in
Falstaff Nr. 03/2023

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Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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