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DistiSuisse: Klasse vor Masse

In diesem Jahr findet zum vierten Mal die DistiSuisse statt. Ein Degustations-Fest der Superlative, bei dem die anspruchsvollsten Destillateure der Schweiz von einer Fachjury prämiert werden.

Mit dem diesjährigen Anmelderekord von 504 Proben, was einer Zunahme um sechs Prozent gegenüber 2015 entspricht, senden die Schweizer Brenner ein kräftiges Lebenszeichen aus. Sie signalisieren damit einerseits ihr Interesse, den heute schon sehr hohen Qualitätsstandard ihrer Spirituosen weiter zu verbessern und andererseits interpretieren wir das auch als Vertrauensbekenntnis gegenüber dem Veranstalter. Der Aufwand für eine solche Megaveranstaltung ist sehr gross. Wir benötigen für die zwei Trainings- und drei Verkostungstage viel Material, wie zum Beispiel 5000 Spirituosengläser, 500 Spuckbecher und 30 Laptops, hinzu kommen gesamthaft ca. 2000 Arbeitsstunden aller Beteiligten… Qualität hat immer ihren Preis!
Die eingereichten Destillate wurden an einem sprichwörtlichen Degustations-Marathon an drei Tagen im April unter den Prämissen der Eidgenössischen Alkoholverwaltung verkostet. 46 geschulte Prüfer beurteilten und bewerteten jede einzelne Probe umfassend nach objektiven sensorischen Kriterien. Während der ganzen Zeit standen uns freiwillige Helfer sowie die Organisation Disti­Suisse zur Seite. Ohne den unermüdlichen Einsatz aller Beteiligten würde eine solche Prämierung nie zustande kommen. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an das ganze Team! 

Trendeinschätzung Schweizer Spirituosen

Schweizer Brenner und Brennerinnen entpuppen sich in letzter Zeit vermehrt als gekonnte Hersteller von Alkoholika ausländischen Ursprungs wie Rum, Gin, Whisky, Wodka und dergleichen. Erfreulicherweise müssen die hiesigen Produkte keineswegs den Vergleich mit den etablierten ausländischen Erzeugnissen scheuen. Auffallend ist, dass die vor zwei Jahren langsam anrollende «Gin-Welle» immer noch anhält.
2015 wurden 13 Gins eingereicht, 2017 sind es bereits 23 und davon haben 30 Prozent Gold gewonnen. Das heisst, nicht nur die Quantität hat zugenommen, auch die Qualität stimmt.
Diametral dazu konnten wir einen weiteren Trend festestellen: In einer globalen Zeit, in der die ganze Welt mehr denn je vernetzt ist, ist es offensichtlich attraktiv, sich auf lokale, traditionelle Stärken zu besinnen. So haben wir dieses Jahr, bedingt durch eine hohe Anzahl eingereichter Proben, zwei neue Kategorien schaffen können, nämlich Kartoffel- und Gemüsebrände sowie Trauben- und Weinbrände, beides traditionelle Schweizer Produkte. Lokale Spezialitäten machen das Angebot interessanter und heben die Schweizer Produkte noch mehr vom ausländischen Angebot ab. 

Sonia Petignat-Keller leitet die Forschungsgruppe Produktequalität und -innovation bei Agroscope. Sie steht auch der Jury der DistiSuisse vor. 
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Sonia Petignat-Keller leitet die Forschungsgruppe Produktequalität und -innovation bei Agroscope. Sie steht auch der Jury der DistiSuisse vor. 

Besonderheiten der nationalen Spirituosenprämierung DistiSuisse

«Wer bei DistiSuisse reüssiert, gehört zweifellos zu den besten Brennern des Universums!», ist Lukas Fassbind, Geschäftsleiter der Kirschstrasse Schweiz GmbH überzeugt. Denn die Prämierung der DistiSuisse zählt tatsächlich zu den anspruchsvollsten der Welt. Nur die hervorragendsten Produkte werden ausgezeichnet. Garantiert wird dies durch eine professionelle Schulung der Jury mit unterschiedlichstem beruflichem Hintergrund wie Gastronomie, Brennereiwesen, Fachpresse und Handel – Frauen und Männer – sowie einer eingehenden chemischen Analyse sämtlicher Proben durch die METAS (Eidgenössisches Institut für Metrologie). Dies ist nur dank der finanziellen Unterstützung der EAV (Eidgenössische Alkoholverwaltung) möglich. Die Produzenten erhalten zu jedem eingereichten Produkt ein Datenblatt mit den aufgelisteten Degustations- und Analyse-Resultaten.
Zudem hat die DistiSuisse ein eigenes Bewertungsschema mit einer genauen Anleitung zur Edelbrandbeschreibung und objektiven Attributen für Auge, Nase und Gaumen. Die Expertengruppen werden nach bestimmten Kriterien zusammengestellt, so dass den einzelnen Kategorien, aber auch den unterschiedlichen Schweizer Regionen Rechnung getragen werden kann. Es wird streng darauf geachtet, dass Brenner in der Jury ihre eigenen Produkte nicht bewerten. 

Fazit 2017: Etwas weniger Gold, etwas mehr Silber

Die DistiSuisse steht nun in der vierten Durchführung nach 2011, 2013 und 2015. Wie die Tabelle rechts veranschaulicht, wurden immer mehr Proben eingereicht, und es haben immer mehr Brennereien mitgemacht. Im Verhältnis zur Anzahl der eingereichten Proben hat es 2017 eine leichte Tendenz zu vermehrten Silberauszeichnung gegeben (+6 Prozent), marginal weniger Gold (-3,5 Prozent) und weniger Disqualifikationen (-4,5 Prozent).
Letzteres ist vor allem der lascheren Gesetzgebung zuzuschreiben, ab 1.Mai 2017 gelten in der Schweiz dieselben Regeln wie in der EU, es gibt unter anderem keine Grenzwerte für höhere Alkohole mehr. 

In diesem Jahr hat die Anzahl der eingereichten Proben erstmals die 500er-Marke überschritten.
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In diesem Jahr hat die Anzahl der eingereichten Proben erstmals die 500er-Marke überschritten.

Genuss im Vordergrund

Dank dem unermüdlichen Einsatz des DistiSuisse-Sekretariates haben dieses Jahr auch die Medien vermehrte Präsenz gezeigt, was für alle Beteiligten ein sehr erfreuliches Resultat mit positiver Auswirkung ist.
Die grösste Prämierung von Schweizer Spirituosen ist einmal mehr zu Ende – wir sind mit dem Resultat sehr zufrieden. Was mich als Juryleitung am meisten freut: Es gibt grosse, mittlere wie auch kleine Betriebe, welche Gold-Auszeichnungen gewonnen haben. Damit ist die Zielsetzung der Prämierung und jene von Agroscope erfüllt. Es bleibt zu hoffen, dass die guten Partnerschaften auch in Zukunft Bestand haben und dazu beitragen, dass unsere Schweizer Lebensmittel von exzellenter Qualität sind und dass der Genuss bei Edelbränden immer im Vordergrund stehen wird.

Bewertungen

So funktioniert die DistiSuisse
Die grösste und umfassendste Auszeichnung von Schweizer Edeldestillaten findet seit 2011 alle zwei Jahre statt. Die vorliegende Broschüre präsentiert Ihnen die diesjährigen Ergebnisse. Was aber führt dazu, dass Produkte ausgezeichnet werden oder dass Betriebe mit dem Prädikat «Brenner des Jahres» prämiert werden? Im Folgenden finden Sie die wichtigsten Auszüge aus dem Reglement.
Bewertungssytem
Die eingereichten Produkte werden nach einem 100-Punkte-System bewertet. Auszeichnungen werden nach folgenden Kriterien vergeben:

  • 91 – 100 Punkte prämiert mit GOLD
  • 81 – 90 Punkte prämiert mit SILBER
  • 0 – 80 Punkte nicht prämiert

Auszeichnungen
Brenner des Jahres
Der Titel «Brennerin/Brenner des Jahres» wird denjenigen Teilnehmern verliehen, die mit mindestens vier eingereichten Proben mit Gold prämiert wurden. Alle mit Gold prämierten Proben müssen verschiedenen Kategorien angehören.
Kategoriensieger
Für jeden Kategoriensieger (beste Punkte­anzahl) einer Kategorie wird – sofern mindestens 91 Punkte realisiert wurden – der Titel «Kategoriensieger» verliehen.
Aus dem Falstaff Spezial DistiSuisse 2017.

Sonia Petignat-Keller
Autor
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