Maximilian J. Riedel führt das Traditionsunternehmen in Kufstein höchst erfolgreich in elfter Generation.

Maximilian J. Riedel führt das Traditionsunternehmen in Kufstein höchst erfolgreich in elfter Generation.
© Riedel Glas

Maximilian Riedel: »Es gibt kein Zurück«

Seit zehn Jahren leitet Riedel die Geschäfte der Tiroler Glashütte. Im Interview spricht er über den Vorsprung durch Technik, die Zukunft der Produktion und verrät, was er von Social Media hält.

Die Stunde Null für Weinliebhaber schlug exakt vor einem halben Jahrhundert. Damals, im Jahr 1973, präsentierte Claus J. Riedel, zu dem Zeitpunkt in neunter Generation Junior-Chef der gleichnamigen Glasmanufaktur in Kufstein in Tirol, mit »Sommelier« eine neue, bahnbrechende Glasserie für Gourmets und wahre Weinkenner, die in der Folge Maßstäbe für perfekten Weingenuss setzte und längst zur Legende geworden ist. Nicht nur formschön soll ein optimales Weinglas sein, so Riedels damals bahnbrechender Gedanke, sondern es müsse auch die speziellen Geruchs- und Geschmackseigenschaften der diversen Rebsorten optimal transportieren. All das ist der Manufaktur mit der »Sommelier«-Serie gelungen, die damit seit 50 Jahren die Welt des Weines um völlig neue Sinneserlebnisse bereichert.

Das Haus Riedel ist den Weg, den Claus J. Riedel damit eingeschlagen hat, seither konsequent weitergegangen – zunächst mit seinem Sohn Georg J. Riedel an der Spitze, und seit 2013 schließlich mit dessen Sohn Maximilian, der durch eine ebenso kluge wie innovative Strategie das Erbe des Großvaters stetig weiterentwickelt.

In der Schauglashütte von Riedel Glas in Kufstein kann man im Rahmen von Führungen einen Blick hinter die Kulissen werfen.
© Riedel Glas
In der Schauglashütte von Riedel Glas in Kufstein kann man im Rahmen von Führungen einen Blick hinter die Kulissen werfen.

Evolution und Revolution

Bereits zwei Jahre nach der Übernahme der Geschäftsleitung setzte Maximilian J. Riedel einen bemerkenswerten Schritt »back to the roots«, indem er die Sommelier-Serie des Großvaters dezent adaptierte und als handgefertigte Serie »Superleggero« auf den Markt brachte. Das Ziel war klar: Die hauseigene hochqualifizierte Technik bei der Glasherstellung zu nutzen, um eine sortenreine Serie zu produzieren, die auch einen neuen Standard für schlanke Ästhetik und federleichtes Design setzt. Das Ergebnis kann sich wahrlich sehen lassen.

Heuer folgte der nächste Paukenschlag: Dank enormer technischer Fortschritte ist es nun möglich, im Riedel-Werk in Weiden in der Oberpfalz in Bayern die Superleggero-Kollektion maschinell zu fertigen. Damit hat Maximilian J. Riedel einen völlig neuen Maßstab für maschinell hergestellte Weingläser im Premium-Bereich gesetzt. Die hochwertige Fertigung einer derart dünnwandigen und perfekt ausbalancierten Glasserie durch Maschinen war bis dahin schlicht nicht möglich. Doch auch hier wurde Riedel einmal mehr seiner Vorreiterrolle gerecht und entwickelte jene Technologie, mit der man in der Lage ist, Gläser maschinell in einer Qualität herzustellen, die von handgefertigten Gläsern kaum mehr zu unterscheiden ist.

Das Riedel-Museum & Glaskabinett in Kufstein gibt Einblick in insgesamt 265 Jahre Glasmacherkunst.
© Riedel Glas
Das Riedel-Museum & Glaskabinett in Kufstein gibt Einblick in insgesamt 265 Jahre Glasmacherkunst.

Absolute Präzision

Die Sockel der neuen Serie haben einen Durchmesser von bis zu 106 Millimeter, was einen technischen Rekord darstellt. Und wie bei Riedel üblich, sind auch diese ultrafeinen Gläser als spülmaschinenfest zertifiziert – ein Punkt, der nicht hoch genug einzuschätzen ist. Und während es beim handgefertigten Glas unvermeidlich zu Abweichungen in der Ausführung des Schalen- und Randdurchmessers kommt, herrscht bei den maschinengefertigten Premiumgläsern absolute Präzision. Acht verschiedene Formen bietet die Serie derzeit, und jedes Stück trägt am Boden eine Markierung, die es erleichtern soll, das richtige Glas für die bevorzugte Rebsorte zu finden.

Stets auf der Suche nach dem »perfect match«, unterstützt Riedel zudem Weinregionen und Winzervereinigungen bei der Suche nach dem idealen Glastypus für deren herkunftstypische Aushängeschilder. Maximilian J. Riedels Kreativität im Zusammenspiel mit seinem Wein-Wissen nutzen auch führende Produzenten, wie etwa die Champagnerhäuser Krug und Dom Pérignon, Kooperationen gibt es weiters mit bekannten Konsumgütermarken wie Nespresso, Miele oder auch mit sozialen Engagements wie etwa »Auction Napa Valley«, einer karitativen Organisation, die sich um benachteiligte Menschen in der Region kümmert.

Heute exportiert das Unternehmen bereits in mehr als 100 Länder weltweit, Nordamerika steht dabei mit einem Anteil von 37 Prozent an der Spitze. Der Umsatz konnte in den letzten zehn Jahren von etwa 200 auf rund 373 Millionen Euro gesteigert werden. Alleine für die kommenden drei Jahre hat Maximilian J. Riedel zudem Investitionen von 20 Millionen Euro  geplant. Aktuell produziert die Riedel-Gruppe 59 Millionen Stück in ihren Werken in Amberg und Weiden in Bayern maschinengefertigt, dazu kommen weitere 250.000 handgefertigte Stücke aus Kufstein.

»Es gibt kein Zurück«

Maximilian J. Riedel über Social Media und die Zukunft der Weinglasproduktion

Falstaff:  Man bezeichnet Sie als »Botschafter des Trinkgenusses«, tatsächlich sind Sie dank Ihrer Social Media-Aktivitäten eine der bekanntesten Persönlichkeiten im Weinbusiness …

Maximilian J. Riedel: Man kommt auf diese Weise mit einer unglaublich großen Zielgruppe in Kontakt. Wir haben unlängst mit einem einzigen TikTok-Post fünf Millionen User erreicht. Man kann so sehr viel über die Märkte und die Bedürfnisse der Konsumenten lernen, denn diese stellen mir viele Fragen, wollen meine Meinung hören, oft werden mir auch tolle Weine geschickt.

Was bringt 2024 für Riedel?

Im kommenden Jahr feiert die »O-Serie« ihr 20-jähriges Jubiläum, der Start von neuen Kollektionen ist gleich für den Jahresanfang 2024 eingeplant. Im Spirituosenbereich präsentieren wir ein neues Whisky-Glas, an dem wir gemeinsam mit führenden Vertretern der Brache gearbeitet haben.

Die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise haben auch die Glasindustrie getroffen. Werden die Preise für Weingläser 2024 steigen?

Wir haben für drei Jahre vorgeplant und dank diverser technischer Verbesserungen können wir auch im nächsten Jahr das Preisniveau halten und müssen die aktuellen Kostensteigerungen nicht an die Weinfreunde weitergeben.

Wie sehen Sie die Glasproduktion von morgen?

Man muss der Realität ins Auge blicken: Es gibt immer weniger Fachleute, die fähig und willens sind, die schwere Arbeit des handwerklichen Glasmachens auszuüben. Für uns war daher schnell klar: die Zukunft liegt in der maschinellen Fertigung, da gibt es kein zurück. Und die Ergebnisse, die wir erzielen, überzeugen die Weinfreunde.


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Erschienen in
Falstaff Nr. 08/2023

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