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Mehr als Tessin: Die Sieger der Merlot Trophy

Traubensorte Merlot – und die besten kommen auch von da. Doch immer öfters findet man auch exzellente Weine aus der Sorte in anderen Anbauregionen.

Die Hochburg der Traubensorte Merlot in der Schweiz liegt im Tessin, und das auf quantitativer wie auf qualitativer Ebene. Das Tessin ist der einzige Weinbaukanton in der Schweiz, in dem sich das Rebbaugeschehen um praktisch nur eine Sorte dreht. 80 Prozent der Tessiner Rebflächen sind mit Merlot bestockt. Es verwundert dann auch nicht, dass bei der Falstaff Merlot Trophy, die nun schon seit einigen Jahren ausgelobt wird, immer Tessiner Weine ganz oben auf dem Treppchen stehen. Doch es bewegt sich etwas!

Immer wieder erzielen auch Weine aus anderen Anbaugebieten Topresultate. Unter den elf mit 92 Punkten bewerteten Weinen der Merlot Trophy 2024 befanden sich vier Weine aus anderen Anbauregionen. Nach dem Tessin wichtigste Anbauregion für Merlot ist das Wallis, wo immerhin rund 145 Hektar der Sorte zu finden sind. Der Merlot Les Serpentines 2021 vom Weingut Gérald Besse stammt von den spektakulären Terrassenlagen bei Martigny, ein überaus frischer, eigenständiger Walliser Merlot-Typus mit kreidigem Tannin und knackiger Beerenfrucht.

Ebenfalls auf Frische gebaut ist der Merlot Passió 2022 vom Weingut Schwarzenbach aus Meilen am Zürichsee. Die Zeiten als in der Deutschschweiz sonnenhungrige Trauben nicht ausreiften, sind vorbei. Das beweist der Passió eindrücklich: Der Wein besteht zu 95 Prozent aus Merlot, ergänzt von fünf Prozent Cabernet Sauvignon. Ein dunkelbeeriger Wein, der aber auch über florale Akzente verfügt und am Gaumen mit saftiger Säure glänzt. Auch in der Westschweiz weiss der Merlot immer wieder zu überzeugen. Je nach Lage kann er im Kanton Waadt hervorragende Resultate erzielen, einige bekannte Exemplare stammen aus den exponierten Lagen des Lavaux. Doch nicht nur!

Der Merlot Dark Line 2018 von Philippe Bovet aus Givrins oberhalb von Nyon ist ein kräftiger, sortentypisch weicher Wein mit langem Nachhall. Ein Wein von Klasse und Grösse. Selbiges gilt für den vierten 92-Punkte-Wein von ausserhalb des Tessins, den Merlot 2019 von der für ihre Pinot Noirs bekannten Domaine de Chambleau in Colombier über dem Neuenburgersee.

ZUR MERLOT TROPHY SCHWEIZ 2024

Elegantes, dunkelfruchtiges Bouquet mit Noten von gedörrter Zwetschge, Brombeere und gedörrter Aroniabeere. Anklänge von dunkler Schokolade, getrockneter Kamille und Fenchelsaat. Am Gaumen dicht gewoben, mit frischer Säure, kreidigem Tannin und knackiger Beerenfrucht sowie langem Abgang.
Martigny, Schweiz
Dezente Reduktion in der Nase. Mit Sauerstoff Noten von roten und dunklen Waldbeeren sowie frischer Pflaume. Florale Anklänge, dezente rauchige Noten und etwas Lorbeerblatt. Am Gaumen frisch, mit saftiger Säure und schöner Himbeer-Cassis-Frucht. Dezente Anklänge von Kakao und leicht spürbares Tannin. Langer Abgang.
Zürichsee, Schweiz
Intensives Bouquet mit Noten von Brombeere, Cassis und Kirsche sowie Kakao. Anklänge von Pfeffer und ätherisch-würzige Nuanen. Am Gaumen kräftig, mit weicher Säure und ebenso weichem Tannin. Langer Abgang.

 

Sortenprofil


Merlot

Die Traubensorte Merlot stammt ursprünglich aus der Region Bordeaux in Frankreich. Heute erfreut sich die Sorte weltweit grosser Beliebtheit und ist nach Cabernet Sauvignon die meistangebaute Rotweinsorte überhaupt. Ihre Heimat in der Schweiz ist das Tessin, dort besetzt sie über 80 Prozent der Anbaufläche. Doch auch in anderen Schweizer ­Anbauregionen gedeiht der Merlot heute vorzüglich.

Aromenspektrum

Merlotweine sind fruchtbetont, meist körperreich und vollmundig. Auch wenn die besten Weine lange haltbar sind, gilt die Sorte als früh antrinkbar. Reinsortig – wie in der Schweiz – ist Merlot eher selten anzutreffen.

 


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Erschienen in
Falstaff Nr. 01/2024

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