Restaurant der Woche: Barz
Markus Schenk setzt im Restaurant «Barz» in St. Gallen auf regionale Authentizität und handverlesene Produkte.
Der etwas trocken tönende Name wird Nicht-St.-Gallern wenig sagen. Den Einheimischen schon, denn er klingt an das frühere «Barcelona» an. Jahrzehntelang gingen in diesem unweit des Stiftsbezirks gelegenen Szenelokal Tapas über den Tresen. Markus Schenk, der vor kurzem übernommen hat, tendiert in eine ganz andere Richtung. Nicht ferne Lande stehen bei ihm im Fokus, sondern regionale Authentizität und Schlichtheit auf der Basis handverlesener Produkte.
Schenk hat zuvor im Oberbozner «Parkhotel Holzner» das Gourmetlokal «1908» in höhere Punktegefilde gekocht. Wir essen generell gerne bei ehemaligen Sterne- und Punkteköchen, die sich eines Tages entschieden haben, den Aufwand zurückzuschrauben und eine elementarere Kost anzubieten. Die handwerkliche Präzision und Stilsicherheit geht ihnen zeitlebens nicht verloren. Das gilt auch für Markus Schenk. Seine Gerichte sind geradlinig in Komposition und Präsentation. Auch gehörten alle Teller, die wir vor dem Dessert probiert haben, weitgehend oder ganz in die Kategorie Trennkost: die marinierte Rinderbrust mit sauer eingelegtem Gemüse, die Sauerkrautcreme mit mariniertem Zander, die Ribelmais-Poulardenbrust mit Verjus und Wurzelgemüse. Selten hatten wir das Gefühl, gleichzeitig so vielfältig gegessen zu haben und dennoch frei von jeder Übersättigung zu sein – auch wenn solche Einschätzungen zugegebenermassen subjektiv sind.
Sympathisch ist auf jeden Fall die saisonale Sensibilität der Gänge. Zum Dessert reichte Schenk einen Scheiterhaufen. Der hat nichts mit Inquisition zu tun, sondern ist eine hierzulande wenig bekannte österreichische Mehlspeise mit alten Semmeln, Äpfeln und Rosinen. Die Weinkarte umfasst ausschliesslich Gewächse des Alpenraums – nichts als konsequent.
Restaurant Barz
Bankgasse 4
9000 St. Gallen
T: +41 71 5710614
www.barz.ch