Wie geniesst die Welt das Osterfest?

Wie geniesst die Welt das Osterfest?
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Top 10 kulinarische Osterbräuche in Europa

Mit Ostern endet die dunkle Zeit der winterlichen Entbehrungen. Nach 40 Tagen Fasten wird endlich wieder so richtig geschlemmt. Mit diesen traditionellen Delikatessen feiert die Welt das Frühlingserwachen, die Auferstehung, das Leben und das Licht.

Bunte Eier, Schoko-Hasen und gezuckerte Lämmer – am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond (frühestens am 22. März und spätestens am 25. April.) feiern wir seit geraumer Zeit die Auferstehung – das Leben und das Licht. Die Christen feiern an diesem, ihrem höchsten Feiertag, die Auferstehung von Jesus. Doch das Osterfest geht viel weiter zurück: Sein direkter Vorläufer ist das jüdische Pessach-Fest, bei dem die Befreiung Israels aus der Knechtschaft Ägyptens gefeiert wird. Doch bereits in vorchristlicher Zeit wurde der Beginn der hellen Jahreshälfte, die Freude über die Rückkehr der Sonne und das Wiedererwachen der Natur im Frühling rituell zelebriert. So leitet sich der Begriff Ostern von «Ostara» ab, der germanischen Göttin der Morgenröte, des Frühlings und der Fruchtbarkeit.

Doch mit welchen Bräuchen das Licht des neuen Lebens begrüsst wird, unterscheidet sich von Region zu Region. Mit diesen traditionellen Delikatessen feiert die Welt Ostern.


Österreich

Am Tag nach der Nacht, in der die Osterfeuer loderten, wird in Österreich die zünftig herzhaft-süsse Osterjause aufgetischt. Dabei wird süsses Osterbrot aus Germteig, Milch, Eiern und Rosinen mit geweihtem geselchten Osterschinken, frisch gerissenem scharfen Kren und natürlich mit bemalten hartgekochten Ostereiern genossen, die die Tischgemeinschaft zum Eierpecken herausfordern. In Kärnten verzehrt man den saftigen Osterschinken traditionell mit dem Kärntner Reindling – ein mit Zucker, Zimt, Rosinen und Nüssen gefüllter süsser Germteig. 

Deutschland

«Zufrieden jauchzet gross und klein: Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein!» Johann Wolfgang von Goethe fängt mit seinem Gedicht «Osterspaziergang» die freudige Stimmung des Frühlingserwachens in Deutschland ein. Während die Kinder im Garten nach den mit allerlei süssen Köstlichkeiten prall gefüllten Osternestern suchen, geniessen die Erwachsenen beim Osterspaziergang die ersten warmen Sonnenstrahlen nach den kalten Wintertagen. Beim traditionellen Osterfrühstück wird Osterbrot mit bemalten Ostereiern verzehrt. Nach dem traditionellen Brennessel-Gemüse mit Spiegelei am Gründonnerstag kommt in Deutschland zu Ostern ein Braten aus Lamm oder Hase auf den Tisch.

Schweiz

Schweizer Oster-Spezialitäten bieten weit mehr als die Kreationen des Hauses Lindt und Sprüngli: Zum Gaumenschmaus nach der 40-tägigen Fastenzeit gehört in der Schweiz traditionell die Aargauer Rüblitorte sowie der Osterkuchen à la Marquise. Die Berner Osterflädli sind eine mit Reis-Rosinen-Korinthenmasse gefüllte Oster-Delikatesse aus Blätterteig. Auch kleine Eierküchli in Form eines Miniatur-Gugelhupfes in frühlingshaften Farben sind beliebte kulinarische Ostergeschenke. Vor dem süssen Genuss wird in der Schweiz traditionell der Gitzibraten aufgetischt. Das Ostergitzi (Osterzicklein oder Osterlamm) wird ausschliesslich mit Milch und Heu gefüttert und weist daher ein strahlend weisses und besonders zartes Fleisch auf.

Ukraine

Aus altslawischer Zeit hat sich in der Ukraine eine der kunstvollsten Eierbemal-Traditionen erhalten: In die Pisanky werden mit flüssigem Bienenwachs virtuose geometrische Ornamente eingeschrieben, anschliessend werden sie in einer Farbstofflösung gekocht und in einem mit Gras ausgelegten Korb versteckt. Wie das gemeine Osterei auch, symbolisieren die Pisanky die schöpferischen Erneuerungskraft des Lebens.

Russland

Die weihrauchschwangere Fastenzeit, in der in der griechisch-orthodoxen Kirche sämtlichen tierischen Produkten entsagt wird, endet in Russland noch in der Osternacht mit der Magiritsa – einer dicken Suppe aus den Innereien jenes Lamms, das tags darauf am Spiess gegrillt wird. Zum nächtlichen russischen Osterfrühstück wird der legendäre Kulitsch aufgetischt – ein hoch aufgehender Germteig-Kuchen, der mit bis zu 15 Eidotter pro Kilo Mehl den Berg Golgatha versinnbildlichen soll, auf dem Jesus gekreuzigt wurde. Auf die russische Tafel gehört auch der Cholodez – eine Sulz aus Schwein- und Huhn – sowie Schinken, geräucherter Stör, Spanferkel, eingelegte Pilze, Rote Rüben, Piroschki, Blini, rote Ostereier und natürlich Wodka in rauen Mengen.

Italien

In Italien feiert man die Auferstehung mit Colomba – ein Weizen-Sauerteig-Gebäck in Taubenform. Eröffnet wird das italienische Ostermahl durch die Brodetto Pasquale – einer Suppe aus Lamm-Brühe, mit Ei verdickt und Zitronensaft verfeinert. Eine traditionelle Osterdelikatesse ist auch die Torta Pasqualina – eine herzhafte Blätterteig-Gemüsetorte mit Olivenöl, Ei, Ricotta und Spinat. Traditionell besteht sie aus 33 Schichten – jede symbolisiert ein Lebensjahr von Jesus. Doch auch an süssen Verlockungen mangelt es nicht, so gehört traditionell auch der mit Ricotta gefüllte Osterkuchen Pastiera Napoletana zum Osterfest in Bella Italia.

Spanien

Die Spanier feiern die Wiederauferstehung mit einem Picknick, bei dem ein speziell fleischiges Osterbrot gereicht wird: Der Hornazo ist ein mit Schinkenschmalz und Safran gewürzter Germteig, der mit harten Eiern, scharfwürziger Chorizo-Wurst, Jamón Serrano und gegrilltem Filet vom Eichelschwein belegt, mit einer dünnen Schicht Teig verschlossen und mit Eidotter bestrichen, zu goldglänzender Pracht gebacken wird.

Frankreich

Im Mutterland der guten Küche feiert man das Frühlingserwachen mit einem Osterlamm aus zartem Biskuit, dem aus saftiger Butter-Meringue noch die schäfchenweisse Wolle angelegt wird. Zum festlichen Mahl tischen die Franzosen einen Osterhasen als Terrine in Aspik oder in Teig auf. Die Ostereier werden vorzugsweise als Omelett verspeist. Im Dorf Bessières am Fusse der Pyrenäen verwandelt sich der Dorfplatz alljährlich zum fröhlichen Kultplatz der «Confrérie des Amateurs de l’Omelette Géante». Am Ostersonntag wird dort ein Rekord-Omelett aus 7000 Eier in einer Spezialpfanne von vier Metern Durchmesser gebacken.

Grossbritannien

An Karfreitag verspeisen die Briten, Iren, Kanadier, Australier und Neuseeländer traditionell das Hot Cross Bun – ein weiches gewürztes süsses Hefe-Brötchen. Zu Ostern wird in Grossbritannien und Irland der Simnel Cake aufgetischt, ein reichhaltiger Fruchtkuchen, dekoriert mit elf Marzipanbällchen und einem grossen Marzipanball in der Mitte. Dieser steht für Jesus, die elf kleineren symbolisieren seine Jünger – dem zwölften im Bunde, Judas, räumen die Briten keinen Platz auf ihrem Kuchen ein. Aber auch Karotten-Kuchen ist zu Ostern in England und den USA sehr beliebt.

Finnland

Im hohen Norden wir die helle Jahreshälfte traditionell mit Mämmi begrüsst – ein nahrhafter klebriger Pudding aus gemälztem Roggenmehl, der mit reichlich Bitterorange gewürzt und mit flüssiger Sahne oder Vanilleeis garniert wird. Nicht nur in Finnland, auch im benachbarten Schweden ist der bitter-süsse Oster-Pudding mit Bier-Geschmack sehr populär.

Paula Pankarter
Paula Pankarter
Redakteurin
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