Narbonne ist eine wahre Perle in Südfrankreich: geprägt vom Kanal, den altertümlichen Bauten und der reichen Geschichte, die bis in die Römerzeit zurückreicht.

Narbonne ist eine wahre Perle in Südfrankreich: geprägt vom Kanal, den altertümlichen Bauten und der reichen Geschichte, die bis in die Römerzeit zurückreicht.
© trabantos | Shutterstock

Weinreise Narbonne: Zwischen Bergen und Meer

Die Stadt Narbonne im Languedoc-Roussillon war die erste römische Siedlung in Gallien – Weinbau spielt in der Gegend seit Jahrhunderten eine entscheidende Rolle. Als Ausgangspunkt für Weinreisende ist die Stadt zwischen Strand und mediterranem Gebirge wie gemacht.

Die südfranzösische Stadt ­Narbonne ist ideal gelegen. Das wussten schon die Römer, die die Stadt 118 vor ­Christus gründeten. Ideal war ihr Standort bereits damals wegen des Poten­zials für einen Hafen sowie der Lage an der Kreuzung der beiden wichtigen Römer­straßen Via Aquitania und Via Domitia. Den Weinbau aber brachten die Römer nicht hierher, da kamen ihnen die Kelten zuvor. Für Weinliebhaber ist die Region Languedoc-­Roussillon – trotz langer Weinbauhistorie – erst seit gut 30 Jahren wirklich interessant. Rund um die Stadt Narbonne finden sich heute einige ihrer wichtigsten Appellationen: Corbières, Minervois, La Clape und Fitou. Eine Autostunde südlich von Narbonne liegt zudem die atemberaubende Weinlandschaft Roussillon mit ihren spektakulären Reblagen direkt am Meer, den legendären Süßweinen und viel katalanischem Charme.

Zu den bekanntesten Exponenten der Weinszene von Languedoc-Roussillon gehört ohne Zweifel der ehemalige Rugby-Profi Gérard Bertrand. Bertrand betreibt in Südfrankreich ganze 16 Domänen, wovon Château ­l’Hospitalet, das sich im Herzen des La-Clape-­Gebirges befindet, klar das Aushängeschild ist. Das Gut ist eines der besten Hotels der Region – samt Spa und eigenen Restaurants. Von Narbonne aus erreicht man das schmucke Weinhotel, umgeben von biodynamisch bewirtschafteten Rebflächen, Olivenhainen und Pinienwäldern mit dem Auto in rund 20 Minuten. Nachdem wir eingecheckt und die Anlage erkundet haben, machen wir uns auf den Weg zu Château la Négly, einem Topbetrieb der Appellation La Clape. Der Wein La Porte du Ciel gehört zur absoluten Spitze der Region – da sind sich Kritiker und Fans des Gutes einig. Das »Caveau« von Château la Négly ist von Montag bis Freitag geöffnet und erlaubt es auch, ohne Voranmeldung Weine zu verkosten und einzukaufen.

Das Mittagessen genießen wir am Strand – zum Château l’Hospitalet gehört nämlich auch das Restaurant »L’Hospitalet Beach«, direkt an der ­Narbonne-Plage. Lokale, saisonale Erzeugnisse treffen hier auf die Weine Gérard Bertrands – und das in herrlicher maritimer Atmosphäre.

Auch den Rest des Tages verbringen wir in Meeresnähe und besuchen die Salinen im benachbarten Ort Gruissan. Mit dem obligaten Souvenir der Region – Fleur de Sel – im Gepäck verweilen wir anschließend im zwar eher touristischen, dafür aber umso malerischen Dorf. Hier genießen wir auch das Abendessen im erstklassigen Seafood-Restaurant »La Cranquette«. Neben fangfrischem, zum größten Teil lokalem Seafood steht hier eine ansehnliche Auswahl von natürlich produzierten Weinen im Fokus – aus der Region und darüber hinaus.

Zwischen Stadt und Land

Am nächsten Morgen zieht es uns in die Stadt. Auf dem Weg dorthin machen wir einen Abstecher zum Weingut Château Ricardelle. Der aus Südtirol stammende Önologe Bruno Pellegrini fand hier 1990 sein Traumgut und produziert mustergültige Languedoc-Weine, die es zu entdecken lohnt. In der Innenstadt angekommen, besichtigen wir die Kathedrale Saint-­Just-et-Saint-Pasteur, das Wahrzeichen von ­Narbonne. Die einstige Römerstadt ist geprägt von historischen Bauten und vom Canal de la Robine, einem Schifffahrtskanal, der heute vor allem von Freizeitkapitänen befahren wird und mit dem allseits bekannten Canal du Midi verbunden ist. Direkt am Kanal befindet sich die altehrwürdige Markthalle Narbonnes – ein Must für jeden Gourmet in der Stadt. Hier werden lokale Erzeugnisse unterschiedlicher Art angeboten – von Gemüse und Früchten über Fisch und Fleisch, Käse und natürlich auch Wein. Zum Lunch geht’s in die »Maison Saint Crescent«, das Reich des Zwei-Sterne-Kochs Lionel Giraud. Dieser hat hier gleich zwei Betriebe – das Gourmetlokal »La Table« sowie »La Cave à manger«. Egal ob feudal oder bodenständig, Feinschmecker kommen hier voll auf ihre Kosten.

Auf gen Süden!

Die Weinregion Roussillon, eine Stunde südlich von Narbonne, sollte jeder Weinliebhaber mindestens einmal im Leben gesehen haben. Wir packen also die Chance beim Schopf und fahren los in Richtung ­Süden. Auf dem Weg besuchen wir das Weingut Mas Amiel in Maury. Dieses gehört Olivier Decelle, der auch die Bordeaux-­Châteaux Jean Faure und Haut-Maurac besitzt. Insbesondere die an der Sonne in Glasballons ausgebauten Süßweine von Mas Amiel sind eine weintechnische Kuriosität und lokale Spezialität, die jeder Weinliebhaber kennen sollte. Für das Mittagessen zieht es uns an die Küste. Die Reben, die hier auf den steinigen Böden über dem Meer stehen, sind atemberaubend, genauso wie die Küstenorte Banyuls und Collioure. In den teilweise hervorragenden Fischrestaurants in den Touristen­orten sollte man unbedingt vorab einen Tisch reservieren, nicht selten sind diese bis auf den letzten Platz ausgebucht.

Zurück in Narbonne gönnen wir uns eine Auszeit in der Altstadt und bummeln durch die Gassen, bevor wir uns aufs Château l’Hospitalet zurückziehen, das Spa genießen und die Reise gemütlich im hauseigenen Restaurant »Chez Paule« ausklingen lassen. Chef Damien Schmitt bereitet hier auf dem Holzfeuer erstklassige Bistrogerichte mit Produkten aus der Region und dem eigenen Garten zu. Und natürlich gibt es auch die hauseigenen Weine zu genießen. Languedoc in Reinkultur.


Schlafen

Château L’Hospitalet

Das Weinresort »Château l’Hospitalet« von Gérard Bertrand befindet sich unweit von Narbonne inmitten des La-Clape-Gebirges. Rund 1000 Hektar groß ist das Anwesen, bietet 41 luxuriöse Zimmer, davon 28 Suiten, ein Spa, ein breites kulinarisches Angebot rund um den Wein sowie einzigartige onötouristische Erlebnisse.

Route de Narbonne-Plage, 11100 Narbonne
T: +33 4 68452850, chateau-hospitalet.com

Château Capitoul

Auf einer Hügelkuppe unweit von Narbonne befindet sich das kleine Schlösschen »Château Capitoul« mit acht schicken Zimmern und Suiten sowie 44 modernen Luxusvillen im Umland, die jeweils Platz für vier bis acht Gäste bieten. Die Zimmer im Schloss sind ausgefallen, die Villen verfügen fast alle über einen eigenen Pool. Dazu gibt es Tennis- und Pétanqueplätze, ein Spa sowie zwei Restaurants: das gehobene »Méditerranéo« sowie das Grillrestaurant »Asado«.

Route de Gruissan, 11100 Narbonne
T: +33 4 48220724, chateaucapitoul.com

Hôtel Le Mosaïque

Das »Hôtel Le Mosaïque« befindet sich im Zentrum Narbonnes in einem Haus aus dem Jahr 1870. Dieses wurde behutsam renoviert und so zu einem einzigartigen, luxuriösen Hotel mit 15 Zimmern und Suiten umgestaltet. Das Hotel verfügt über einen eigenen Outdoorpool, eine charmante Terrasse und ein von der Heimat der argentinischen Besitzer inspiriertes Restaurant.

21 Rue Mosaïque, 11100 Narbonne
T: +33 4 68903400, hotellemosaique.com


Essen

La Table Lionel Giraud

Seit 2003 betreibt Ausnahmekoch Lionel Giraud die »Maison Saint Crescent« in Narbonne. Dabei stehen regionale, saisonale Erzeugnisse und bestes Handwerk im Zentrum. Sowohl im zweifach -besternten »La Table Lionel Giraud« wie auch im einfacheren »Cave à manger«, das auch Wein-geschäft mit ganzen 2500 Etiketten ist.

Rond point de la Liberté, 68 Avenue Général Leclerc, 11100 Narbonne
T: +33 4 68413737, maison.saintcrescent.com

Erste Anlaufstelle für Gourmets: die »Maison 
Saint Crescent« in der Stadt Narbonne.
Foto beigestellt
Erste Anlaufstelle für Gourmets: die »Maison Saint Crescent« in der Stadt Narbonne.

La Table Cuisinier Caviste

Marc Schwall und Nicolas Mill servieren in ihrem »La Table Cuisiner Caviste« eine moderne, produktgetriebene Küche, die sich auf die Erzeugnisse der Region und frischen Fisch der nahen Küste verlässt. Dazu wird eine breite Auswahl von Weinen präsentiert – aus der Region und darüber hinaus.

4 Place Lamourguier, 11100 Narbonne
T: +33 4 68329645, table-cuisiniercaviste.com

La Cranquette

Im ehemaligen Pfarrhaus mit lauschiger Terrasse stehen der Fang des Tages sowie die saisonalen Erzeugnisse der Region im Zentrum – bestes Seafood und Fisch geben in der Küche den Ton an, ergänzt von frischem Gemüse aus dem Hinterland. Dazu trinkt man eine exzellente Auswahl natürlich produzierter Weine.

13 Rue de la République, 11430 Gruissan
T: +33 4 68751207, lacranquette.com

L’Art de Vivre

Das Gourmetrestaurant auf »Château l’Hospitalet« wird seit 2014 vom Ausnahmetalent Laurent Chabert geleitet. Der Koch setzt auf eine naturverbundene, produktbezogene Küche. Dabei benutzt er mit Vorliebe die Erzeugnisse aus dem eigenen biodynamischen Garten und dem nahen Meer.

Route de Narbonne-Plage, 11100 Narbonne
T: +33 4 68 452850, restaurant-art-de-vivre.com

La Tulipe Noire

In einem geschmackvoll umgebauten ehemaligen Weinkeller servieren Koch Jérôme Jordi und dessen Partnerin Céline Levert eine frische, regionale Küche. Dabei nutzen sie mit Vorliebe Produkte aus dem eigenen Garten und interpretieren Klassiker der lokalen Küche neu. Dazu kredenzen sie die -besten Weine der Region.

3 Rue du Ramonétage, 11560 Fleury
T: +33 4 68465980

Le Petit Comptoir

In dem modernen Lokal wird französische »Bistronomie« gelebt. Beste Zutaten werden klassisch, aber auch modern interpretiert, die Weinkarte umfasst mehr als 350 Positionen – der Großteil aus der Umgebung. Diese können auch in der Weinbar »Le Zinc« getrunken und auch für den Konsum daheim gekauft werden.

4 Boulevard Maréchal Joffre, 11100 Narbonne
T: +33 4 68423035, petitcomptoir.com

Café Raisin

Das coole, moderne Lokal befindet sich in der Strandsiedlung Gruissan Plage, wo ein Großteil der Häuser auf Pfählen erbaut ist. Am Morgen werden frisches Frühstück und bester Kaffee serviert, am Abend wird das Lokal zur lockeren Weinbar mit einfachen Gerichten vom Grill und Naturweinen. Immer wieder laden die Betreiber befreundete Köche oder DJs ein.

115 Avenue des Aigrettes, 11430 Gruissan
T: +33 6 24600856, caferaisin.fr


Weingüter

Gérard Bertrand

Der in Narbonne geborene Gérard Bertrand betreibt mehrere Weinprojekte in der Region Languedoc. Seinen Domänen gemein ist die Fokussierung auf einen biologischen respektive biodynamischen Anbau sowie ein großes Engagement in Nachhaltigkeitsfragen. Bertrand produziert einige der besten Weine Südfrankreichs.

Château l‘Hospitalet, Route de Narbonne-Plage 11100 Narbonne
T: +33 4 68453600, gerard-bertrand.com

Château La Négly

Gehört zur absoluten Spitze von La Clape und des gesamten Languedoc. Der Wein La Porte du Ciel von über 30 Jahre alten Syrah- und Grenache-Reben genießt Legendenstatus und gehört zu den wenigen Weinen der Region, die schon 100 -Parker-Punkte erreichten. Das Caveau des Gutes kann ohne Voranmeldung für Verkostungen und Weineinkauf besucht werden.

La Négly, 11560 Fleury d’Aude
T: +33 4 68338717, lanegly.com

Château Ricardelle

Der Südtiroler Bruno Pellegrini fand 1990 mit Château Ricardelle sein Traumgut im Süden. Er investierte in Rebberg und Keller und erreichte internationales Niveau. Das Caveau des Gutes unweit von Narbonne kann spontan besucht werden, außerdem gibt es Gästezimmer im Château.

Route de Gruissan, 11100 Narbonne
T: +33 4 68652100, chateau-ricardelle.com

Château Camplazens

Susan und Peter Close sind Quereinsteiger. Sie erwarben das etwas heruntergekommene Anwesen im Jahr 2001 und scheuten keinen Aufwand, um es in altem Glanz erscheinen zu lassen. Ihre Weine gehören heute zur absoluten Spitze von La Clape. Das Weingut bietet verschiedene Verkostungen und Seminare für Gäste an, zu den Highlights gehören die Essen mit begleitenden Weinen.

Domaine de Camplazens, 11110 Armissan
T: +33 4 68453889, camplazens.com

Château Cascadais

Philippe Courrian und seine Familie sind die Besitzer von Château Tour Haut Caussan bei Bordeaux. 1992 verliebten er und seine Kinder sich in den heutigen Standort von Château Cascadais im Corbières, rund 30 Minuten von Narbonne entfernt. Die Weine des Gutes sind zwar klar vom Süden geprägt, bringen aber auch die Eleganz
der Weine des Bordelais mit. Das Gut ist nach -telefonischer Voranmeldung besuchbar.

Rue de la Beurada, 11220 Saint-Laurent-de-la-Cabrerisse
T: +33 556 090077, tourhautcaussan.com

Château Rouquette-sur-Mer

Inmitten von Pinienwäldern und duftender Garrigue befindet sich das rund 60 Hektar Rebland von Château Rouquette-sur-Mer. Der Betrieb wird in vierter Generation als Familienweingut geführt. Die Weinberge von Château Rouquette liegen oberhalb der Klippen von La Clape an der Stelle, an der diese dem Meer am nächsten kommen. Im Caveau kann Wein verkostet und eingekauft werden, zudem gibt es Zimmer direkt auf dem Weingut.

Route Bleue, 11100 Narbonne-Plage
chateaurouquette.com

Château d’Anglès

Eric und Christine Fabre stammen aus dem Médoc und fanden auf der Suche nach einem großartigen Terroir in Südfrankreich 2001 das Château d’Anglès in La Clape. Eric Fabre hat langjährige Erfahrung, er war mitunter technischer Leiter von Château Lafite Rothschild. Mit viel Akribie hat er die Weine von Château d’Anglès in den letzten Jahren auf Exzellenz getrimmt. Das Weingut kann besucht werden.

11560 Saint-Pierre la Mer
T: +33 468336133, chateaudangles.com

Domaine Les Mille Vignes

Alles begann 1979 mit 1000 Rebstöcken, mit denen sich der Vater der heutigen Besitzerin einen Wunsch erfüllte. Daraus abgeleitet erhielt die Domäne den Namen Les Mille Vignes. Im Jahr 2000 übernahm Valérie Guérin die elf Hektar in den Appellationen Fitou, Rivesaltes und Muscat de Rivesaltes. Die puristischen Weine des Gutes sind legendär.

24 Avenue San Brancat, 11480 La Palme
T: +33 6 07755868

Château Maris

In einer der renommiertesten Appellationen der Region Languedoc-Roussillon – Minervois-La-Livinère – startete Robert Eden im Jahr 1997 mit der Vision, terroirgeprägte Spitzenweine aus rein biologischem Anbau zu erzeugen. Heute gehören die Gewächse des gebürtigen Engländers zur Spitze der Region.

Route de Pépieux RD 52, 34120 La Livinière
T: +33 4 68914263, chateaumaris.com

Mas Amiel

Das Weingut Mas Amiel ist längst legendär. Zu verdanken hat es dies dem Unternehmer Olivier Decelle, der heute auch Besitzer der Bordeaux-Châteaux Jean Faure und Haut-Maurac ist. Dieser machte aus dem heruntergekommenen Weingut in Roussillon eine wahre Perle. Insbesondere die an der Sonne in Glasballons gereiften oxidativen Süßweine muss man probiert haben. Mas Amiel verfügt über ein schönes Besucherzentrum.

66460 Maury
T: +33 4 68290102, masamiel.fr


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Erschienen in
Falstaff Nr. 02/2023

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