Weinmacher Aurelio Montes.

Weinmacher Aurelio Montes.
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Aurelio Montes' Muse: «Bei diesem Wein geht es um meine Wurzeln»

In seiner über 50-jährigen Karriere im Weinbusiness hat der legendäre Weinmacher Aurelio Montes diverse Wein-Ikonen erschaffen. Sein letzter Coup nennt sich Muse und ist eine Hommage an die Frauen in seinem Leben. Im Falstaff-Talk spricht Montes über seine Wurzeln, das Maipo Valley und seine Musen.

Falstaff: Herr Montes, welche Geschichte steckt hinter dem Muse?

Aurelio Montes: Für den Muse wollte ich zurück zu meinen Wurzeln, ins Maipo Valley, denn dort hat alles für mich angefangen. Wissen Sie, in diesem Jahr werde ich meine 52. Weinernte erleben, was ich manchmal kaum glauben kann, denn es fühlt sich immer noch so an, als hätte ich gestern erst losgelegt. Maipo war meine erste Station nach dem Studium. Ich arbeitete dort zwölf Jahre lang für die Undurraga Winery und kenne das Gebiet deshalb sehr gut. Bei diesem Wein geht es um meine Wurzeln und die romantische Seite meines Winemakings.

Was genau meinen Sie mit der romantischen Seite ihres Winemakings?

Die romantische Seite spiegelt sich sicherlich im Namen Muse wieder. In den 52 Jahren, in denen ich im Weinbusiness tätig bin, ist viel passiert. 1988 wurde ich bei meinem damaligen Job gefeuert und stand ohne Arbeit da. Mit fünf Kindern zu Hause musste ich natürlich schnell wieder Geld verdienen. Ich hatte damals zwei Möglichkeiten: Entweder mich wieder irgendwo anstellen zu lassen oder meinen Traum zu verwirklichen, um etwas Neues zu kreieren – einen neuen Stil zu erschaffen und nach höherer Qualität zu streben, als es die chilenische Weinindustrie zu diesem Zeitpunkt tat. Ich entschied mich für die zweite Variante und gründete Viña Montes, worüber ich heute sehr glücklich bin, denn wir sind sehr erfolgreich. Während meiner gesamten Karriere haben mich die Frauen in meinem Leben sehr unterstützt. Begonnen bei meiner Mutter, über meine Frau, bis hin zu meinen Töchtern und Enkeltöchtern. Dieser Wein ist eine Hommage an die Frauen in meinem Leben – meine Musen.

Ein schöner Gedanke. Sind Sie der Meinung, dass Frauen in der Weinbranche heute so geschätzt werden, wie sie es sollten?

Immer mehr. In Chile arbeite ich mit zwei Winemakerinnen zusammen und die Hauptverantwortliche für den Rebbau unseres Weinguts in Argentinien ist ebenfalls weiblich. Sie sind alle unglaublich professionell. Genau deshalb liebe ich es, mit Frauen zusammenzuarbeiten, auch weil ich finde, dass sie stabiler und konstanter sind. Männer tendieren meiner Ansicht nach dazu, sich schnell verändern zu wollen, sie sind häufig auf der Suche nach besseren Optionen. Ich bin ausserdem davon überzeugt, dass Frauen besser degustieren – ihre Sinne sind sensibler.

Woher rührt die Finesse des Muse?

Die Finesse und Eleganz kommt vor allem vom Terroir und weniger vom Ausbau im Keller. Die Böden in Colchagua, wo ich meine Basis habe, sind tiefgründig und lehmhaltig. In Maipo, wo die Cabernet-Sauvignon-Reben für den Muse gedeihen, haben wir vor allem Schwemmlandböden, die deutlich karger sind. Das Klima ist auch anders. Maipo ist weniger extrem als Colchagua. All das spiegelt der Muse im Glas wider.

Was besonders heraussticht, ist die hohe Tanninqualität.

Ja, ich bin besessen von Tanninen. Ich kann es nicht leiden, wenn sie harsch, bitter oder einfach zu viel sind. Tannine sind wie das Salz in der Suppe und zu viel Salz macht die Suppe ungeniessbar, wie wir alle wissen. Wenn man das Limit einmal überschritten hat, gibt es keinen Weg mehr zurück. Deshalb sind wir bei der Extraktion im Vergleich zum Durchschnitt der chilenischen Weingüter sehr zurückhaltend. Der Wein reift für 18 Monate in Barriquefässern, wovon 70 Prozent neues Holz sind. Auch hier achten wir auf höchste Qualität und arbeiten mit den besten Tonnellerien der Welt zusammen.


Montes Muse

Mit dem Jahrgang 2019 brachte das chilenische Weingut Montes im Herbst letzten Jahres zum ersten Mal seinen neuen Icon-Cabernet-Sauvignon namens Muse auf den Markt. Vertrieben wird er exklusiv über die renommierte Handelsplattform Place de Bordeaux. Der Jahrgang 2020 wird im September 2023 veröffentlicht. Der Muse 2019 ist für CHF 90,– bei Granchâteaux erhältlich.

2019 Montes Muse – 96 Falstaff-Punkte
Viña Montes, Maipo Valley, Chile

Komplexes Bouquet mit Noten von frischen dunklen Waldbeeren, Cassis und Zwetschge. Zudem florale Anklänge und kühle würzige Nuancen. Am Gaumen elegant, mit frischer Säure und Aroma von Kirsche und Pflaume sowie balsamischen Anklängen. Äusserst feinkörniges, gut eingebundenes Tannin, langer Abgang.

2020 Montes Muse – 95 Falstaff-Punkte
Viña Montes, Maipo Valley, Chile

In der Nase Noten von frischen und konfierten Waldbeeren. Dazu Noten von Pflaume, und Schwarzkirsche sowie weihnachtliche Gewürze. Am Gaumen kraftvoll, mit reifer Säure und viel dunkler Frucht. Reifes, feinkörniges Tannin und langer Abgang.


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Dominik Vombach
Dominik Vombach
Chefredaktion Schweiz
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