© Frieder Unselt

Berlinfoodfeast im Interview: »Essen ist immer kultureller Austausch«

Als »berlinfoodfeast« teilt Bettina Grabl auf Instagram und TikTok Food-, Restaurant- und Reisetipps. Im Interview verrät die Foodfluencerin, wie sie die Orte auswählt, die sie besucht, was passiert, wenn ein Restaurant einen schlechten Tag hat – und warum die größte Herausforderung nichts mit Kulinarik zu tun hat.

Bettina Grabl, besser bekannt als »berlinfoodfeast« testet sich nebenberuflich durch die verschiedensten Gastronomien der Hauptstadt. Kein Wunder, dass die Foodfluencerin für ihre zahlreichen (Geheim-)Tipps für den TikTok »What to Eat Award« in der Kategorie »Beste:r TikTok Food Recommendation Creator:in« nominiert war. Privates, das nichts mit ihrer Arbeit in den sozialen Medien zu tun hat, behält sie für sich – dazu gehört auch ihr Alter, das Abitur habe sie aber schon länger hinter sich gebracht, scherzt sie in einer ruhigen Minute kurz vor der Preisverleihung. Dass sie den Preis am Ende nicht mit nach Hause nehmen konnte, bedauern vor allem ihre Fans – wo es die besten Ramen Berlins gibt oder welchen Städtetrip sie unbedingt nicht verpassen sollten, erfahren sie trotzdem weiter.

 

FALSTAFF: Als Berlinfoodfeast versorgst du auf TikTok rund 155.000 und auf Instagram 253.000 Follower mit Food-, Restaurant- und Reisetipps. Wie kam es dazu?

Bettina Grabl: Ich war schon immer ein Foodie. Ich liebe es neue Orte zu entdecken und Dinge auszuprobieren. Im September 2021 habe ich dann einfach angefangen meine Entdeckungen und Tipps zu teilen. Zunächst allerdings nur auf TikTok, weil es am Anfang Überwindung kostete, mein Gesicht in die Kamera zu halten, und ich dachte damals noch, die Plattform sei nischiger. Das hat sich aber ziemlich schnell geändert.

 

Für die meisten Menschen kostet es ebenfalls Überwindung, allein essen zu gehen. Wie gehst du damit um?

An das allein essen gehen habe ich mich gewöhnt. Was mir aber immer noch unangenehm ist: das Filmen. Wenn ich mein Stativ aufstelle oder mich selbst dabei filme, wie ich durch ein Restaurant gehe, schauen die anderen Gäste schon komisch. Glücklicherweise sind die meisten eher interessiert und möchten wissen, was ich tue. Schließlich sehen sie in der Regel nur das fertige Video und nicht den gesamten Entstehungsprozess.

 

Wie gehst du bei der Auswahl der Orte vor, die du besuchst und empfiehlst?

Ich folge meist meinem Instinkt und suche nach interessanten oder neuen Orten, die ich gerne ausprobieren möchte. Ich bin viel unterwegs, oft auch mit dem Fahrrad, so entdeckt man automatisch neue Dinge. Manchmal erreichen mich auch Empfehlungen von Follower:innen. Was für mich wichtig ist: Nur wenn ich es empfehlenswert finde, entsteht vielleicht ein Video dazu.

 

Jeder hat mal einen schlechten Tag, das gilt auch für Restaurants.

 

Schaut man sich deine Videos an, hat man den Eindruck, alles, was du testest, ist superköstlich und einen Besuch wert. Kommt es auch mal vor, dass du von einem Restaurant enttäuscht bist?

Natürlich, aber das würde ich nie hochladen. Einige kritisieren mich genau dafür, fragen, warum ich immer alles lobenswert finde. Ich zeige einfach nicht die Dinge, die ich nicht mag. Schließlich ist Geschmack immer subjektiv. Es bringt niemandem etwas, wenn ich von einem Restaurant abrate – das kann den Orten potenziell sogar schaden. Jeder hat mal einen schlechten Tag, das gilt auch für Restaurants. Oder vielleicht schmeckt mir etwas einfach nicht, während andere es lieben.

 

 

Bist du begeistert, vergibst du bis zu 10 Punkte. Nach welchen Kriterien bewertest du die Gerichte oder Orte?

Aus dem Gefühl heraus und sehr intuitiv. Die Punktevergabe ist eher spielerisch. Ich habe nicht den Anspruch, eine perfekte Kritik abzugeben. Vielmehr geht es um Leichtigkeit und Offenheit – darum, Dinge auszuprobieren. Essen ist auch immer kultureller Austausch.

 

Deswegen erfährt man bei dir nicht nur, wo es beispielsweise die besten handgezogenen Nudeln der Hauptstadt gibt, sondern auch welche Geschichte dahintersteckt.  

Wenn sich die Möglichkeit ergibt und jemand mit mir sprechen möchte, nutze ich die Chance. Aber dadurch, dass ich eine sehr spontane Person bin, melde ich mich so gut wie nie an – die Lokale wissen also nicht, dass ich komme.

 

Letztendlich ist man von der Meinung fremder Personen abhängig – und diese bildet sich innerhalb von Sekunden,

 

Anfangs lag dein Fokus ausschließlich auf Restaurants in Berlin, mittlerweile gibt es auch (Reise-) Tipps aus Amsterdam, Prag oder Bratislava. Wird es irgendwann langweilig in der Hauptstadt?

Nein, aber ich liebe es, meine Komfortzone zu verlassen und neue Abenteuer zu erleben. Ich wollte beispielsweise schon immer mal mit dem Nachtzug verreisen und habe spontan die erste Nachtzugverbindung von Berlin nach Stockholm gebucht. Ich war total aufgeregt und wusste gar nicht, was auf mich zukommt, also habe ich meine Erfahrungen in einem Video festgehalten, einfach weil es mir selbst vor der Reise geholfen hätte, so ein Video anzuschauen. Genau diesen Mehrwert möchte ich mit meinen Beiträgen bieten: nicht nur spannende Abenteuer teilen, sondern auch praktische Tipps und Informationen weitergeben.

Was war bisher die größte Herausforderung auf deiner kulinarischen Reise?

Tatsächlich ist Mental Health ein Thema, das indirekt, aber dennoch stark mit meinen Inhalten verbunden ist. Der ständige Vergleich mit anderen und der selbst auferlegte Druck können belastend sein. Besonders, wenn Videos nicht so gut ankommen, wie erhofft, kann das zu einem kleinen Tief führen. Letztendlich ist man von der Meinung fremder Personen abhängig – und diese bildet sich innerhalb von Sekunden, was zusätzlich Druck erzeugen kann. Es ist definitiv eine Herausforderung, dabei mental gesund zu bleiben.

 

 


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Anna Wender
Anna Wender
Redakteurin
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