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Froschschenkel auf der Speisekarte: PETA klagt gegen Restaurant

Leistet ein Restaurant durch das Anbieten von Froschschenkeln Beihilfe zur Tierquälerei? Laut PETA: Ja. Die Tierrechtsorganisation erstattet daher vermehrt Anzeigen gegen deutsche Gourmettempel.

Normalerweise leben sie tief in den Regenwäldern Südamerikas, hüpfen in den Mangrovenwäldern von Indonesien, Malaysia oder Taiwan umher oder quaken in den Sumpfgebieten von Kambodscha bis nach China. Und das, während am anderen Ende der Welt ihre Artgenossen auf den Tellern von Feinschmeckern landen und als Delikatesse gefeiert werden.

In der Welt der Gastronomie haben Froschschenkel eine lange Tradition. Und die »Cuisses de Grenouille« sind nicht nur in Frankreich ein fester Bestandteil auf so mancher Speisekarte. Auch in Belgien, der Schweiz, Portugal oder Spanien isst man sie bis heute. Und schaut man sich manch Speisekarte in Deutschland genauer an, stellt man fest: Man muss nicht einmal die Landesgrenze überschreiten, um Amphibien serviert zu bekommen.

»Beihilfe zur quälerischen Tiermisshandlung«

Viele sind sich nicht bewusst oder verdrängen es gerne: Hinter dem Genuss von Fröschen verbirgt sich eine Vielzahl ethischer Kontroversen und ökologischer Bedenken, die den Appetit trüben können.

Deutschlands größte Tierrechtsorganisation macht nun einmal mehr auf die ethischen und ökologischen Auswirkungen des Froschkonsums aufmerksam und hat bereits Anfang März Strafanzeige gegen ein Restaurant in Baden-Baden erstattet. Laut PETA besteht der Verdacht auf »Beihilfe zur quälerischen Tiermisshandlung«.

Ob in Butter mit Knoblauch oder frittiert: Froschschenkel stehen auf einigen Speisekarten hierzulande.
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Ob in Butter mit Knoblauch oder frittiert: Froschschenkel stehen auf einigen Speisekarten hierzulande.

Nicht die erste Strafanzeige

Die Tierrechtsorganisation beruft sich auf den Paragrafen 17 des Tierschutzgesetzes in Verbindung mit entsprechenden Vorschriften des Strafgesetzbuches. Sie argumentiert, dass selbst die Zubereitung von Froschschenkeln eine Form der Tierquälerei darstelle und somit gegen das deutsche Tierschutzgesetz verstoße.

PETA hat laut eigenen Angaben das betroffene Restaurant »La Casserole« sowohl im Dezember als auch im Januar über die Missstände bei der »Herstellung« von Froschschenkeln aufmerksam gemacht. Eine Reaktion seitens des Restaurants blieb laut der Organisation aus. Neben ihren klassischen elsässischen Spezialitäten stehen demnach weiterhin gebratene Froschschenkel in Butter mit Knoblauch auf der Speisekarte.

Es ist nicht die erste Strafanzeige, die PETA stellt: Die Tierrechtsorganisation hat bereits in der Vergangenheit mehrere Strafanzeigen gegen Restaurants eingereicht, die Froschschenkel oder Foie gras servieren. Zu den betroffenen Restaurants gehören das »Chez Maurice«, das »Grand Café Saint Germain« und das »Belmondo« in Berlin, die Neue Mohr’sche Anlage in Saarbrücken sowie der »Fleher Hof« in Düsseldorf.

Auswirkungen auf die Amphibienpopulationen

Aber wo genau liegt nun das Problem? Konkret geht es PETA einerseits um die »Herstellung« von Froschschenkeln. Da diese in Deutschland verboten ist, stammen die hierzulande erhältlichen Froschschenkel von Tieren aus Südostasien oder Südosteuropa. Allein im Jahr 2016 importierte Deutschland insgesamt rund 41,5 Tonnen Froschschenkel. Andererseits betonen weitere Tierrechtsorganisationen wie Pro Wildlife, dass der Verzehr globale Auswirkungen auf die Amphibienpopulationen hat. Der Rückgang der Amphibienpopulationen gefährdet das ökologische Gleichgewicht in den betroffenen Ländern, da Frösche eine wichtige Rolle für das ökologische Gleichgewicht spielen.

Aufnahmen von PETA Asien verdeutlichen drastisch die Realität der Froschfleischindustrie. Sie zeigen, wie in der Wildnis lebende Frösche gefangen und in Säcke gesteckt werden. Wenn sie dort nicht bereits ersticken, werden ihnen bei lebendigem Leib die Beine abgehackt, denn nur diese sollen schließlich auf dem Teller landen. Es gibt aber auch Froschfarmen, wo die Tiere explizit für den Export gezüchtet werden – dort finden sie jedoch ein genauso qualvolles Ende wie ihre Artgenossen aus freier Wildbahn, nur das sie davor oftmals Aphrodisiaka gespritzt bekommen, um die Fortpflanzung zu steigern.

Die »Herstellung« von Froschschenkeln ist in Deutschland verboten. Die hierzulande erhältlichen Froschschenkel stammen von Tieren aus Südostasien oder Südosteuropa.
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Die »Herstellung« von Froschschenkeln ist in Deutschland verboten. Die hierzulande erhältlichen Froschschenkel stammen von Tieren aus Südostasien oder Südosteuropa.

Die Rechtslage

Das die Herstellung von Froschschenkeln mit tierschutzwidrigen Praktiken einhergeht, mag kaum wer leugnen. Doch macht sich ein Restaurant für etwas, was tausende von Kilometern weit weg geschieht, nun strafbar?

Die Staatsanwaltschaft Koblenz bestätigte gegenüber PETA, dass ein Unternehmen Ende 2022 mit einer Geldbuße von 500 Euro belegt wurde, weil es gegen das Tierschutzgesetz verstoßen und Beihilfe zur Tierquälerei geleistet hatte. Auf Anfrage von Falstaff präzisiert die Staatsanwaltschaft den Fall, indem sie bestätigt, dass es ein Verfahren gab, das den Anfangsverdacht der Beihilfe zum Tierschutzverstoß aufwies. Es handelte sich dabei jedoch um einen Betrieb, der zuvor gewerblich Stopfleber von Gänsen aus Frankreich angeboten hatte.

 

Im Zweifel für den Angeklagten.

 

Laut Staatsanwältin Kirsten Mietasch soll die Gänsestopfleber unter Bedingungen hergestellt worden sein, die nach deutschem Recht einen möglicherweise strafbaren Verstoß gegen § 17 des Tierschutzgesetzes darstellen, sofern den Gänsen hierbei in strafbewehrter Weise länger anhaltende und sich wiederholende Schmerzen zugefügt worden sind.

Der Vorwurf einer strafbaren Beihilfehandlung bestünde also in einer möglichen Förderung der Tierquälerei im Ausland, um damit hierzulande wirtschaftlich zu profitieren.

Das Verfahren wurde allerdings im Oktober 2022 gegen Zahlung einer Geldbuße zugunsten einer gemeinnützigen Einrichtung eingestellt und abgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft betont dabei, dass die Unschuldsvermutung von dieser Einstellung unberührt bleibt. Somit gilt für die Frage der Schuld des Unternehmens: »Im Zweifel für den Angeklagten«. Das Restaurant »La Casserole« will sich bislang nicht zum Fall äußern.

Die Tierrechtsorganisation hat in der Vergangenheit auch Strafanzeigen gegen Restaurants eingereicht, die Foie gras servieren.
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Die Tierrechtsorganisation hat in der Vergangenheit auch Strafanzeigen gegen Restaurants eingereicht, die Foie gras servieren.

Weder Import noch Verkauf in Deutschland rechtlich verboten

Aber warum nun die Geldbuße? Sowohl der Angeklagte als auch das Gericht stimmen in Fällen von »geringer Schuld« und fehlendem öffentlichen Interesse an einer weiteren Strafverfolgung einer solchen Vereinbarung zu.

Obwohl es sich bei dem Verfahren nicht um Froschschenkel handelte, gibt es Aufschluss über die Rechtslage. Denn trotz aller Bedenken ist weder der Import noch der Verkauf von Froschschenkeln oder Gänseleber in Deutschland rechtlich verboten, was die Kontroverse weiter befeuert.

Zwar bestätigt die Staatsanwaltschaft den Eingang der Anzeige seitens PETA, ob es zu einer Aufnahme eines Verfahrens kommt, ist aber noch ungewiss. Das bestätigen auch die Staatsanwaltschaften, die für die ebenfalls angeklagten Restaurants zuständig sind.

Und selbst wenn es zur Aufnahme eines Verfahrens käme, bedeutet das laut Kirsten Mietasch weder, dass Beschuldigte eines Ermittlungsverfahrens sich tatsächlich strafbar gemacht haben, noch, dass eine spätere Verurteilung wahrscheinlich ist.

Die dunkle Seite der Delikatesse

Abschließend weist die Staatsanwältin darauf hin, »dass es sich im Fall des Gänseleber-Verfahrens um eine Einzelfallentscheidung unter Abwägung der individuellen Gegebenheiten handelt, die einer generalisierenden Betrachtungsweise nicht zugänglich ist.«

Die Diskussion darüber, ob Froschschenkel oder auch Gänsestopfleber auf den Speisekarten nun ethisch vertretbar sind oder nicht, ist nicht nur in vollem Gange, sie gehört zu den Delikatessen wohl genauso dazu wie ihr (für manch einen) köstlicher Geschmack.


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Anna Wender
Anna Wender
Redakteurin
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