Alpine Klarheit. Zu sich finden und die imposante Bergwelt des Rax-Schneeberg-Gebiets genießen – das entschleunigt die »Knappenhof«-Gäste heute wie schon vor 115 Jahren.

Alpine Klarheit. Zu sich finden und die imposante Bergwelt des Rax-Schneeberg-Gebiets genießen – das entschleunigt die »Knappenhof«-Gäste heute wie schon vor 115 Jahren.
Foto beigestellt

Hideaway mit Geschichte: Knappenhof

Der »Knappenhof«, einst Rückzugsort für berühmte Dichter und Maler, bietet heute eine großartige Landgasthausküche, komfortable Zimmer mit viel Design und eine prachtvolle Hausterrasse.

Die mediterrane Ferieninsel Brač, der Wörthersee und die Metropole Wien – allein die Standorte der Hotels von Gastgeberin Helena Ramsbacher lassen einen sofort an Urlaub denken. Wie aber fügt sich das vierte Haus, der »Knappenhof« in Reichenau, in diese Kollektion außergewöhnlicher Hotels ein? Ganz natürlich – und das im doppelten Wortsinn. Denn das intime Haus mit seinen 28 Zimmern (davon drei Suiten) ist genauso »cosy« wie das Wiener Stadthotel »Das Tyrol« und verfügt über eine ebenso mondäne Vorgeschichte wie das Hotel »Schloss Seefels«. Als Nobel-Kurort der österreichisch-ungarischen Monarchie wartet Reichenau mit einer Fülle an historischen Villen auf. Mit berühmten Bauherren und Gästen wie Kronprinz Rudolf, Heinrich von Ferstel, Nathaniel Baron Rothschild, Arthur Schnitzler oder Heimito von Doderer weht bis heute ein Hauch von Thomas Manns »Zauberberg« durch den Ort. Und mit der kroatischen Küste rund um das »Lemongarden« wiederum teilt der »Knappenhof« die unfassbar schöne Landschaft, die ihn umgibt. Es ist seine Natur, die Gäste entspannter zu machen.

Die Bergwelt als Nachbar

Denn so bequem die Anreise mit dem Zug auf der legendären Semmering-Strecke oder per Pkw über die Südautobahn bereits ist: Das Rax-Plateau hat sich seinen Charakter als ursprüngliche Gebirgslandschaft erhalten. So lernten diese bereits die staunenden Städter im 19. Jahrhundert kennen, sobald der Eisenbahnübergang über die Ostalpen von Carl Ritter von Ghega geschaffen war. Plötzlich rückte eine wildromantische Natur ganz nahe, wurden Namen wie Höllental, Heukuppe oder Preiner Gscheid auch in der Residenzstadt Wien zu bekannten Ausflugszielen. Wer sich freilich keine eigene Villa hier bauen lassen konnte oder wollte, erlebte die Bergwelt, indem er in den neuen Hotels wie dem »Thalhof« oder dem noch näher an den Zweitausender Rax gerückten »Knappenhof« Quartier nahm.

Der Name des »Knappenhofs« signalisiert übrigens bis heute diesen touristischen Aufbruch, den das neue Hotel in die Rax-Region brachte. Denn von den Bergmännern nahm man offiziell 1899 Abschied in Reichenau. Nur acht Jahre später begann »Raxkönig« Camillo Kronich mit dem Bau am so genannten Knappenberg. Seine Skischule und der Verleih von Wintersportgeräten sollten folgen. Davor war das »Revier Altenberg« Teil eines der mäch­tigsten Eisengewinnungsbetriebe der k.u.k. Monarchie gewesen. Sein wichtigster Teil befand sich auf der steirischen Seite der Rax, wo sich auch die Verwaltung im Stift Neuberg/Mürz befand. Bis heute sind es nur wenige Schritte vom Knappenhof bis zum »Huthaus«, das 1776 von den Mönchen als Reichenauer Außenstelle errichtet wurde. Kurz darauf ging der Klosterbesitz zwar in der Montan Verwaltung des steirischen Erzbergs auf. Doch geschürft wurde weiter bis zur Jahrhundertwende. Der Glockenturm, den man als Wanderer am Thörlweg nicht übersehen kann, läutete täglich die Schicht der Bergknappen ein. Dann griffen sie zum »Gezäh«, wie die montanistische Ausrüstung heißt, die ebenfalls im »Huthaus« verwahrt wurde.

Mondän statt Montanistik

Wer sich für die Namensgeber des »Knappenhofs« interessiert, deren harte Arbeit der sanfte Tourismus des Fin de Siècle abgelöst hat, sollte auch die Barbara-Kirche in Reichenau besuchen. Ihre Pläne zeichnete Peter von Nobile, einer der bekanntesten Architekten des 19. Jahrhunderts.

Auch der Theseustempel im Volksgarten, das Äußere Burgtor am Wiener Heldenplatz oder das Palazzo Costanzi in Triest stammen vom Schüler des berühmten Antonio Canova. Während die neoklassizistische Kirche abgesehen von ihrem Bergmänner-Emblem auch irgendwo in Italien stehen könnte, entschied sich Camillo Kronich für ein gänzlich anderes Aussehen seines Knappenhofs.

Wie eine private Villa sollte er wirken und so zugleich eine Art Visitkarte für Kronichs Art des Tourismus darstellen. Denn statt der riesigen Hotels am Semmering bot er damals schon eine Intimität, für die man erst heute den richtigen Ausdruck gefunden hat. Das Hotel lieferte dem stilbewussten Bürgertum »Serviced Apartments« oder ein Boutiquehotel mit Bergkulisse. »Denn die Sommerfrische«, für die man erneut eine perfekte Adresse in der Mitte zwischen Österreichs größten Städten darstellt, »war kein Urlaub«. So hat es der Erforscher der Region Wolfgang Kos (»Der Semmering. Eine exzentrische Landschaft«) einmal
formuliert. Im Nobel-Luftkurort der Monarchie beherbergte man die Gäste über mehrere Monate. Man ging seinen normalen Tätigkeiten nach, nur eben fernab von daheim.

Natur- und Design-Schönheit

»Das angenehme Fehlen des wirklich Extremen«, so Kos, machte es leicht, sich in die Umgebung zu verlieben. Der Knappenhof ist dafür der schönste Beweis. Die Stelle im Ortsteil Kleinau ist perfekt gewählt, um die Gegend, die Kronich so liebte, in allen Facetten aufzusaugen. Direkt am Wanderweg zum Plateau, mit herrlicher Fernsicht (diese Terrasse!) und allem Komfort, entscheidet der Gast täglich neu, ob Entspannung oder Ertüchtigung am Berg angesagt ist. Helena Ramsbacher schwebte genau die Fortsetzung dieses Esprits der Gründertage vor – mit einem frischen Gesicht. Die Landpartie anno 2023 ergänzt die landschaftlichen Reize um Kulinarik, für die sich die Anfahrt lohnt. Getreu dem von Anfang an verfolgten Plan der Hotelière, den »Knappenhof« zum »Ausflugsgasthaus der Wiener Hausberge« zu machen.

Matthias Birnbachs Küchenlinie feiert eine Region, die sich schon vor 120 Jahren von der Schwerindustrie verabschiedet hat. Und an Genuss-Produkten aus der unmittelbaren Nachbarschaft – von den Weiden des Wechsellands oder der Buckligen Welt bis zum Schwarzatal selbst – besteht kein Mangel. Bereits beim Entree wird das deutlich. Frische Kräuter garnieren die Drinks an der Bar und setzen ebenso Farbakzente wie die roten Stühle an diesem Angelpunkt des Treibens im »Knappenhof«. Wer ein Stückchen dieser unberührten Landschaft für zu Hause erstehen will, hält sich an die »Greißlerei«. Direkt an den Speisesaal mit seinen bequemen grünen Bänken angeschlossen warten hier die Köstlichkeiten zum Stöbern.

Am besten genießt man vor Ort auf der Terrasse, auf der man gerne einmal die Zeit vergisst. Speziell, wenn einen der Ehrgeiz packt und man als Städter dem Reiz des Stockschießens verfällt. Die kleine Anlage gehört zu den Highlights für alle Veranstalter – denn mehr Teambuilding lässt sich kaum denken. Während nebenan die Feuerstelle wärmt oder im Garten Punsch und Maroni vorbereitet werden, messen sich die »Moarschaften«. Damit auch das Geschäftliche nicht zu kurz kommt, warten zwei Seminarräume im »Knappenhof«. Kleine Besprechungen (zehn Personen) sind ebenso möglich wie die Treffen von bis zu 40 Gästen im größeren der hellen Seminarräume. Dass sich die Größe des Knappenhofs ideal dafür eignet, eine ganze Festgesellschaft unterzubringen, ermöglicht aber auchAnlässe abseits des Business.

Ein Haus ganz für sich

Für dieses Jahr hat man mit einer kleinen Kirche auch eine weitere »Lokalität« geöffnet, die sich perfekt für Taufen eignet. Aber auch die Erneuerung des Hochzeitsversprechens und Segnungen sind hier möglich. Für die Ehrengäste wäre eine der drei Suiten vorbereitet. Doch das gesamte Hideaway an der Rax steht dabei ihren Lieben offen, um ungestört den Jubeltag zu feiern. Dazu sei angemerkt: Wie das Haus selbst mit Sonnenterrasse und Wintergarten haben auch die Wiener Alpen zu jeder Jahreszeit ihren Reiz. Der Blütenreichtum des Alpengartens läutet den Frühling ein, der in der Höhenlage gerne in den Sommer übergeht. Dann ist auch die Sonne am kräftigsten in den Bergen und die Liegestühle des »Knappenhofs« werden nach ihrem Stand ausgerichtet. Der Herbst als perfekte Wandersaison hat hier ohnehin Tradition, zumal sich nicht nur Alpinisten auf die Berge wagen können. Mit der Seilbahn setzte der Kurort einen weiteren Meilenstein zur Erschließung – sie war in den 1920er-Jahren die erste ihrer Art.

Denn modern war man hier immer schon, wenn es um den Komfort der Gäste ging. Solange nur die Natur selbst nicht angetastet wurde. So hält man es im Knappenhof bis heute. Wer seine Ruhe genießen will, findet kaum einen besseren Ort. Mit schneller Anbindung an die Welt und doch in einer Abgeschiedenheit, die einen zu sich selbst finden lässt. So hat man beim Umbau des historischen Hideaways auch in den Zimmern die Behaglichkeit des Baumaterials Holz mit poppigen Farben kombiniert. Überall finden sich als witzige Details vielfältige Waldbewohner, nur alpinen Kitsch wird man vergeblich suchen. Lediglich als Zitat dürfen die Trophäen aus den Rax-Wäldern im Kaminzimmer in die Teller lugen. Dafür wachen Hirsche auf Draperien über den Schlaf der Bewohner. Echte Stoffe statt Kunstdrucke sind Ehrensache, und selbst die Sauna lässt einem den Blick auf die Rax nie aus den Augen verlieren. Sie ist schließlich der größte Schatz des Hotels – den man mit der Neugestaltung vor drei Jahren endlich wieder gehoben hat. Und zwar auf ein neues, modernes Niveau der Sommerfrische!


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Die Bewertung

Fin de Siècle Atmosphäre trifft auf moderne Annehmlichkeiten in idyllischer Lage. Die Liebe zur Kunst prägt das Haus und die Zimmer. Der Mix trifft einen Nerv, so wie die Küche des jungen Küchenchefs Matthias Birnbach und seinem Team.

Ambiente 10 von 10
Zimmer 19 von 20
Wellness 10 von 15
Service 15 von 15
Kulinarik 18 von 20
Lage 20 von 20
GESAMT 92 von 100

Knappenhof
Kleinau 34, 2651 Reichenau/Rax
T: +43 2666 53633
reception@knappenhof.at
knappenhof.at

Roland Graf
Autor
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