Der Windmühlenheuriger Weingut Bergmann in Retz wurde für das schönste Ambiente ausgezeichnet.

Der Windmühlenheuriger Weingut Bergmann in Retz wurde für das schönste Ambiente ausgezeichnet.
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Heurigen & Buschenschank Guide 2023: Die Sonderauszeichnungen

Falstaff präsentiert die besten Heurigen & Buschenschanken 2023. Hier finden Sie die Sieger:innen der Special Awards.

Lebenswerk: Georg Wailand, Buschenschank Wailand, Wien

Wirtschaftsjournalist, Herausgeber und TV-Diskutant – es herrscht wahrhaft kein Mangel an Aufgaben, die Georg Wailand auch jenseits der 70 erfüllt. Stets »suaviter in modo, fortiter in re« (»stark in der Sache, milde in der Art«), sei ergänzt, weil auch das eine aussterbende Tugend im Journalismus wie im persönlichen Gespräch darstellt. Dass der Wiener Heurigen nicht ausstirbt, ist ihm aber bei all seinen Beschäftigungen ein Anliegen. Und so folgte dem Weingut, das ab 1996 schnell mit seinem Sekt (nach wie vor einer der besten Wiens) Furore machte, auch die Öffnung seines Anwesens mitten in der Ried Pratteln.

An der Kahlenberger Straße trifft sich aber keineswegs »Reich und Schön«, denn Wailand pflegt die Heurigentradition. Man sitzt gemütlich, holt sich sein Essen aber ganz wie früher an der Schank. Dort werden auch bewusst einfache »Unterlagen« zu den Weinen offeriert. Denn der soll schmecken, genauso wie der Blick über die Stadt faszinieren soll. Allein, dass dieser Ort für die Weinbeißer und Wanderer zugänglich wurde, ist aller Ehren wert.

Georg Wailand.
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Georg Wailand.

Heurigenwirt des Jahres: Thomas Huber, Fuhrgassl-Huber, Wien

Es sind eindeutig die Gene, wenn Thomas Huber sagt, dass man Heurigentradition nicht kaufen kann. Denn vor einem halben Jahrhundert war es sein Großvater, der Neustifter Ernst Huber, der mit seiner Frau Gerti aus den Weinhauern (das waren die Hubers nachweislich seit 1720!) auch Heurigenwirte machte. Und dieses Erbe aus den 1970er-Jahren ist bei Thomas in den allerbesten Händen. Denn wann immer es die jahreszeitlichen Arbeiten im Weingarten zulassen, trifft man ihn im Innenhof des herrlich begrünten Betriebs an. Dabei sind die 26 Hektar in Neustift am Walde beziehungsweise die fünf Hektar am Nussberg und in Grinzing keine kleine Aufgabe. Zum »Drüberstreuen« gewann Thomas Huber heuer auch die Königsklasse des Wiener Weinpreises – »Gemischter Satz mit Lagenbezeichnung« – mit seinem Ried Neuberg 2022. Beim Rotwein punktete der »Zweigelt«, Jahrgang 2018. Ausgeschenkt werden diese Preziosen selbstverständlich auch im Heurigen im 19. Bezirk. Und als echter Heurigenwirt bringt Huber davon lieber ein Flascherl als ein Kostglas.

Thomas Huber.
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Thomas Huber.

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Beste Küche: Weingut Krispel – Genusstheater, Straden

Die ganze Familie lebt den Genuss – unter dem Motto »Wein und Schwein« wird im Vulkanland vorwiegend Eigenes aufgetischt. Vater Toni entwickelte mit dem »Neusetzer« vor 25 Jahren eine steirische Lardo-Variante, auf die Topköche schwören. Tochter Lisa wiederum gehört zur Avantgarde der heimischen Patissièren, mit deren Salzkaramell-Pralinen man den Besuch auf dem Gut abschließen sollte. Und dann ist da noch Stefan als Winzer, der gerade einen 8,2 Millionen Euro teuren Keller eröffnet hat. Vor allem seine Burgunder sind große Klasse! Dass es auf einem Weingut Spitzenküche gibt, mag in Australien üblich sein. Hierzulande ist das »Genusstheater« eine echte Ausnahme. Die »Nachmittagsvorstellung« beginnt mit einem »Best of ...« der Wollschweine (Rohschinken, Fenchelsalami, natürlich Neusetzer und Aufstrich). Das rosa Karree darf gerne folgen – es hat auch einen Fixplatz bei den Menüs, die Daniel Weißer abends im Rund des Hofs serviert. Das mag nicht mehr »Buschenschank« im klassischen Sinne sein. Doch mehr Regionalgenuss beim Winzer geht kaum!

TOP 10 BESTE KÜCHE

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Bester Wein: Weingut Jäger, Weissenkirchen

Die Wachauer Weine genießen Weltruf, doch die wenigsten Spitzenwinzer pflegen, sie auch per Buschenschank herzuzeigen. Für einen dauerhaften Ausschank reicht es auch bei Roman Jäger nicht, doch wenn »ausg’steckt« ist in Weißenkirchen, sollte man versuchen, seinen Trip in das markante Donautal darauf auszurichten. Die Eleganz der Federspiele – ungeachtet, ob Riesling oder Grüner Veltliner – zeigt nach wie vor die Relevanz des dreistufigen Qualitätssystems der Vinea Wachau.

Es ist vor allem die Lebendigkeit der Weine, die der ruhige Tüftler Jahr für Jahr kreiert, die beim Heurigen bezaubert. Selbst die »Smaragde« (etwa aus der Riede Achleiten) kommen leichtfüßig zu den kleinen Köstlichkeiten aus der Jäger’schen Küche auf den Tisch. Der gerne als Wachauer Sorte vergessene Neuburger als Geheimtipp und Gelber Muskateller für »Fruchtverliebte« stehen ebenfalls parat. Es ist immer ein wenig gefährlich, so einen Geheimtipp auf den Schild zu heben. Doch diese Weinkultur hat es allemal verdient, noch bekannter zu werden.

TOP 10 BESTER WEIN

© Christina Häusler

Schönste Aussicht: Weingut Repolusk, Leutschach

Die Jahrgänge wechseln, das weiß man in Leutschach, wo man heuer seit bereits 75 Jahren Flaschenwein erzeugt. Doch die Aussicht besteht – und sie wird bereits zum zweiten Mal zur schönsten des gesamten Landes gekürt. Auf zwei Etagen kann man bei diesem echten Familienbetrieb in die südsteirische Sonne blinzeln. Oder man erläutert zwischen zwei Bissen vom Brot mit Schmankerlaufstrichen oder Kübelfleisch ortskundig die umliegenden Hügel und Rieden.

Seitens der engagierten Winzerfamilie verlässt man sich schließlich keineswegs nur auf diesen starken landschaftlichen Trumpf: Innovativ zeigen sich Ramona, Karl-Philipp und Roland Repolusk sowie Gebäckspezialistin Gudrun Hernach auf allen Ebenen. Für die Weinkäufer gibt es zum Beispiel einen Sammelpass, der die gekauften Kartons mit zwei Achterln an der Buschenschank belohnt. Neu ist 2023 auch die »Muskateller-Reise«, bei der die Paradesorte des Hauses in drei Gängen zelebriert wird. Und wo sie wächst, das sieht man am besten von den Terrassen aus.

TOP 10 SCHÖNSTE AUSSICHT

© Werner Krug derkrug.at

Schönstes Ambiente: Windmühlenheuriger Weingut Bergmann, Retz

Einzigartig ist die Kulisse, vor der Petra und Helmut Bergmann zu Surfleisch, Blunzen und Grammeln laden. Das darf man im niederösterreichischen Norden ganz wörtlich nehmen – eine funktionstüchtige Windmühle wie diese gibt es kein zweites Mal im Land. Johannes Tobias Bergmann ließ sie errichten und mittlerweile werden die Weingärten am Fuße des Retzer Wahrzeichens, das sich seit 1833 im Familienbesitz befindet, in sechster Generation bewirtschaftet. Seit elf Jahren dreht sich dieses Juwel auch wieder, so es der Wind erlaubt. Bis heute lässt man beim jährlichen Fest auch die Arbeit eines »Windmüllers« lebendig werden – natürlich bei einem Glaserl Wein, den die Bergmanns biologisch gekeltert haben.

Verkostet wird – erneut ein einmaliges Erlebnis – auch abseits des Heurigen in der Vinothek, die sich im Fundament der Mühle befindet. Dort hat man dann die Wahl zwischen dem Gemischten Satz der Weinviertler namens »Müllerin« oder der »Roten Mühle«, einer Cabernet-Merlot-Cuvée. Zur Rindszunge oder dem »Weinviertler Prosciutto« passen beide!

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Klassisch/Urig: Weingut Firmenich Steinberghof, Ehrenhausen

Das Schweinsbrüstl steht einträchtig neben dem »Sauren Rindfleisch« und den Hauswürsteln. »Zur Jause« betitelt die Speisekarte die Auswahl und schon in diesem Detail spiegelt sich die traditionelle Gangart am Steinberghof wider. »In der Buschenschank sind es die Brett’ln, die die Welt bedeuten«, formulieren es Uli und Dieter Firmenich verschmitzt – und reichen die Spezialitäten des Hauses auch als mehrgängige »Schmankerlreise«. Dass das Leberparfait zu den Pflichtbestellungen zählt, heißt aber nicht, dass man nicht auch mit vegetarischen und veganen Optionen aufwartet. Die wunderschöne Lage in Ehrenhausen lässt sich nicht nur im romantischen Garten und auf der Terrasse genießen. Zum Wohlfühlfaktor aus einem Guss trägt auch die Leidenschaft des Hausherrn bei. Bilder von Dieter Firmenich verwandeln die Buschenschank beinahe in eine Galerie. Womit man gerne noch länger verweilt. Und einen weiteren Sauvignon Blanc von der Ried Steinberg genießt. Oder gar den gesuchten Roten Muskateller, einen ewigen Geheimtipp.

© Stiefkind Fotografie

Kreatives Konzept: Hans & Fritz, Wien

Am Beginn der Comic-Geschichte standen Hans und Fritz alias »Katzenjammer-Kids« von Rudolph Dirks. Und auch am Steinberg begann mit der Zusammenarbeit von Juan Amador (als »Hans« eingewienert) und Fritz Wieninger ganz Neues: der erste Heurige mit Drei-Sterne-Koch im Hintergrund. Wobei man sich Amador als obersten Qualitätstester vorstellen darf, denn man geht es betont einfach an, aber eben mit den besten Lieferanten für »Steinberg-Jause« und Co. Blunzen-Weltmeister Dormayer gehört dazu, Käse aus dem Paznauntal und Brot (das »Rebstöckl«!) von Bäcker Hollander aus Klosterneuburg. Dass sich bei den Tagesspezialitäten auch mal eine Ceviche vom Süßwasserfisch findet, erhöht den Reiz für Feinspitze, die öfter vorbeischauen. Für die Getränke wiederum ist Winzer Fritz Wieninger zuständig, womit von Naturwein und Rosé-Sekt bis zum Merlot »Grand Select« alle Register gezogen werden, Traubensaft und der im Halbliter-Format gereichte »Sommerg’spritzter« inklusive. Kurz: Monopol auf Erfrischung hat das nahe Krapfenwaldlbad mittlerweile keines mehr.

© Herbert Lehmann

Pop-Up: Schenk'haus Strehn, Deutschkreuz

Da schau her: Gibt es da wirklich Pizza beim Heurigen? Nun, erstens ist das Schenkhaus kein klassischer Heuriger, denn ein solcher befindet sich in der Regel nicht in einem ehemaligen Stall. Zweitens hat die Winzerfamilie es auch beim kulinarischen Pop-up g’schmackig und regional belassen. Denn Pizzaiolo Kevin »Kevo« Roznyak, der mit seinen Kreationen schon länger für Furore sorgt, bespielt die Schank der Strehns. Dessen Hobby mit neapolitanischem Qualitätsanspruch ist mittlerweile zu einem lokalen Streetfood-Hit geworden – und diese Unkompliziertheit passt zum Heurigen, der mit den »Gansl-Maki« von Beginn an die Genusszone von Bratlfettn und Blunzen international erweitert hat. »Guid essn und tringa«, wie man es im Mittelburgenland von einem Schenkhaus erwartet, kann man aber auch abseits der Pizzen. Schinkenteller oder Salate kommen bewährt aus dem Hause Strehn (der Wein sowieso!). Für Stammgäste ganz wesentlich: Auch die Kuchen von Mama Monika gibt es wieder. Und sie werden auch nicht »Dolce« genannt.

Pia Strehn.
© Felix Werinos
Pia Strehn.

Neueröffnung des Jahres: Der Hirt, Wien

Viel fehlt nicht mehr zum 90. Geburtstag des »Hirt«. Doch Etageren sind erst eingezogen, als Evelyne Finger und – seit Jahresbeginn 2023 – Betreiber Benjamin Dosenciuc die Tradi­tionsadresse unterhalb der St. Josefskirche übernommen haben. Mit einer gehörigen Portion Respekt vor der Heurigentradition hat man für eine Frischzellenkur gesorgt: mit Lounge Music, Beef Tatar, einer erweiterten Palette an Aufstrichen – zum Beispiel die getrüffelte Variante – und Optionen für Vegetarier und Veganer. Der Wein aus den Rieden der Hauptstadt und der Umgebung passt dazu bestens, zumal man vom leichten Weißwein bis zu den reifen St. Laurents der »Stiftsbreite« einige Optionen hat.

Die nicht minder vorzüglichen Frucht­säfte des »Nachbarn« und süffiges Tegernseer für bierdurstige Wanderer am Kahlenberg (Betreiber Benjamin ist schließlich Bayer!) dürfen nicht fehlen. Doch am liebsten mag man in die­sem »wiedergeborenen« Genussort einen Spruch, der auch von der Speisekarte grüßt: »Bringen S’ einfach von allem a bisserl was«. So wie man es schon beim alten »Hirt« oft hörte.

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Aufsteiger des Jahres: Weingut Christian & Johann Zweytick, Ehrenhausen

Die Namen sind vielleicht ein wenig kompliziert: Zweytick (ja, mit Ypsilon!) und Unterlupitscheni. Doch sobald man an einem der Tische Platz genommen hat, wird alles einfach. Auf zwei Seiten von Reben umgeben, sitzt man auf der Terrasse und holt sich den Weingusto, während nebenan schon die typischen Schiefertafeln mit den regionalen Aufschnitten und Aufstrichen serviert werden. Vieles macht die Familie selbst, für Süßes ist beispielsweise Elena verantwortlich, um die Fleischveredelung kümmert sich Waltraud Zweytick. Auffallend und wohltuend: Die Modernisierung des Betriebs wurde behutsam vorgenommen. Auch in der aktuellen Farbgebung darf das Herzerl aus den Holzstühlen im Stüberl lachen. Apropos Lachen: Die drei Familiengenerationen haben natürlich auch ein Herz für Kinder. Während die Großen von den »Fossil«-Weinen schwärmen, reden die kleinen Gäste noch beim Heimfahren von der Hasenfamilie der Zweyticks. Auch wenn ihnen »Unterlupitscheni« noch nicht fehlerfrei über die Lippen kommt.

© Tobias Nussbaumer (Wolti & Gröss)

DIE BESTEN HEURIGEN UND BUSCHENSCHANKEN 2023


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Roland Graf
Autor
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