Die Besten der Besten: Falstaff versammelt die 550 besten Heurigen und Buschenschanken Österreichs im neuen Guide.
Buschenschank ist ein Lebensgefühl. Der unbeschwerte Weingenuss mit regionaler »Unterlage« hat viele Facetten. Es ist aber vor allem diese Unbeschwertheit, die spätestens im Frühsommer alle zum Heurigenbankerl zieht. Österreichs unkomplizierteste Gastronomieform hat sich auch darin manifestiert, dass kein Konsumzwang herrscht. Was man essen will, holt man traditionell am Buffet, dafür wird umso mehr »dischkuriert« an den Heurigentischen, die seit jeher auch als Treffpunkt im Grätzl (Wien) oder in den Heurigenorten dienen. Auch wenn vielerorts auch das Essen serviert wird: Dieser gesellige Aspekt gewinnt wieder an Bedeutung. Während es vor einigen Jahren bei den sogenannten pauschalierten Betrieben zu einer Schließungswelle kam, feiert das »Ausstecken« heuer wieder eine Renaissance. Auch dafür ist der Falstaff Heurigenguide der Gradmesser schlechthin: 543 Heurigen, mit ihren Spezialitäten und Besonderheiten beschrieben, sind es 2023. Und somit 35 Betriebe mehr als im Vorjahr. Dass diese Entwicklung mit einer auch qualitativen Verbesserung bei mehr als einem Fünftel der Buschenschänken einhergeht, ist auffällig: 115 Betriebe wurden von der Falstaff-Community höher in ihrer Leistung bewertet als noch 2022. In diesem Sinne: Ausg’steckt is’!
– Wolfgang Rosam
Für die Wahl der besten Heurigen und Buschenschanken Österreichs werden von der Falstaff-Online-Community das ganze Jahr über Votings abgegeben. Aus diesen Gästebewertungen wird für jeden Betrieb eine demokratische Gesamtwertung erstellt, die einmal pro Jahr in diesem Guide veröffentlicht wird. Außerdem finden sich die Bewertungen auch in der App und im gedruckten Guide.
Bewertet wird in vier Einzelkategorien:
Die höchstmögliche Gesamtpunktzahl beträgt 100 Punkte.
Noch mehr Heurigen und Buschenschanken mit der Angabe von Adresse, Website und den aktuellsten Aussteckterminen finden Sie auch in unserer Falstaff-Heurigen-App.
»Beinah volljährig, aber sicher nicht erwachsen« – Es gibt nur einen Heurigen in Wien, der sich so beschreiben würde. Seit nunmehr 18 Jahren sorgt Jutta Kalchbrenner (als Winzerin aber immer noch: Jutta Ambrositsch) mit wechselnden Adressen für eine Art Remix der Heurigenseligkeit, der auf zwei Säulen ruht: ihren unkonventionellen Weinen wie dem »Fürchtegott«, der pünktlich zum zweiten Ausstecktermin 2023 bereitstand, und Gourmandisen vom Feinsten. So gesellte sich heuer die Lungauer Knackwurst von Hannes Hönegger hinzu. Eine gehörige Portion Anarchie an den aktuellen Standort, die ehemalige Buschenschank Franz Rauscher, bringt verlässlich Marco Kalchbrenner als Master of Ceremony. Wenn er wieder mit Chili experimentiert, kann es plötzlich auch chinesische »Löwenköpfe« auf der Speisekarte geben. So ist das in der Grinzinger »Überwiegend-Adult-Buschenschank ohne Kinderspielplatz« (© Kalchbrenner) eben. Genau für diesen stur qualitätsverliebten, aber radikal offenen Ansatz lieben die Fans die Buschenschank in Residence.
Es gibt viele Gründe, »zum Pulker« zu fahren. Das beginnt bei den unbedarften Radfahrern, denen einfach der Blick auf das gegenüberliegende Weißenkirchen gefällt. Kenner der Schweinebauchzubereitung wieder halten den hier gepflegten Kümmelbraten zumindest für den besten Niederösterreichs. Wobei die Frage, ob nicht doch der Schweinsbraten mit der krachend splitternden Kruste ein Alzerl legendärer ist, Stammgäste in lange Dispute verwickelt. In jedem Fall befeuern die beiden Ofenbraten einen der herrlichsten Aufstriche: die Umami-satte und cremige »Bratlfettn« des Hauses. Wobei einer der größten Trümpfe noch gar nicht angesprochen wäre, nämlich die Pulker’sche Weinkompetenz, was sagen wir: Weinbesessenheit. Nicht, dass man beim Heurigen einen Jahrgangschampagner führen muss. Aber Bernd Pulker belässt es nicht bei einem. Vertikalen sind schneller zusammengestellt, als der Gast den Startjahrgang nennen kann. Womit man nicht nur zu den Weingütern am Nordufer der Donau hinüberschaut, sondern immer öfter deren Winzer »zum Pulker« herüberkommen.
Nomen est omen: Wo einer der Spitzenweine »Prätorianer« heißt, wacht man auch emsig wie die legendäre Römergarde über die Heurigenkultur. Nur dass in Leithaprodersdorf die Kulinarik in Frauenhänden liegt. Carina Pluschkovits bringt Schwung in den Weinbau: Die Zusammenarbeit mit Belgiens Pop-Heroen »Milow« geht mittlerweile in den dritten Jahrgang – und der Rosé Brut passt bestens zur frechen Linie, die man im »Triumfeminat« der Schwestern eingeschlagen hat. Wobei: Eine gute burgenländische Mehlspeis’ hat da immer ihren Platz.
Die einzige Frage, die sich beim Jausnen in Stube oder Hof stellt: Wo nimmt die »Pluschkovits-Gang«, wie sich die Schwestern selbst nennen, eigentlich diese geballte Energie für Küche und Keller her? Denn neben dem normalen Heurigen wird auch noch die Weingarten-Jausenstation am Fuchsenbühel bespielt – mit Holzofenpizza zwischen Rebzeilen. Genussfreundliches Motto? »Holt euch ein Glas Wein, schnappt euch eine Decke und verbringt eine schöne Zeit!«
Ein südsteirischer Heurigenbetrieb mit viel Vorbildwirkung – und das gilt nicht nur für die Schmankerln aus Küche und Keller, an denen drei Generationen gemeinsam feilen. Denn Herbert Germuth ist seit zwei Jahren auch Vorsitzender des Tourismusverbands Südsteiermark und bringt hier frischen Wind hinein, wie er es schon als Mitbegründer der »Südsteirischen Weinstraße« getan hat. Im Keller kümmert sich mittlerweile Sohn Stefan um die Weine, die allesamt wortspielerisch den Familiennamen aufgreifen – Ortsweine sind zum Beispiel die »Speerspitze«, die Riedenweinen stehen im Zeichen des »Goldspeers«. Von Großmutter Theresia, liebevoll »Resi-Oma« genannt, und Küchenchefin Heidi Germuth stammen die kulinarischen Zaubereien der Buschenschank: Vom Schweinsbrüstl bis zum Germkipferl hält man es an der Ratscher Kellerstraße klassisch steirisch. Natürlich wird auch eine Brettljausen in der Stube, vorzugsweise aber auf der Sonnenterrasse, angeboten. Denn den wunderbaren Blick ins Weinland gibt es bei jedem Besuch im Paradefamilienbetrieb kostenlos dazu.
