Kulinarischer Roadtrip: Ach, Italien!
Die Esskultur Italiens ist so divers wie in kaum einem anderen Land. Wie kommt das? Eine Reise über den Stiefel und seine höchst unterschiedlichen Regionalküchen.
Nicht wenige, die in den Genuss kommen, als Ausländer längere Zeit in Italien zu leben, wundern sich, wie viel in dem Land südlich der Alpen übers Essen gesprochen wird. Nämlich eigentlich die ganze Zeit, was sich nicht nur in teils ausufernden Diskussionen über die richtige Zubereitungsweise eines Gerichts offenbart, sondern auch in viel feineren sprachlichen Nuancen.
Zwar kennen auch wir Redewendungen wie etwa »Durst nach Wissen« oder »seinen Senf dazugeben«, nirgendwo sonst aber innerhalb Europas wurden so viele kulinarisch besetzte Begriffe in andere Kontexte übertragen wie in Italien. Nehmen wir »andare a fagiolo« als Beispiel, wörtlich übersetzt »in die Bohnen gehen« für »Gefallen finden«, oder »venire come il cacio sui maccheroni«, »wie der Käse auf die Makkaroni kommen« für »wie gerufen kommen«, »buono come il pane« ist ein weiterer Beleg, »gut wie Brot« für »gutherzig«, »rendere pan per focaccia«, »Brot gegen Fladen tauschen« für »Gleiches mit Gleichem vergelten«. Die Aufzählung ließe sich nahezu unendlich fortsetzen.
Essen, das die Welt bedeutet
Die Antwort auf die Frage, warum die Italiener so gern über das Essen reden, kann nur diese sein: Wenn Italiener übers Essen reden, dann tun sie mehr, als nur übers Essen zu reden. Sie vergewissern sich ihrer selbst, ihrer Herkunft, ihrer Abstammung, ihres Daheims. In der italienischen Kultur bedeutet ein Rezept für die Zubereitung eines Gerichts, mitzuteilen, auf die Gegend zu verweisen, aus der das betreffende Gericht stammt, und nicht selten auch, die eigene Zugehörigkeit zu dieser Gegend zu betonen.
Dass sich die Küche jeder einzelnen Region Italiens bis heute so erstaunlich gut erhalten hat und von den jeweils anderen abhebt, hat mit der Geschichte des Landes zu tun. Genauer gesagt mit dem späten, erst 1861 erfolgten Zusammenschluss von Königreichen, Herzogtümern, Fürstenhäusern und Städten zu einem gemeinsamen Königreich Italien. Zumal dessen Startvoraussetzungen denkbar schlecht waren: Die wirtschaftliche Lage war katastrophal.
Königreich Italien
Es gab keine Industrie, im Süden herrschte extreme Armut. Wegen der hohen Analphabetenquote und eines Gesetzes, dass das Wahlrecht an eine bestimmte Einkommensgrenze koppelte, hatten im Gründungsjahr des Königreichs lediglich zwei Prozent der Bevölkerung überhaupt das Recht, zu wählen. Die Identität der Italiener hält bis heute nicht ein Staat zusammen, dem sie wegen aller politischen Querelen ohnehin misstrauen, sondern Provinzen und ihre Speisen. Wer das Land verstehen will, sollte es also übers Essen tun.
Kulinarische Reisen
Falstaff entführt Sie zu einem kulinarischen Roadtrip durch durch Italien. Im Folgenden finden Sie die Travelguides.
- Verkannte Schönheit: Mailand und die Lombardei
- Venedig und das Veneto: Seefahrer und Meeresfrüchte
- Florenz und die Toskana: Reichtum und Glanz der Medici
- Alte Säulen und junges Gemüse: Rom und das Latium
- Geburtsstätte des Streetfood: Neapel und Kampanien
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