Yvonne Libelli und ihr Bruder Martin Lucas nennen einen Schatz an Forster Spitzenlagen ihr Eigen.

Yvonne Libelli und ihr Bruder Martin Lucas nennen einen Schatz an Forster Spitzenlagen ihr Eigen.
© Melanie Hubach Photographie

Nominé Newcomer des Jahres 2020: Yvonne Libelli und Martin Lucas

Wer glaubt, dass die Mittelhaardt keine Überraschungen mehr zu bieten habe, übersieht dynamische Familienbetriebe wie den Margarethenhof in Forst.

Forst in der Mittelhaardt ist ein Sehnsuchtsort aller Rieslingkenner: Nur in wenigen anderen Weinbaugemeinden Deutschlands ballen sich die Spitzenlagen auf so engem Raum. Kein Wunder, dass die meisten Weinberge hier in der Hand großer Weingüter mit internationalem Ruhm sind. Doch auch eine Handvoll kleinerer Familienbetriebe nennt ein Stück vom Glück ihr Eigen. Unter ihnen der Margarethenhof von Familie Lucas mit Besitz in den Lagen Pechstein, Jesuitengarten, Freundstück und Ungeheuer. Und diesen Margarethenhof haben gerade Yvonne Libelli, 33, und ihr Bruder Martin Lucas, 30, übernommen.

»Mein Vater ist 61 und hat gesagt, er möchte jetzt kürzertreten«, berichtet Yvonne Libelli. »Er wollte es anders machen als unser Opa, der ziemlich lang nicht losgelassen hat. Mein Vater war schon fast 50, als mein Opa das Weingut an meine Eltern verpachtet hat.« Solche Umwege bleiben der jungen Generation, der fünften auf dem Margarethenhof, nun erspart. Gut ausgebildet sind die Geschwister beide: Martin Lucas hat bei Bassermann-Jordan, Münzberg und Egon Schmitt gearbeitet und in Bad Kreuznach den Weinbautechniker erworben. Yvonne Libelli – verheiratet mit Nicola Libelli, dem Kellermeister bei Bürklin-Wolf – war bei Stefanie Weegmüller, bei Philipp Wittmann, im Weingut Manincor in Südtirol sowie auf Weingütern in Kalifornien und Neuseeland tätig. Und sie hat ein Geisenheimer Önologendiplom in der Tasche.



»Wir ergänzen uns gut«, summiert Yvonne Libelli. »Mein Bruder ist vorrangig im Weinberg, er bewirtschaftet unsere 17 Hektar praktisch alleine, das ist schon eine Hausnummer. Ich bin im Verkauf, und im Keller treffen wir uns.« Auf einer Wellenlänge seien sie, sagt Libelli weiter. Ihr Ziel: mehr auf die Lage zu gehen als früher. »Früher war der Pechstein immer Kabinett und der Jesuitengarten Spätlese – aber das wird dem Unterschied der Lagen nicht gerecht.« Die Eltern hätten die Weine auch immer gerne etwas süßer gehabt, fügt die frisch gebackene Weingutsbesitzerin hinzu.

Die neuen Weine, die das Falstaff-Team für den Weinguide 2020 verkosten konnte, bestechen mit einem sehr klaren Lagenausdruck, mit Komplexität und abgeklärter Balance. »Viele unserer Weinberge wurden etwa 2004/2005 neu angelegt«, erklärt Libelli, »da merkt man jetzt von Jahr zu Jahr mehr Tiefe in den Weinen«, und fügt an: »Und mein Bruder und ich gewinnen zugleich an Selbstsicherheit.«

Keine Frage, die Geschwister werden die Familientradition zu neuen Höhen tragen. Noch bis 1970 lieferte Familie Lucas ihre Trauben an die Genossenschaft, 1976 errichtete sie den Aussiedlerhof am Ortsrand von Forst östlich der Bundesstraße. Etwas mehr als 40 Jahre später ist die Zeit reif für den nächsten Schritt – man darf sehr gespannt sein, wie es hier weitergeht.



Yvonne Libelli und Martin Lucas vom Margarethenhof im Video-Porträt


Erschienen in
Falstaff Nr. 07/2019

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Ulrich Sautter
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Wein-Chefredakteur Deutschland
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