In den Weinbergen des Weinguts Dautel wachsen neben Lemberger und Spätburgunder auch Bordeauxsorten – hier am Cleebronner Michaelsberg.

In den Weinbergen des Weinguts Dautel wachsen neben Lemberger und Spätburgunder auch Bordeauxsorten – hier am Cleebronner Michaelsberg.
Foto beigestellt

Viele Wege führen nach Rom: Die Rotwein Cuvée Trophy 2023

Das Kreieren von Rotwein-Cuvées ist derzeit eine der liebsten Spielwiesen deutscher Winzer. Die Resultate werden immer überzeugender: Die besten Weine versprechen eine Reifebeständigkeit, die man sonst nur aus Südeuropa kennt.

Als Falstaff vor drei Jahren zum ersten Mal eine Rotwein-Cuvée-Trophy ausschrieb, waren die Erwartungen des Verkosterteams nicht sehr hoch, denn in einer nicht allzu fernen Vergangenheit tat sich die typische deutsche Rotweincuvée vor allem durch tiefe Farbe, massiven Holzeinsatz und kräftigen Alkohol hervor. Komplex war das nicht immer. Doch schon im ersten Jahr erlebten wir unser tief rubinfarbenes, oft fast blaues Wunder: Hinter der blickdichten Fassade taten sich aromatisch spannende Welten auf. Und die Gerbstoffe bewiesen, dass inzwischen auch Trauben wie Cabernet und Syrah reif werden und dass die Winzer es bestens beherrschen, in der Maischegärung die besten Inhaltsstoffe aus den Beeren­schalen zu extrahieren.

Die diesjährige Rotwein-Cuvée-Trophy war die hochwertigste bislang. Erkenntnisse brachte sie zuhauf. Am wichtigsten: Die besten deutschen Exemplare reihen sich in die internationalen Spitzenklasse ein, gemacht für Jahrzehnte der Reife. Zweitens: Der Cuvée-Hotspot hierzulande ist Württemberg. Fünf Weine der besten acht kommen von dort, und alle drei landen auf dem Podest. Mit dem Collegium Wirtemberg hat überdies eine Genossenschaft einen Spitzenrang erreicht. Last, but not least sind die Assemblagen vielfältig: Natürlich werden Merlot und Cabernet Sauvignon recht häufig verwendet, aber auch Cabernet Franc und Syrah erfreuen sich – den Probenergebnissen zufolge kann man sagen: zu Recht – steigender Beliebtheit. Und dann kommen auch jede Menge (scheinbarer) Exoten ins Spiel: von Nebbiolo bis Petit Verdot, von Sangiovese bis Malbec. Und sogar Sorten wie Dornfelder und Domina, denen es solo oft an Tiefe fehlt, können in der Assemblage zu wertvollen Mosaiksteinchen werden. Beim Holzeinsatz regiert in den meisten ­Kellern Besonnenheit: Er darf merklich sein, aber dominant ist er nur selten. Stilistisch spannend ist der Siegerwein aus dem Keller unseres letztjährigen »Winzers des Jahres« Christian Dautel: Bordeaux-Dichte mit ­Burgunder-Feinheit!

Best of Rotwein Cuvée aus Deutschland

Ein sehr frischer Duft. Holunder, Sauerkirschsaft, auch etwas Kräuter. Im Mund hat der Wein einen festen Kern, eine Spur von herbalen Noten liegt über Frucht und Gerbstoff und eine lebendige Säure gibt zusätzlich Spannung. Eine saftige, sehr elegante Gaumenstruktur bindet das alles sehr gut ein. Eine Art Bordeauxblend im Burgunderstil.
Württemberg, Deutschland
Der Duft ist noch nicht sehr offen. Er deutet eine Frucht von Pflaume, Cassis und Brombeere und eine Würze von schwarzem Pfeffer an. Der Gaumen ist auf geschmeidigem Fond immens dicht mit sehr feinem, frischem Tannin gefüllt, das ist ein feiner Brocken von Wein mit großem Potenzial.
Württemberg, Deutschland
Ein komplexer Duft: getrocknete Tomate, Schwarze Johannisbeere, Kräuterbonbon, Holz. Am Gaumen trifft ein junges Tannin auf eine noch jugendlich verschlossene, doch sehr potenzialreiche Frucht, attraktive Mineralität und Säure integrieren sich nahtlos in den Bau.
Württemberg, Deutschland

Nichts mehr verpassen!

Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an.

Erschienen in
Falstaff Nr. 10/2023

Zum Magazin

Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
Mehr zum Thema