Spitzenkoch Patrick Bittner kehrt mit neuem Konzept zurück: Ein Blick in die Zukunft der »Villa Rothschild« und eine besondere Hommage zum 75-jährigen Grundgesetz-Jubiläum.
Patrick Bittner kocht bald wieder in Frankfurt. Aber nur an einem Tag und für einen neuen Arbeitgeber. Der langjährige Küchenchef des Sterne-Restaurants »Francais« im »Frankfurter Hof« wechselt am 1. Februar in die »Villa Rothschild« in Königstein. Das Restaurant soll voraussichtlich im März mit einem neuen Konzept eröffnet werden.
Vorher, am 3. Februar, steht Bittner bei einem Termin im »Massif Central« im Bethmannhof in der Frankfurter Innenstadt am Herd. Das Luxushotel im Taunus und das Kreativzentrum in der City kooperieren unter der Dachmarke »MAISON DEMOCRATIQUE« mit Events zum 75-jährigen Bestehen des deutschen Grundgesetzes. Aus gegebenem Anlass: Bei ihren Tagungen in der Villa im Taunus und im Bethmannhof klärten die Ministerpräsidenten 1949 die strittigen Fragen des Parlamentarischen Rates und legten damit die deutsche Verfassung fest. Im Jubiläumsjahr sollen insgesamt vier Veranstaltungen an den Schauplätzen der Wiege des Grundgesetzes und der Bundesrepublik an dieses geschichtsträchtige Ereignis erinnern und gleichzeitig ein Forum für Diskussionen über die aktuelle Lage unserer Demokratie bieten.
Nach dem Auftakt in Frankfurt wird Bittner sich weiter auf seine neue Position in der »Villa Rothschild« vorbereiten. Der 52-Jährige feilt freilich schon länger am Konzept.
»Ich glaube, dass die Zeiten großer Menüs vorbei sind«, sagte Bittner im Gespräch mit Falstaff. »Immer mehr Gäste wollen nur noch ein oder zwei Gerichte essen, natürlich in erstklassiger Qualität, mit einem guten Wein, und am liebsten in lockerer und stimmungsvoller Atmosphäre.« Die Karte solle häufig wechseln.
Der Name »Grill & Health«, den alle Gourmet-Ableger der kleinen und feinen Broermann-Gruppe tragen, passt nach seinen Worten ideal zur künftigen Küchenphilosophie. »Gesunde und unkomplizierte Gerichte auf High-End-Niveau« nennt Bittner als Leitlinie. Auf Kohlehydrate etwa werde er verzichten, auf Zucker so weit wie möglich.
Die klassische, leicht interpretierte französische Küche bleibe seine Basis. Das Essen solle aber nicht mehr stundenlang im Vordergrund stehen und mit Brimborium zelebriert werden, so der Spitzenkoch, sondern einen schönen Aufenthalt begleiten. »Und wer nur mal eine Vorspeise oder ein Dessert haben will, wird auch nicht dumm angeguckt. Wir wollen Leben im Haus haben«, betont er.
»Ich möchte als Gastgeber das Gesicht der Villa sein«
Nach Auszeichnungen schielt der Hochleistungssportler nicht mehr. »Entscheidend ist die Zufriedenheit der Gäste und damit verbunden der wirtschaftliche Erfolg des Betriebs«, erklärt Bittner.
Der gebürtige Westfale wurde 2000 Küchenchef im »Francais« und von 2009 an bis zur Schließung des Restaurants im Sommer 2022 mit einem Michelin-Stern geadelt; viele Experten sahen ihn lange auf dem Sprung zum zweiten. In der »Villa Rothschild« erkochten Christoph Rainer, seit 2017 im »Luce D’Oro« im Schloss Elmau erfolgreich, und später auch Christian Eckhardt, seit 1. Dezember im »Lemabri« in Boppard tätig, zwei Sterne.
Das erst im vergangenen Mai nach drei Jahren Pandemie-Pause wiedereröffnete Restaurant ist derzeit geschlossen.
Bittner will sich dort nicht mit seiner Aufgabe am Herd begnügen. »Ich möchte als Gastgeber das Gesicht der Villa sein«, sagt er. Er sei für den gesamten kulinarischen Bereich vom Frühstück bis zum Betthupferl verantwortlich. In der Küche wird ihn als Souschef Johannes Groll unterstützen, der im »Francais« elf Jahre lang sein Stellvertreter war.
Nach dem Aus in Frankfurt war es fast eineinhalb Jahre lang still um Bittner; die meiste Zeit davon war er gar nicht im Land. Mehrere Monate verbrachte er in Indien und in der Provence, längere Reisen führten ihn außerdem nach Tel Aviv, New York und London. »Ich habe sehr viel probiert und mir viele Dinge angesehen, die mich inspiriert haben«, erläutert Patrick Bittner. Man darf gespannt sein, welche Ideen in seine Arbeit im Taunus einfließen werden.
Bei der interessanten Personalie und dem neuen kulinarischen Profil soll es nicht bleiben. »Wir haben in der Villa Rothschild viel vor«, berichtet Lars Leyendecker. Der »Director of Business Development & Communications« kündigt weitere Veränderungen an, um den geschichtsträchtigen Ort als stilvolle Residenz für die Zukunft auszurichten.
