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Ponsot: zweimal 100-Punkte für den Clos de la Roche

Die Domaine Ponsot lud anläßlich ihres 250-jährigen Bestehens zu zwei Vertikalen nach Morey-St-Denis: Den Grand Cru Clos de La Roche gab es bis zurück zum Jahr 1934.

Die Lage Clos de la Roche umfasst 16,9 Hektar. Ihren Namen erhielt sie von den Kalkbänken, die an dieser Stelle bis zur Oberfläche reichen. Am nördlichen Rand der Lage, an der Grenze zum Nachbarort Gevrey-Chambertin, wurde der Kalk früher sogar in einem Steinbruch abgebaut. Kein Wunder also, dass der Clos de La Roche zu den mineralischsten Gewächsen der an Kalk ohnehin nicht armen Côte de Nuits zählt.

Die Domaine Ponsot besitzt 3,4 Hektar im Clos de la Roche, besonders hoch ist ihr Anteil an der nur 4,6 Hektar großen Ursprungsparzelle des Grand Cru, also dem Lieu-Dit »Clos de la Roche«: Hiervon nennt die 1772 gegründete Domaine über die Hälfte ihr Eigen: 2,5 Hektar. ein Großteil der Rebbestände hier ist mehr als 60 Jahre alt. Nur deren Ertrag gelangt in den Clos de la Roche »Vieilles Vignes«, der seit 1985 Ponsots einziger Wein aus dem Grand Cru ist, der Ertrag der jüngeren Reben wird seither zu Premier Cru »Cuvée des Alouettes« deklassiert.

Im Herbst wird es eine Versteigerung geben

Im kommenden Herbst des Jubiläumsjahrs 2022 plant Ponsot, gemeinsam mit dem Auktionshaus Christie’s eine große Versteigerung mit reifen Weinen aus dem Keller des Weinguts durchzuführen. Auf die dabei entstehenden Preise darf man gespannt sein, Clos de la Roche von 1961 oder 1959 beispielsweise scheint aktuell nirgends auf dem Markt zu sein, und ein jüngerer Jahrgang wie 1985 wird bereits zu Preisen um die 6000 Euro gehandelt. Um nun den Jahrestag der Betriebsgründung zu feiern, als auch im Vorausblick auf die Auktion hatte das Weingut einen kleinen Kreis von acht Journalisten nach Morey-St-Denis geladen zur Verkostung von je 15 Jahrgängen des weißen Premier Cru Clos des Monts Luisants sowie des roten Grand Cru Clos de la Roche.

Ein Füllhorn an reifen Jahrgängen

Faszinierend an beiden Vertikalen, aber ganz besonders an derjenigen des Clos de la Roche war dabei, wie die verschiedenen Dekaden mit ihren stilistischen (und technischen) Vorlieben schmeckbar wurden, wie dabei jedoch immer auch und unabhängig vom Alter der Weine der sensorische Markenkern der Lage zum Vorschein kam: Dem Clos de la Roche ist eine mineralische Saftigkeit und Feinheit zueigen, die man keinesfalls in ihrer Festigkeit und Reifebeständigkeit unterschätzen darf. Selbst der im eigentlichen Wortsinn am weitesten gereifte Wein, der recht leichte 1979er aus einem eher kühlen Jahr mit hohen Erträgen zeigte sich dynamisch und innerlich stabil. Eine ähnliche innere Festigkeit zeigten natürlich auch die Spitzenjahrgänge, ergänzt durch Vielschichtigkeit und Volumen – und dies selbst, wenn es sich um die Jahrgänge weiter zurückliegender Dekaden handelt wie 1961, 1959, 1943 und 1934. Nachgerade alterslos stehen diese Weine im Glas, gewiss mit einer Schicht von Reifearomen in ihren komplexen Duftbildern, und mit einer gewissen Entspannung im Gerbstoff. Die beiden Überflieger der Probe, der phänomenal vielschichtige 1961er und der noch immer geradezu streng daherkommende 1959er, werden in einem guten Keller viele weitere Jahrzehnte weiter reifen können. Die beiden Weine aus den 1930er und 1940er Jahren dürften in ihrer Jugend ziemliche Gerbstoffmonster gewesen sein. Auch wenn man wahrscheinlich nicht gerne mit den Zeitgenossen dieser Jahre tauschen würde: Es wäre schon in höchstem Mass spannend zu wissen, wie diese Weine in ihrem Jugendstadium schmeckten, im Vergleich beispielsweise zum heute jungen, satten, immens potenzialreichen 2019er.

ZUM TASTING: Clos de la Roche Vertikale

ZUM TASTING: Clos des Monts Luisants Vertikale

Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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