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Umbrien Trophy: Aus dem Herzen Italiens

Umbrien war lange Zeit nur für den Weißwein Orvieto bekannt. Das hat sich in den vergangenen Jahrzehnten grundlegend gewandelt. Dank Betrieben wie Lungarotti, Caprai, Barberani oder Tabarrini wird das Potenzial dieser Region neu entdeckt und entwickelt.

Umbrien zählt zu den ältesten Weinbauregionen Italiens. Archäologische Funde von Weinkellern und Gerätschaften lassen den Schluss zu, dass hier nicht erst die Römer mit dem Weinbau begannen, sondern bereits die Etrusker und die Umbrier selbst circa 3000 v. Christus. In der Neuzeit war die Region indes wenig bekannt für ihre Weine. Bis auf eine große Ausnahme, den Orvieto, der schon in den 80er-Jahren zu den Weißweinklassikern Italiens zählte. Der Wein wird im Südwesten der Region angebaut und entsteht aus den Sorten Grechetto und Trebbiano Toscano. Bei Rotwein ist auch in Umbrien die aus der Toskana bekannte Sangiovese die wichtigste Sorte. Um die Jahrtausendwende wurde Umbrien außerdem mit der lokalen Sorte Sagrantino bekannt. Sie wird auf den Hügeln um Montefalco angebaut und gilt als die tanninreichste Traube der Welt. Diese enorme Dichte weiss zu beeindrucken, lehrt so manchen Weinnotizen aber auch das Fürchten.

Die Tanninmasse des Sagrantino muss mit sanfter Hand gebändigt werden. Marco Caprai war bereits vor dreissig Jahren eine der treibenden Kräfte, Sagrantino in aller Welt bekannt zu machen. Aus seinem Betrieb Arnaldo Caprai stammt der Sieger unserer Trophy, der Sagrantino «25 anni» aus dem Jahrgang 2019 – mächtig und mit sattem Druck bietet er aber doch viel Frucht und guten Trinkfluss. Caprais Sagrantino sind im Laufe der Jahre merklich sanfter und geschmeidiger geworden sind, hat sicher auch mit dem Einfluss von Michel Roland zu tun, mit dem Caprai seit einigen Jahren zusammenarbeitet. Der zweitplatzierte Wein der Trophy ist der große Rotweinklassiker der Region, der Rubesco Vigna Monticchio Torgiano Riserva 2018. Mit diesem Wein machte einst der Pionier Giorgio Lungarotti auf das große Rotweinpotenzial der Region aufmerksam. Seine Tochter Chiara Lungarotti hat die Stilistik verfeinert und erzeugt nun überaus raffinierte Rote. Der dritt-platzierte Wein führt uns wieder zurück zum Sagrantino di Montefalco. Der 2018er Sagrantino von Perticaia zeigt die Dichte des Sagrantino, zugleich auch saftige Frucht. 

ZUM TASTING

 

25 anni Montefalco Sagrantino DOCG 2019 – 96 Falstaff-Punkte
Arnaldo Caprai, Montefalco

15,5 Vol.-%. Sattes Rubinrot mit granat-rotem Rand. In der Nase intensiv und vielschichtig, mit Noten von reifen Brombeeren und Amarenakirschen, im Nachhall Anklänge von Veilchen, Bitterschokolade und Malz, wirkt leicht ätherisch. Am Gaumen mit kräftigem, aber gut
eingebundenem Tannin, baut sich vielschichtig auf, mit sehr langem Finale.
arnaldocaprai.it, ca. CHF 60,–

Foto beigestellt

Rubesco Vigna Monticchio Torgiano Rosso Riserva DOCG 2018 – 95 Falstaff-Punkte
Lungarotti, Torgiano

14 Vol.-%, NK. Edles, leuchtendes Rubinrot. In der Nase nach Kirschen, Blutorangen, Granatapfel, dazu feines Edelholz und Minze. Stoffig und cremig am Gaumen, mit geschliffenem Tannin und klarer Frucht, druckvoll, saftig, schwingt lange auf der Zunge.

lungarotti.it, ca. CHF 45,–

Foto beigestellt

Montefalco Sagrantino DOCG 2016 – 94 Falstaff-Punkte
Perticaia, Montefalco 

14,5 Vol.-%, NK. Leuchtendes Rubinrot mit dezent aufhellendem Rand. In der Nase nach frischem Hefegebäck, saftigen Kirschen, etwas Preiselbeeren, Minze und Salbei. Am Gaumen ausgewogen und saftig, mit strahlender Frucht und gut integriertem Tannin, tolle Länge, im Ausklang wiederholt saftig, auf zitrusfruchtigen Tönen, kann noch reifen.

perticaia.it, ca. CHF 39,–

Erschienen in
Falstaff Nr. 07/2023

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Othmar Kiem
Othmar Kiem
Chefredakteur Falstaff Italien
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