Sehnsuchtsort für Genießer und Weinkenner aus aller Welt: die »Sansibar« am Strand von Rantum auf Sylt.

Sehnsuchtsort für Genießer und Weinkenner aus aller Welt: die »Sansibar« am Strand von Rantum auf Sylt.
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Weinguide Deutschland: Herbert Seckler ist Wein-Botschafter des Jahres 2023

Den Titel »Wein-Botschafter« verleiht Falstaff Deutschland nur alle Jubeljahre – an Menschen, die eine geradezu epochale Ausstrahlung auf die Weinwelt besitzen. Einer der bislang nur drei Ausgezeichneten ist nun der Gründer der »Sansibar« auf Sylt, Herbert Seckler.

Herbert Seckler erinnert sich gut, wie es war, als er vor 50 Jahren als junger Kerl von der Schwäbischen Alb nach Sylt kam, um dort sein Glück zu suchen: »In der damaligen Gastronomie haben alle geprotzt mit der Einrichtung, Glas und Messing überall, und ich? Kein Geld. Es hat grade gereicht für eine Holzhütte.« Da er beim Prunk nicht mithalten konnte, so Seckler weiter, blieb ihm nichts anders übrig, als sich über die Qualität der Produkte einen Namen zu machen. Da der junge Koch und Gastronom in Italien gearbeitet und bereits gute Kontakte auch zu dortigen Weingütern hatte, importierte er die Weine von Granden wie Mario Schiopetto oder Marco Felluga. »Damals musste man den Wein immer pallettenweise bestellen, und so eine ganze Palette hab ich zu jener Zeit nicht im Lokal verkauft bekommen.« So entstand der Weinhandel der Sansibar. Eine glückliche Zeit nennt Seckler diese Jahre, auch wenn jede D-Mark noch sehr hart verdient werden musste.

»Beim deutschen Wein war allerdings Mitte der Siebzigerjahre noch nicht viel los, dann kamen nur so langsam die Ersten wie Joachim Heger.« Irgendwann, das muss dann schon in den Neunzigern gewesen sein, stand ein ­junger Pfälzer namens Markus Schneider bei Seckler im Lokal und fragte, ob er ihm seine Weine präsentieren dürfe. Seckler fand Gefallen an dem Mann und seinen Weinen. Das war der Startschuss in die große Karriere des Kultwinzers, dem mit seinen Marken wie »Black Print« oder »Kaitui« schon nach wenigen Jahren eine furiose Transformation gelang: vom ­Geheimtipp in der Nische der Weinfreaks zu einem Popstar der Branche. Und das ist ganz nach Secklers Geschmack, der kein Freund elitärer Vorbehalte ist: »Wein soll ein Lebensmittel und für alle da sein«, so sein Credo. »Ich will lieber mehr Menschen mit einem Wein glücklich machen als nur einzelne.« Er habe sogar schon einmal dafür gekämpft, dass es an Autobahnraststätten oder an der Tankstelle guten Wein zu kaufen geben soll. Auch wenn er dafür Prügel einstecken musste: Vielleicht zeigt sich gerade in dieser Überlegung, mit welchem Engagement und welchem Drive Seckler ein Weinbotschafter ist: Niemanden ausschließen, Menschen zum Weingenuss einladen, wo immer möglich, das ist seine Maxime.

Im »Sansibar«-Keller lagern Pretiosen aus den besten Anbaugebieten – und von Winzern, die »Seele haben«.
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Im »Sansibar«-Keller lagern Pretiosen aus den besten Anbaugebieten – und von Winzern, die »Seele haben«.

Bei der Preisverleihung auf Schloss Bensberg hob HO Spanier in seiner Laudatio hervor, dass die »Sansibar« ein Ort sei, der »keine Standesdünkel« kenne: »Wer eine Currywurst isst und ein Glas Gutsriesling dazu trinkt, erfährt dieselbe Wertschätzung, wird genauso freundlich und zugewandt bedient wie der Vorstandsvorsitzende eines DAX-Konzerns am Nachbartisch.«

»Im Sommer machen wir 3000 bis 4000 Essen pro Tag«, resümiert Seckler. Zweifellos schwingt dabei Stolz auf das Erreichte mit. Doch am Wichtigsten ist ihm etwas anderes: »Der Laden braucht Seele«. Manchmal kämen Handelsvertreter bei ihm vorbei und würden ihm x-beliebige Weine aus einem Sortiment von 30 Weingütern anbieten: »Das ist seelenlos! Aber schauen Sie dagegen mal einen Winzer wie F.X. Pichler an. Der ist nicht seelenlos. Das sind echte Landwirte!«

Den ganzen Tag in der Natur

Inzwischen weiß Seckler das operative Tagesgeschäft bestens in den Händen seines Sohnes Niklas aufgehoben. Er selbst ­genießt die neu gewonnenen Freiräume: Sylt ist dem 71-Jährigen, der nach wie vor mit größter Selbstverständlichkeit schwäbisch schwätzt, längst eine Heimat geworden: »Ich bin den ganzen Tag in der Natur.« Und die Flagge mit den zwei Schwertern, sie flattert derweil nicht nur alleine am Sandstrand von Rantum. Sondern sie ist auch zum Erkennungszeichen geworden für Freundinnen und Freunde der »Sansibar« überall in der Republik und weit über diese hinaus.

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Erschienen in
Falstaff Nr. 10/2023

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Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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