Das Azubi-Hotel ermöglicht es den Nachwuchstalenten, sich auszuprobieren. © Andy Rumball

Das Azubi-Hotel ermöglicht es den Nachwuchstalenten, sich auszuprobieren.

© Andy Rumball

Azubi-Hotel in Berlin: Wie 13 Auszubildende eigenverantwortlich ein Hotel leiten

Die Zukunft der Hotellerie: Ein Pionierprojekt der Living Hotels. In Berlin führen 13 Auszubildende sechs Wochen lang das erste Azubi-Hotel.

von Alexandra Gorsche
28. November 2023

Vom Frühstücksservice bis zur Rezeption übernehmen Auszubildende eigenverantwortlich die Führung. Lernen, Fehler machen und Verantwortung übernehmen steht an der Tagesordnung. Diese innovative Initiative zeigt, wie man nicht nur Fachkräfte heranbildet, sondern auch den Ausbildungsbereich revolutioniert.

Azubi-Hotel in Berlin

»Lernen, Fehler machen und Verantwortung übernehmen.« Diese Worte von Klaus Pfeiffer und Sophia Pfundstein, den Initiator:innen des ersten Azubi-Hotels der Living Hotels in Berlin, veranschaulichen die Mission dieses wegweisenden Projekts. »Wir sind das erste Azubi-Hotel,« erklären die Initiator:innen, während ihre 13 Auszubildenden im Living Hotel Berlin Mitte für sechs Wochen das Ruder übernehmen. Das Durchschnittsalter des Teams liegt bei 21 Jahren, und von außen betrachtet mag der Hotelalltag normal erscheinen, doch der Blick hinter die Kulissen zeigt die Innovation dieses Azubi-Hotels.

Die Hotellerie steht vor Herausforderungen wie Fachkräftemangel und unbesetzten Stellen. Die Living Hotels reagieren darauf mit frischen Ideen. Max Schlereth, geschäftsführender Mehrheitsgesellschafter, betont: »Wir bestärken und fördern unsere Mitarbeiter:innen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Dieser Weg des Mehrwerts beginnt bei der Ausbildung.«

Seit Ende Oktober führen Sophie, Alexander und Nisan das Living Hotel Berlin-Mitte mit 58 Zimmern eigenverantwortlich. Die Azubis schreiben Dienstpläne, führen Bestellungen durch und lernen, ein Team zu leiten. Dieses Azubi-Hotel ermöglicht es den Nachwuchstalenten, sich auszuprobieren und bietet eine praxisnahe Ausbildung, die über den herkömmlichen Lehrplan hinausgeht.

Melanie und Kevin mit hinter der Rezeption des Azubi-Hotels. © Andy Rumball
Melanie und Kevin mit hinter der Rezeption des Azubi-Hotels.
© Andy Rumball

Leuchtturmprojekt, das den Auszubildenden Verantwortung

Der Fachkräftemangel und die niedrigen Ausbildungszahlen sind alarmierend. Die Living Hotels setzen mit ihrem Azubi-Hotel einen Gegenentwurf: ein Leuchtturmprojekt, das den Auszubildenden Verantwortung gibt und ihnen die Chance bietet, sich in der realen Arbeitswelt zu beweisen. Vor dem aktuellen Fachkräftemangel in Deutschland warnte das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln bereits 2009. Wirtschaftsminister Robert Habeck sprach diesen Oktober von 700.000 offenen, gemeldeten Stellen. Immer weniger Auszubildende in Sicht. Dafür immer mehr Studierende. Laut dem Statistischen Bundesamt sind die Ausbildungszahlen dieses Jahr »auf einem historisch niedrigen Niveau«. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer meldete mehr als 30.000 unbesetzte Stellen, dies entspricht 38% der Ausbildungsplätze in Hotel- und Gaststättenberufen. Keine schönen Zukunftsaussichten, wenn man bedenkt, dass es immer mehr Unternehmen gibt, die ihren Betrieb aufgrund der zunehmenden Personalknappheit nicht mehr wie gewohnt aufrecht halten können. Ganz nach dem Szenario: Stell Dir vor, wir haben Urlaub, aber es ist keiner mehr da, der uns im Hotel die Tür aufmacht und im Restaurant bedient. Die Problemlösungen? Die bewegen sich bislang eher auf Symptom-Ebene. Darum braucht es frische, neue Ansätze.

Klaus Pfeiffer und Sophia Pfundstein, Initiator:innen des ersten Azubi-Hotels der Living Hotels in Berlin. © Andy Rumball
Klaus Pfeiffer und Sophia Pfundstein, Initiator:innen des ersten Azubi-Hotels der Living Hotels in Berlin.
© Andy Rumball

»Das echte Lernen geschieht nur dann, wenn etwas schief geht,« betont Sophia Pfundstein. Hier dürfen Fehler passieren, denn sie sind ein integraler Bestandteil des Lernprozesses. Klaus Pfeiffer und sein Team im Living Hotel Großer Kurfürst fungieren als Schutzsiegel und Back-up, um sicherzustellen, dass die Azubis eine intensive, vielfältige und qualitativ hochwertige Ausbildung erhalten.

Praxisorientiert auf verschiedenen Ebenen

Das Azubi-Hotel-Projekt ist nicht nur innovativ, sondern auch praxisorientiert. Die Auszubildenden haben einen Berufsschultag pro Woche im Selbststudium und erhalten tägliche Workshops und Schulungen von Ausbilder:innen. Freizeit- und Team Building-Aktionen runden das Programm ab, um den jungen Hotelchef:innen auf Zeit eine unvergessliche Zeit zu ermöglichen. In den ersten Wochen des Azubi-Hotels läuft alles erstaunlich gut. Die Auszubildenden zeigen nicht nur hohes Verantwortungsbewusstsein, sondern bringen auch eigene Ideen ein. Feedback-Meetings, Social Media-Beiträge und vieles mehr werden von ihnen eigenständig gestaltet. Und Frühstückschefin Sophie Cyriax ergänzt: »Am Anfang war es schon echt stressig, vor allem, weil alles neu und frisch war und ich diese ganzen Bestellungen, wann was kommt bzw. geordert werden muss im Kopf haben musste. So wie ich, hat jeder von uns an seiner eigenen Front zu tun gehabt, aber wir waren auch überzeugt, dass wir das hinkriegen. Und jetzt fühlt es sich schon ganz selbstverständlich an und macht Spaß. Auf alle Fälle viel mehr Spaß, als es sich nach Arbeit anfühlt.«

Gloria kümmert sich im Azubi-Hotel der Living Hotels in Berlin um das Housekeeping. © Andy Rumball
Gloria kümmert sich im Azubi-Hotel der Living Hotels in Berlin um das Housekeeping.
© Andy Rumball

Zukunft der Ausbildung

Das Azubi-Hotel der Living Hotels ist nicht nur ein vielversprechender Weg, Fachkräfte heranzubilden, sondern auch ein klares Signal für die Zukunft der Ausbildung in der Hotellerie. Die Living Hotels setzen nicht nur Maßstäbe in ihrem eigenen Unternehmen, sondern zeigen, dass innovative Ideen und die Förderung von Eigeninitiative die Zukunftsfähigkeit der Branche sicherstellen können.

Wer mehr über das Azubi-Hotel erfahren und den Auszubildenden beim Arbeiten zusehen möchte, findet auf den Social Media-Accounts der Living Hotels zahlreiche Einblicke in den Alltag der 13 Hotelchefs auf Zeit:

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