Gangl ist langjähriger Küchenchef des Reiters Reserve.
© Jenni Koller
Gangl: »Die wahre Grundlage für Erfolg ergibt sich, wenn gemeinsames Verständnis und geteilte Leidenschaft vorhanden sind«
Der Küchenchef des Reiters Reserve und Gold Medal Winner Cooking Art Singapur spricht im Interview über die Stationen seiner Karriere, wie er besonders herausfordernde Situationen in seiner kulinarischen Laufbahn gelöst hat und was er von Trends hält.
von Julia Weninger
12. September 2023
Frisch vom Hof auf den Tisch – bei Küchenmeister Helmuth Gangl, der als Küchenchef des Reiters Reserve in Bad Tatzmannsdorf wirkt, soll so viel wie möglich selbst gemacht werden. In den Genusswerkstätten der zwei Hotels kreiert er mit seinem Team und diesen hochwertigen Zutaten, darunter Fleisch aus der eigenen Hofschlachtung, Speisen auf natürliche Weise. Ein Interview mit dem Profi über Werdegang, Wettbewerbe und Karriere-Booster.
Sie sind seit mehr als 15 Jahren Küchenchef sowie Küchenmeister bei Reiters und seit 2021 leiten Sie als Executive Chef die »Genusswerkstatt«. Wie kam es dazu?
Helmuth Gangl: Nachdem ich meine Küchenmeisterprüfung erfolgreich absolviert hatte, strebte ich danach, in einem renommierten Fünf-Sterne-Hotel wertvolle Erfahrungen zu sammeln, um später meine kulinarische Reise in die Ferne, beispielsweise nach Dubai, fortzusetzen. Doch schon nach kurzer Zeit hat sich gezeigt, dass das Reiters Supreme Hotel viel mehr als nur ein Hotel ist. Die Philosophie der Familie Reiter harmoniert in perfekter Übereinstimmung mit meiner eigenen Einstellung zum Kochen und zur Verwendung hochwertiger Produkte. So gelingt es uns, den Gästen ein unvergleichliches Geschmackserlebnis auf den Teller zu zaubern.
Welche Stationen Ihrer Karriere haben Sie besonders geprägt?
Nach meiner abgeschlossenen Lehrzeit erlangte ich wertvolle Erfahrung durch Tätigkeiten in verschiedenen Betrieben sowie Praktika bei renommierten Spitzenköchen. Schließlich führte mich mein Weg zum Reiters Reserve. Ursprünglich hatte ich die Absicht, hier neue Inspirationen aufzunehmen und mein Fachwissen zu vertiefen. Jedoch wurden mir durch die vielfältigen Möglichkeiten, eigene Ideen zu verwirklichen und kontinuierlich Neues auszuprobieren, die Türen zu einer Entwicklung meines ganz persönlichen kulinarischen Stils geöffnet.
Können Sie uns von einer besonders herausfordernden Situation in Ihrer kulinarischen Laufbahn erzählen und wie Sie diese gemeistert haben?
In meinen jungen Jahren nahm ich an der Kochweltmeisterschaft in Singapur teil. Ein Ereignis, für das ich mich wochenlang intensiv vorbereitet hatte. Jedes Detail war akribisch organisiert, und so reiste ich mit voller Hingabe und Enthusiasmus nach Singapur, um in der Kategorie »Tellergericht kalt präsentiert« anzutreten. In der Messehalle baute ich meine Gerichte auf und präsentierte sie sorgfältig, doch plötzlich versagte die Klimaanlage, und die gesamte Inszenierung begann unter der drückenden Hitze und Luftfeuchtigkeit zu zerfließen. Dies bedeutete das unerwartete Ende meines Medaillentraums. Jedoch ließ ich mich von dieser Enttäuschung nicht entmutigen. Anstatt mit dieser Niederlage im Gepäck nach Hause zurückzukehren, entschloss ich mich kurzfristig, in einer anderen Kategorie anzutreten: »Showcooking aus Wald und Wiese«. Mit diesem spontanen Entschluss gelang es mir, die Goldmedaille zu gewinnen.
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Wie oft sollte ein Küchenchef Ihrer Meinung nach den/die Arbeitgeber.in wechseln, um Karriere zu machen?
Erfolg und beruflicher Aufstieg gründen nicht auf der Häufigkeit des Wechsels von Arbeitgeber:innen. Vielmehr liegt der Schlüssel darin, dass die kulinarische Philosophie mit den Werten des/der Eigentümer:in übereinstimmt. Die wahre Grundlage für Erfolg ergibt sich erst, wenn ein gemeinsames Verständnis und eine geteilte Leidenschaft vorhanden sind.
Welche Trends in der kulinarischen Welt finden Sie derzeit besonders spannend oder beeinflussen sogar Ihre eigene Kochphilosophie?
Verschiedene Trends kommen und gehen, jedoch liegt meine ständige Priorität darin, neue Ansätze zu erkunden und sie gekonnt einzubinden. Trotz der Vielfalt an Entwicklungen steht für mich stets die Leidenschaft fürs Kochen im Vordergrund, ebenso wie der unvergleichliche Geschmack, der letztendlich den entscheidenden Unterschied ausmacht.
Alles über das Farm to table-Konzept, den hoteleigenen Schlachthof und welche Neuheiten für das kommende Jahr geplant sind, lesen Sie bei unseren Kolleg:innen von Falstaff.com.
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