Ein Wiener Eckbeisl wurde gerettet und auf bio umgestellt.

Ein Wiener Eckbeisl wurde gerettet und auf bio umgestellt.
© Zoe Millonig / Liz Perdacher

Bachls Restaurant der Woche: Restaurant Mader

Entenleberpaté oder in Bierteig gebackenes Welsfilet: Eine Gruppe junger Gastronomie-Enthusiasten sind die neuen Betreiber dieses Ecklokals im Nibelungenviertel hinter der Wiener Stadthalle und haben alles andere im Sinn als billig und viel.

»Sie wissen, dass es eine Neuübernahme gibt?« Diese Vorwarnung der netten Dame am Telefon ist an jene Klientel gerichtet, die den »alten« Mader und seine Gepflogenheiten kannte. Etwa den »Schnitzel Montag« mit »Super Preisen«. Derlei Kampfangebote gehen sich angesichts der aktuellen Tarife für Fleisch, Öl und Energie nicht mehr aus. Ganz abgesehen davon, dass die neuen Betreiber dieses Ecklokals im Nibelungenviertel hinter der Wiener Stadthalle sowieso anderes im Sinn haben als billig und viel. Eine Gruppe junger Gastronomie-Enthusiasten, die bislang unter anderem das »Café Liebling« im Volkstheater oder das »Café Kriemhild« um die Ecke betreibt, nahm sich des »Mader« an, riss sinnloses Zeug heraus und hängte adrette Luster auf – der Rest ist »shabby chic«. Das Gros der Zutaten ist bio.

Eine ausgezeichnete Entenleberpaté kommt im Weckglas mit Sauce Cumberland und in Entenschmalz gebratenem, herrlich fettem Brot. Die Erdäpfel-Waldpilz-Piroggen auf Dill-Sauerrahm sind aus zartem Teig geformt und nichts außer delikat. Auch sehr gelungen: in Bierteig gebackenes Welsfilet – innen saftig, außen knusprig, dazu Sauce Tartare und buttriges Erdäpfelpüree. Bei den Schweins- und Kalbschnitzeln darf noch ein wenig geübt werden. Und wer bei der Kapazität haushaltet, nimmt Gundel Palatschinken mit »bio« Walnuss-Orangenfülle, ganz retro mit Inländerrum bei Tisch flambiert. Was es auch gibt: fünf Biere vom Fass und eine feine Liste von Bouteillen angesagter Güter von Altenburger bis Zillinger. Was es nicht gibt: Dosenkost von Felix oder Frittatensuppe von Maggi – die beiden riesigen Werbeplakate sind ein Gag aus einer vergangenen Ära.

Bewertung Alexander Bachl

Essen 43 von 50
Service 16 von 20
Weinkarte 16 von 20
Ambiente 7 von 10
GESAMT 82 von 100

€€

INFO

Restaurant Mader
Markgraf-Rüdiger-Straße 12
1150 Wien
T: +43 1 9823350
restaurantmader.com


Erschienen in
Falstaff Nr. 10/2022

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Alexander Bachl
Alexander Bachl
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