Deutscher Wein: Krisendestillation und das Fassweinimperium

Deutschland verteidigt seine Dominanz als weltweit größter Importeur von Fasswein und stellt sein Konzept zur Krisendestillation vor.

Die krisenbedingte Destillation von Wein wird nun auch in Deutschland Realität: Nach Frankreich, Spanien und Ungarn wurde ein Konzept zur Destillation von 100.000 Hektolitern Rotwein vorgestellt. Das Konzept wird im Rahmen des EU-Krisenpakets mit 65 Cent pro Liter unterstützt.

Rotweine mit geschützter Herkunftsbezeichnung

Deutschland unterscheidet sich in seinem Ansatz von den europäischen Nachbarn, indem es plant, nur Rotweine mit geschützten Herkunftsbezeichnungen zu destillieren. Um sich dafür zu qualifizieren, müssen die Weinberge in Gebieten liegen, die mit »Marktgegebenheiten« konfrontiert sind, wie erhöhten Lagerbeständen, reduzierten Marktpreisen oder Absatzrückgängen. Die zuständigen Landesstellen entscheiden darüber, welche Gebiete für die Krisendestillation in Frage kommen.

6,5 Millionen Euro werden Deutschland aus dem EU-Krisenpaket zur Verfügung gestellt. Bei Überschreitung der 100.000 Hektoliter wird die Prämie geteilt und bei Unterschreitung der 75-Prozent-Schwelle sinkt die Förderung auf 32,5 Cent pro Liter. Der kommende Januar wird zeigen, wie viele Liter letztendlich destilliert werden müssen.

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Importweltmeister Deutschland

Auf Fasswein entfällt ein Drittel des Volumens des weltweiten Weinhandels. Während Wein in Deutschland notdestilliert werden muss, verteidigt das Land seine Position als weltweit wichtigster Fasswein-Importeur: Im ersten Halbjahr 2023 wurden 3,6 Millionen Hektoliter eingeführt, was einem Anstieg zum Vorjahr von 6,6 Prozent entspricht. Über die Hälfte der deutschen Bulk-Importe wird jedoch wieder exportiert in Form von sogenannten Reexporten. Hier handelt es sich um Weine, die nach Deutschland eingeführt, dort verarbeitet, abgefüllt und wieder ausgeführt werden.

Fasswein als Barometer

Die Fasswein-Importe können als Barometer für die allgemeine Marktentwicklung im Weinsektor gesehen werden – im Jahr 2022 wurden in diesem Bereich 2,6 Milliarden Euro umgesetzt. In den ersten fünf Monaten des Jahres 2023 wurde jedoch ein Umsatzrückgang von 6,8 Prozent verzeichnet, was sich zum Teil auch auf die globalen Unsicherheiten durch den Krieg in der Ukraine zurückführen lässt. Frankreich verzeichnete heuer als zweitgrößter Importeur einen Rückgang um 5,1 Prozent und auch Großbritannien, die Vereinigten Staaten und die Schweiz importierten weniger als in 2023.


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Redaktion
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