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»Die brasilianische Küche besteht hauptsächlich aus Fleisch, oder?«: »Kias Kitchen« beweist das Gegenteil

Kias Burget führt gemeinsam mit seinem Partner ein Lokal in Wien, das nicht nur die bekannte Seite der brasilianischen Küche zeigt, sondern auch das, was die meisten Menschen nicht kennen. Ihr Ziel: »The Brazil you don´t know«.

Die brasilianische Essenskultur ist so bunt und vielfältig wie das Land selbst. Auch in Wien bietet sich die Möglichkeit, in die köstliche Welt der brasilianischen Küche einzutauchen. Beispielsweise in »Kias Kitchen«. Gründer Kias Burget erzählt im Interview von seinen persönlichen Wurzeln, den kulinarischen Verbindungen zu Griechenland und seinem Wunsch, die Küche Brasiliens bekannter zu machen.

Falstaff: Sie sind Inhaber von »Kias Kitchen«. Wie kam es dazu? 

Kias Burget: Essen und Kochen waren immer ein wichtiger Teil meines Lebens. In meiner Familie spielte es immer eine wichtige Rolle. Eine Zeit lang wohnte ich in den USA, wo ich versucht habe, mir das auf jeden Fall beizubehalten und das brasilianische Essen so vielen Menschen wie möglich zu zeigen. Es wurde mir immer wichtiger. So wichtig, dass ich heute ein Lokal in Wien zusammen mit meinem Mann betreibe. Das brasilianische Essen, das hier bekannt ist, ist gut, aber es braucht noch viel mehr, um das von Brasilien zu zeigen, was die Menschen noch nicht kennen. Unter dem Leitsatz »The Brazil you don´t know« ist es mir ein Anliegen, Klischees entgegenzuwirken und Neues zu zeigen. Ich höre sehr oft den Satz »Die brasilianische Küche ist hauptsächlich Fleisch, oder?« und dabei essen wir Brasilianer so viel Gemüse. Das ist auch der Grund, warum ich mich entschieden habe, auch fleischlose Setmenüs anzubieten. Es ist für mich wirklich eine Ehre, meine Kultur hier in Wien zeigen zu können.

Kias ist Gründer von »Kias Kitchen« und möchte Wien die vielseitigen Facetten der brasilianischen Küche zeigen.
© Kias Kitchen
Kias ist Gründer von »Kias Kitchen« und möchte Wien die vielseitigen Facetten der brasilianischen Küche zeigen.

Was steckt hinter der kulinarischen Mischung von Brasilien und Griechenland auf Ihrer Speisekarte?

Brasilien und Griechenland haben starke Ähnlichkeiten, was das Essen betrifft. Das geschmorte oder gefüllte Gemüse sind nur wenige Beispiele. In unserer Tapas Speisekarte sind Gerichte wie »Fava« und »Dolmadakia« oft zu finden. Und um das griechische Essen hier noch mehr in den Vordergrund zu rücken, gibt es bei uns regelmäßig die Veranstaltung »The Greek Dine and Wine«, wo wir ein spezielles Menü nur mit griechischem Essen präsentieren. Wir lieben griechisches Essen und dieser Mix aus beiden Welten vereint, meiner Meinung nach, die köstlichsten Geschmäcker miteinander.

Worauf legen Sie Wert bei den Gerichten?

Die Herkunft der Lebensmittel ist für mich ein sehr großes Thema. Wir legen insofern ganz viel Wert auf Lebensmittel die Bio, lokal und regional sind. Die Milchprodukte und Fleischprodukte sind 100% Bio und auch aus Österreich, sowie ein Großteil von Gemüse, dass wir im Lokal verwenden. Natürlich muss ich ein paar Ausnahmen machen. Wir benötigen oft Sachen, die nicht in Österreich zu finden sind, aber da werfe ich einen genauen Blick darauf, woher die Ware kommt und ob gewisse Standards berücksichtigt worden sind. In der Lebensmittelindustrie gibt es nach wie vor viele Leute, die unter schrecklichen Bedingungen arbeiten. Konzerne, die so arbeiten, haben bei uns einfach keinen Platz. Letztes Jahr durfte ich sogar bei »TEDx Donauinsel« über die moderne Sklaverei in der Lebensmittelindustrie reden.

Was ist das Geheimnis hinter eurem kulinarischen Konzept? Was sind die Besonderheiten?

Viele wissen nicht, dass ich keine Kochausbildung habe. Ich bin so zusagen ein selbstgelernter Koch. Meine Ausbildung waren die Bücher, die ich gelesen habe und immer noch lese, um mich weiterbilden zu können. Wir machen vieles »from scratch«. Das ist zwar kein Geheimnis, aber das macht »Kias Kitchen« eben aus. Bei unserem Gericht »Feijoada Artesanal« beispielsweise (ein Bohnengericht mit Wurst, Speck, getrocknetes Fleisch und mehr) produzieren wir auch alle Zutaten selbst. Die Wurst wird gemacht und dann geräuchert, der Speck ebenso. Das getrocknete Fleisch benötigt einen längeren Prozess, das Fleisch muss eine gewisse Zeit in Salz gelagert werden, Flüssigkeit verlieren und dann erst könnte man es für das Gericht verwenden. Feijoada steht deswegen nur einmal im Monat auf der Speisekarte, da die Herstellung insgesamt etwa zwei Wochen dauert.
Wie beliebt ist die brasilianische Küche in Wien?
Noch ist die brasilianische Küche in Wien nicht bekannt, aber ich kann mit Sicherheit sagen: Wer es kennt, liebt es sofort oder lernt es zu lieben. Wiener und auch unser internationales Publikum geben uns oft ein sehr positives Feedback. Das macht mich glücklich, weil das genau unserem Prinzip entspricht: Die Menschen zufrieden zu stellen und ihnen schöne Momente zu bereiten.
Wie wird sich diese Wahrnehmung in Zukunft entwickeln? 
Ich hoffe, dass ich mit der Zeit mehr und mehr Gäste empfangen kann und sie mit unseren verschiedensten Kreationen aufs Neue überrasche. Noch haben wir eine kleine und sehr geringe »Visibility«. Die Menschen gehen gerne Japanisch, Italienisch und Thai essen, wenn sie ein Restaurant für das Wochenende suchen beispielsweise. Mein Ziel ist jedoch, die Menschen oft sagen zu hören, »Gehen wir Brasilianisch essen«.
Was ist dir persönlich wichtig bei deinen Gästen?
Unbedingt in unserem Lokal mit einer gewissen Offenheit dem gegenüber kommen, ein neues Brasilien kennenzulernen und auch neue Geschmäcker, die man vielleicht noch nicht kennt. Dann wird man auf jeden Fall überrascht. Wer mich kennt, weiß, dass Respekt und Freundlichkeit mir sehr wichtig sind. Wir empfangen unsere Gäste immer mit einer persönlichen Begrüßung. Ich habe die Erfahrung gemacht, die Menschen geben das auch gerne zurück, und das ist sehr schön zu sehen.

Infos & Öffnungszeiten

Kias Kitchen
Gumpendorfer Straße 37, 1060 Wien
Dienstag bis Samstag, 17:30 bis 22 Uhr
kiaskitchen.org

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