San-Nakji, Korea

San-Nakji, Korea
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Giftige Gaumenfreuden: Diese Delikatessen bilden den schmalen Grat zwischen Genuss und Lebensgefahr

Exotische Köstlichkeiten können Risiken bergen, die über gewöhnlichen Magenverdruss hinausgehen.

Wenn man die Worte »Genuss«, »traditionelle Küche« oder »Gaumenfreude« hört, kommen einem in den seltensten Fällen unbekömmliche Gerichte in den Sinn. Jedes Essen ist ein Nervenkitzel – aber üblicherweise in positiver Hinsicht. Doch manche Speisen sind potenziell gefährlich, ja sogar tödlich und doch scheint für Gourmets gerade von diesen Gerichten eine unerklärliche Faszination auszugehen. Falstaff hat sich auf die Suche nach den weltweit giftigsten Speisen gemacht und stellt diese vor.

Zu Wasser und zu Land

Eine traditionelle, asiatische Delikatesse mit genug Gift, um 30 Menschen zu töten: Diese Eigenschaften vereint der Kugelfisch. Er gilt sowohl roh als auch frittiert als absoluter Gaumenschmaus, aber seine Zubereitung und der Verkauf ist nur lizenzierten und hochqualifizierten Köchen erlaubt. Das liegt daran, dass bestimmte Teile des Fisches tödliches Tetrodotoxin enthalten. Als ähnlich tückisch kann auch der afrikanische Ochsenfrosch bezeichnet werden. In Namibia gilt er zwar als absolute Delikatesse, in Europa können die Haut des kleinen Gesellen sowie seine Innereien, schnell zu Nierenversagen führen. Ein weiteres riskantes Gericht ist die afrikanische »Kalbskopf-Suppe«, bekannt als »Smileys«, die bei unsachgemäßer Zubereitung zu Übertragungen von Krankheiten wie Tuberkulose führen kann.

Wagemut beim Essen

Manche Speisen erfordern ganz besonderen Wagemut der Feinschmecker, wie zum Beispiel der »San-Nakji«, ein koreanisches Gericht aus zuckenden Oktopus-Tentakeln, die an sich ungefährlich sind, aber durch ihre Saugnäpfe im Hals stecken bleiben und zu Erstickungsgefahr führen können. Die Tiere werden zwar (angeblich) zuvor getötet, doch die Nervenbahnen in den Tentakeln sind noch aktiv; es kam auch schon zu Todesfällen. Zudem wird diese Praxis von Tierschutzorganisationen heftig kritisiert.

In den Anden wird »Cuy« (Meerschweinchen) als Delikatesse angesehen, dieses kann jedoch, wenn es nicht richtig gekocht wird, Salmonellen oder andere pathogene Keime übertragen. Die in Schweden traditionelle »Surströmming«, fermentierter Hering, ist für den penetranten Geruch berühmt und kann bei falscher Lagerung oder Verzehr zu einer Lebensmittelvergiftung führen.

Wenn Tradition zur Herausforderung wird

Traditionelle Speisen sind oft tief in der Kultur verwurzelt, doch können sie auch unerwartet gefährlich sein. In einigen Regionen Islands wird »Hákarl“«, fermentierter Grönlandhai, verzehrt, dessen hoher Gehalt an Ammoniak bei unsachgemäßer Zubereitung giftig sein kann. Das australische »Witchetty Grub«, eine Art Holzwurmlarve, ist proteinreich, kann aber allergische Reaktionen auslösen, wenn man gegen bestimmte Proteine empfindlich ist.

Ebenso gefährlich kann der Verzehr von Kasu Marzu sein, einem sardischen Käse, der absichtlich mit Maden versetzt wird, deren Verdauungsenzyme den Käse zersetzen. Diese Maden können jedoch im menschlichen Darm überleben und ernsthafte Gesundheitsprobleme verursachen.

Giftiges aus dem Garten

Zugegeben, bei dem Verzehr exotischer Meeresbewohner, Käfer oder Haustiere spielen Feinschmecker:innen in gewisser Weise mit dem Feuer. Doch die Gefahr einer Vergiftung kann auch beinahe direkt vor der Haustüre lauern, im Garten oder im Wald – Vorsicht sollte immer das oberste Gebot der Stunde sein. Zwar erkennen Pilzsammler einen Fliegenpilz schnell, aber einen Knollenblätterpilz von einem ungiftigen Schwammerl zu unterscheiden, kann schnell ins Auge gehen.

Ebenfalls böse enden kann einfache Neugierde bei Fisolen, denn diese sollten unter gar keinen Umständen roh verzehrt werden. Die grünen Bohnen enthalten das giftige Lektin Phaseolin, welches beim Kochvorgang zerstört wird – vor allem bei Kindern kann der Verzehr von rohen Fisolen im schlimmsten Fall tödlich ausgehen. Auch Rhabarber oder Holunderbeeren können bei Unachtsamkeit unterschiedliche gesundheitliche Beschwerden auslösen. Während beim Rhabarber das Blattgrün als unbekömmlich und je nach Dosis giftig gilt, ist bei den Holunderbeeren bei den Blättern, Zweigen und Samen höchste Vorsicht geboten.


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Redaktion
Tamara Kalny
Autor
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