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Feuerwerk: Darf es zu Silvester richtig knallen?

Die Debatte um ein mögliches Verbot von Silvesterfeuerwerk wird hitzig geführt. Thomas Schreiber, Experte der pyrotechnischen Industrie, bricht eine Lanze für verantwortungsvollen Umgang mit Feuerwerkskörpern. Im Interview erklärt er, warum nicht das Feuerwerk an sich das Problem ist, äußert sich zu illegalen Pyrotechnik-Importen und die Bemühungen, Feuerwerk umweltfreundlicher zu gestalten.

FALSTAFF: Jedes Jahr gibt es an Silvester durch Feuerwerkskörper viele Verletzte und volle Krankenhäuser. Sollten Raketen und Böller verboten werden?

Thomas Schreiber: Das ist mir nicht differenziert genug. Nicht das Silvesterfeuerwerk führt dazu, dass in den Notaufnahmen zum Jahreswechsel mehr los ist – sondern ein missbräuchlicher Umgang mit Pyrotechnik, ein übermäßiger Alkoholkonsum und illegale Feuerwerksprodukte. Es kann doch nicht sein, dass wir als pyrotechnische Industrie für die Leichtsinnigkeit und Fahrlässigkeit anderer herhalten müssen.

Wie unterscheide ich als Laie illegale Feuerwerkskörper von zulässigen?

Rein optisch besteht da häufig kein Unterschied. Allerdings enthalten illegale wie der sogenannte »Polenböller« statt der hier zulässigen Menge an Schwarzpulverknallsatz, fünf Gramm Blitzknallsatz. Dadurch hat er die Kraft, jemandes Hand zu zerfetzten. Die Kanäle, über die solche Produkte bezogen werden, sind eigentlich bekannt. Trotzdem scheint es nicht leicht zu sein, illegalen Importeuren/Exporteuren das Handwerk zu legen. Die Mitglieder des VPI arbeiten hier mit den zuständigen Behörden zusammen, um die schwarzen Schafe zu ermitteln.

Thomas Schreiber, 59, ist Vorsitzender des Verbands der pyrotechnischen Industrie (VPI),  das Sprachorgan für mehr als 20 Mitgliedsunternehmen in Deutschland. Als  Ge­schäftsführer und Miteigentümer von Europas größtem Feuerwerkshersteller Weco ist der Unternehmer aus Eitorf bei Bonn so etwas wie Deutschlands oberster Pyrotechniker.
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Thomas Schreiber, 59, ist Vorsitzender des Verbands der pyrotechnischen Industrie (VPI), das Sprachorgan für mehr als 20 Mitgliedsunternehmen in Deutschland. Als Ge­schäftsführer und Miteigentümer von Europas größtem Feuerwerkshersteller Weco ist der Unternehmer aus Eitorf bei Bonn so etwas wie Deutschlands oberster Pyrotechniker.

Wie schlimm ist Böllern für die Umwelt?

Wir sind keinesfalls die Übeltäter, als die uns Umweltschutzverbände versuchen darzustellen. Über Jahre haben DUH und Co. die Behauptung lanciert, in der Silvesternacht liege die Feinstaubemission von Feuerwerkskörpern bei 5.500 Tonnen. Laut jüngsten wissenschaftlichen Studien sind es aber nur gerade mal 1.400 Tonnen. Das Umweltbundesamt (UBA) hat diese Zahl inzwischen bestätigt. Natürlich gilt: je weniger, desto besser. Deshalb sind wir gerade dabei, die Zusammensetzung unseres Pyrosatzes auf möglichst unschädliche Chemikalien umzustellen.  Das ist aber ein langwieriger Prozess. Unterstützt werden wir dabei von der TU München. Bei WECO versuchen wir, unsere Produktionsprozesse möglichst umweltfreundlich zu gestalten. Nehmen Sie zum Beispiel die Spitzkappen von Raketen oder die Schutzhülsen auf Zündschnüren. Diese Teile stellen wir nicht mehr wie früher aus Plastik her, inzwischen sind sie aus Pappe. Das gilt genauso für fast alle unsere Verpackungen.


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Sebastian Späth
Sebastian Späth
Chefredakteur Deutschland
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