Was 1905 mit Ginger Beer begann, gehört heute zu den erfolgreichsten Bar-Limonaden. Erstmalig lud das britische Familienunternehmen »Fentimans« – mit seinem Austro-Vertrieb Ammersin – außerhalb Englands zur Masterclass mit führenden Bartendern.
Kompromisse mag man keine eingehen, macht Emma Kirk gleich zu Beginn des mixologischen Nachmittags im »Haus des Meeres« klar. Die Exportmanagerin der britischen Marke »Fentimans«, die Wiens Bar-Szene begrüßte, unterstrich damit das besondere, botanische Brauverfahren der Limonaden und Mixer aus Northumberland. Pflanzenwurzeln und Blüten werden in einer Kombination aus Fermentation und Infusion zu Produkten, »die sieben Tage Vorlauf haben«. Das mache die gebraute Limonade außergewöhnlich, zumal man auch bei den Rohstoffen stets die beste Qualität suche. Chinesischer Ingwer etwa gäbe der neuen Version »Pink Ginger« seine Aromakraft, erläuterte Kirk, ehe das Feld den Bartendern gehörte. Mit einem »Ginger Beer« begann in Hexham 1905 die Geschichte des Filler-Produzenten, die neue Variante gibt es erstmals auch in Dosen. Das Publikum der rosa »Ginger«-Version ist ein jüngeres, dem man leichte Cocktails mit der Trendfarbe nahe bringen will, die im Rosé-Wein, aber auch bei »Pink Gins« aktuell erfolgreich ist.
Und rosafarben legte Philipp Ernst als Betreiber der »Josef Highball Bar« mit einem Drink aus seiner auf leichte Cocktails spezialisierten Dependance im Wiener Bermuda-Dreieck vor. »The Secret Name of the Rose« kombiniert Wodka und Vanillesirup mit der Schärfe von Ingwer und wird mit Rosen-Limonade aufgegossen. So wird der Drink auch fertig angeboten, »unser Bottled Cocktail wird dann von den Kunden fertig gestellt«. Tatsächlich hat die ungewöhnliche Limonade auf Basis der teuren bulgarischen Rosen einen Nerv an der Bar getroffen, bestätigt Emma Kirk: »Die ›Rose Lemonade‹ ist unser zweit-meistverkauftes Produkt. Viele versuchten sich daher daran. Doch alle, die es kopieren wollten, sind bisher gescheitert«.
Auch Gerhard Wanderer, Altmeister aus dem »Nightflys« in der Dorotheergasse, griff zur Rosenlimo, um seinen Cocktail zu finalisieren. Amaretto und Erdbeerlikör ergaben eine Mischung, die einen zeitgemäßen und nicht zu süßen »Sling« namens »Italian Rose« ergab. Die exotischen Noten eines Yuzu-Tonics unterstrich dann Feng Liu, der demnächst wieder seine »Birdyard«-Bar öffnet, mit Mandelsirup in seinem Gin-basierten »Oruri«. A propos Gin: Katharina Schwaller, Österreichs Botschafterin von »Hendricks«, kombinierte ihren schottischen Gin in der Teetasse mit Birnen-Mandel-Kürbis-Schaum. Aufgegossen wurde der herbstliche Highball mit der Rose Lemonade. Patrick Straub wiederum war es vorbehalten, den Sommer ein letztes Mal ins Cocktailglas zu zaubern. Die spanischen Früchte des »Valencian Orange Tonic« wurden dabei mit Zimt akzentuiert. Der »The Chapel«-Bartender verlieh dem Drink auch einen südlichen Namen (»Hierbas Tonic«).
Und was wäre eine Vorstellung von Highballs ohne einen »G&T«? Doch die Art, wie sich der studierte Pharmazeut Heinz Kaiser (»Dino’s Apothecary«) dem vermeintlich altbekannten Drink näherte, faszinierte. Eineà la minute zubereitete »krümelige Masse« – ein Apotheker-Fachausdruck für feuchtes Mörser-Gut – aus Zitronengras, Iriswurzel, Wacholder und Zitronenmelissen-Öl verstärkte zunächst die Gin-Aromen. Aufgegossen wurde natürlich mit »Fentimans Tonic«. Womit am Ende eben ein echter Klassiker stand.
