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Klimakrise: Kampf gegen den Wassermangel

Niedrigwasser, Dürre und sinkende Grundwasserstände – die Folgen des Klimawandels sind nicht mehr zu verleugnen. Doch es gibt bereits erste Lösungsansätze. Einen davon hat das Mineralwasser-Unternehmen Sanpellegrino entwickelt.

Vom Weltall aus betrachtet ist die Erde ein blauer Planet. Ganze 71 Prozent ihrer Oberfläche sind mit Wasser bedeckt. Bei genauerer Betrachtung allerdings relativiert sich diese gewaltige Menge ziemlich schnell: Denn gerade einmal drei Prozent des globalen Wasservorkommens sind trinkbares Süßwasser – und wiederum nur ein Drittel davon können derzeit von uns Menschen genutzt werden. Der Rest ist Eis, Schnee oder in Permafrostböden gebunden. Die ungleiche Verteilung der weltweiten Süßwasservorräte macht die Lage noch vertrackter: Bereits heute ist unsere lebenswichtigste Ressource Wasser für viele Menschen ein knappes Gut. Und gelingt es nicht, die Erderwärmung zu begrenzen, könnte dieses Problem bald schon auf die gesamte Weltbevölkerung zukommen.

Selbst verhältnismäßig wasserreiche Länder wie Deutschland und Österreich müssen sich durch die Klimakrise schon heute mit Wassermangel auseinandersetzen: Bilder von ausgetrockneten Flussbetten und Seen, wie wir sie bislang nur aus dem globalen Süden kannten, sind hierzulande längst keine Ausnahmeerscheinungen mehr. Grundwassermessstellen melden Jahr für Jahr neue Tiefstände. Kein Wunder: Die durchschnittlichen Regenmengen liegen weit unter ihrem früheren Niveau. Dichte Bebauung, weitflächige Bodenversiegelung und die Kanalisierung von Flüssen verschärfen die Situation zusätzlich.

Missmanagement von Wasser

Global betrachtet befinden wir uns in Mitteleuropa trotzdem noch immer auf einer Insel der Seligen. Im Mittelmeerraum dagegen ist Wasserknappheit bereits heute ein akutes Problem. Italienische Behörden beispielsweise meldeten in diesem Frühjahr alarmierend niedrige Wasserstände für den Gardasee und den Po, Italiens größten Fluss. Landwirte kämpften um jeden Tropfen Wasser, um ihre Ernten zu retten – vergeblich.

Eine lange Reise: Durch den Kontakt mit unterschiedlichen Gesteinsschichten wird Acqua Panna auf natürlichem Weg mit Mineralstoffen und Spurenelementen angereichert.
Eine lange Reise: Durch den Kontakt mit unterschiedlichen Gesteinsschichten wird Acqua Panna auf natürlichem Weg mit Mineralstoffen und Spurenelementen angereichert.

Die Menschheit stehe kurz vor einer systemischen Wasserkrise, warnte jüngst die Global Commission on the Economics of Water (GCEW). Der Trend, dass sowieso schon trockene Regionen stärker unter der Dürre leiden, werde sich der Umweltorganisation zufolge weiter fortsetzen. Als Ursache sieht die GCEW das Missmanagement von Wasser – überall auf der Welt und über Jahrzehnte hinweg.

Nachhaltiger Quellschutz

Das Mantra der Stunde lautet daher: Die Menschheit muss Wasser sparen, um zu überleben. Schon heute werden weltweit viele Initiativen ergriffen, um mit dem Lebensstoff verantwortungsbewusster und schonender umzugehen. Ausgerechnet der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé, der vielen noch immer als Abbild des Bösen gilt, scheint den Kampf gegen die schwindende Ressource besonders beherzt anzugehen. Was das bedeutet, kann man in der Nähe der italienischen Gemeinde Scarperia e San Piero etwa vierzig Kilometer nördlich von Florenz beobachten. Inmitten von sattem Grün, umgeben von Wäldern und Berggipfeln, liegt die Produktionsstätte von Acqua Panna. 1880 wurde das italienische Quellwasser zum ersten Mal abgefüllt, damals noch in gewaltige 54-Liter-Korbflaschen, seit 2020 wird es in augenfälligen grünen Flaschen auch hierzulande verkauft – vor allem an gastronomische Betriebe.

Lebenselixier: Wasser ist für alle Lebensvorgänge im Körper unverzichtbar. Erwachsene sollten eine Mindestmenge von 1,5 Litern pro Tag zu sich nehmen.
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Lebenselixier: Wasser ist für alle Lebensvorgänge im Körper unverzichtbar. Erwachsene sollten eine Mindestmenge von 1,5 Litern pro Tag zu sich nehmen.

Mit seinen Maßnahmen will das Mineralwasserunternehmen die Regeneration des Grundwasserspiegels sicherstellen und die Reduktion des Wasserverbrauchs in der Produktion erheblich reduzieren. Bereits heute hat die Sanpellegrino-Gruppe, zu der neben den beiden bekannten italienischen Premiumwassern S.Pellegrino und Acqua Panna auch Levissima gehört, dessen Quelle in den Zentralalpen liegt, ihren Wasserverbrauch gegenüber 2021 um 20 Prozent reduziert. Mehrere Millionen Euro hat das Unternehmen in Effizienzsteigerung und -Modernisierung seiner Verarbeitungssysteme investiert. Dadurch wurde zum Beispiel die Nutzung von Brauchwasser erheblich optimiert. Fabiana Marchini, Nachhaltigkeitsmanagerin bei Sanpellegrino, rechnet stolz vor, dass dies im Jahr 2022 zu einer durchschnittlichen Entnahme von 1,71 Liter Wasser pro Liter abgefülltem Mineralwasser in Flaschen geführt hat. Außerdem wird das für den Abfüllprozess verwendete Brauchwasser in jedem Werk aufbereitet und mehrmals im Kreislauf wiederverwendet. Ein kleiner Meilenstein. Denn was vielen nicht bewusst sein dürfte: Mineralwasserhersteller benötigen eine nicht unerhebliche Menge Brauchwasser für die Spülung ihrer Mehrwegflaschen und um ihre Maschinen zu kühlen.

Natürlicher Kohlenstoffspeicher

Zudem haben die Quellen von Acqua Panna und von S. Pellegrino eine Zertifizierung der Alliance for Water Stewardship (AWS) erhalten, einer globalen Vereinigung, die sich dem Erhalt und Schutz unserer Wasservorkommen verschrieben hat. Sanpellegrinos Mutterkonzern Nestlé gehört zu den Gründungs-mitgliedern von AWS. Bereits bis 2025 will Nestlé all seine Wasserwerke nach AWS-Standard zertifizieren lassen, womit der weltgrößte Lebensmittelkonzern sich verpflichtet, an all seinen Standorten eine positive Wasserbilanz zu erzielen. Das heißt, das Unternehmen ermöglicht der Natur, mehr Wasser zurückbehalten, als es ihr entnimmt. Gelingen soll das unter anderem mit groß angelegten Renaturierungsprojekten wie beispielsweise in Barberino di Mugello, einem malerischen Ort in der Region Mugello in der Toskana.

Lange Geschichte: Im frühen 19. Jahrhundert reisten Adelige zur San-Pellegrino-Therme, um das Wasser wegen seiner gesundheitsfördernden 
Wirkung zu sich zu nehmen.
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Lange Geschichte: Im frühen 19. Jahrhundert reisten Adelige zur San-Pellegrino-Therme, um das Wasser wegen seiner gesundheitsfördernden Wirkung zu sich zu nehmen.

An dessen Rand läuft eines der jüngsten Umweltprojekte Sanpellegrinos: die Wiedervernässung der Oasi naturalistica di Gabbianello, eines 25 Hektar großen Feuchtgebiets. Auch wenn sich der Zusammenhang nicht sofort erschließt, ist der Erhalt von Mooren, Marschen und Sümpfen eine wichtige Maßnahme gegen Wassermangel: Direkt oder indirekt liefern diese Feuchtbiotope fast das gesamte Trinkwasser für die Menschheit. Zudem kommt ihnen eine zentrale Rolle als natürlicher Kohlenstoffspeicher zu. Feuchtgebiete bedecken zwar nur etwa fünf Prozent der Erdoberfläche, speichern aber rund 35 Prozent des weltweiten terrestrischen Kohlenstoffs. Trocken sie aus, wird klimaschädliches CO2 freigesetzt. Allein in Deutschland wurden im Jahr 2020 rund 53 Millionen Tonnen davon aus entwässerten Moorböden ausgestoßen, was mehr als sieben Prozent der landesweiten Emissionen entsprach.

ZUKUNFT IST JETZT

Durch seine AWS-Mitgliedschaft verpflichtet sich die Sanpellegrino-Gruppe außerdem selbst, der jeweiligen Lokalbevölkerung an ihren Standorten den Zugang zu sauberem Trinkwasser zu erleichtern. In den Dörfern Santa Lucia und Monte di Fo etwa, wo die öffentliche Wasserversorgung seit eh und je Schwierigkeiten hat, allen Haushalten ausstreichend Frischwasser zur Verfügung zu stellen, hat das Mineralwasserunternehmen im Juli 2023 eine Leitung gelegt, die die beiden Gemeinden mit einer der Sanpellegrino-Quellen verbindet.

Lebensstoff: Ohne Wasser kein Leben. In einem ewigen Kreislauf zirkuliert Wasser durch all unsere Lebenssphären. Es steckt in jedem Nahrungsmittel.
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Lebensstoff: Ohne Wasser kein Leben. In einem ewigen Kreislauf zirkuliert Wasser durch all unsere Lebenssphären. Es steckt in jedem Nahrungsmittel.

Adrian Sym, CEO der AWS, ist davon überzeugt, dass das Engagement von Sanpellegrino Vorbildcharakter für andere Unternehmen hat: »Es zeigt die Bedeutung der gemeinschaftlichen Verantwortung und den wirtschaftlichen Mehrwert eines verantwortungsvollen Umgangs mit Wasser. Über unsere weltweite Mitgliederbasis werden wir auch andere wichtige Unternehmen dazu aufrufen und sie dabei unterstützen, dem Beispiel von Sanpellegrino zu folgen und durch die Umsetzung des AWS-Standards einen substanziellen und unabhängig überprüfbaren Beitrag zu unseren gemeinsamen Herausforderungen zu leisten.« Denn es brauche weltweit gemeinsame Lösungen, um künftigen Wasserkrisen entgegenzuwirken.

Umstellung von Gewohnheiten

Da die Industrie aber nur ein Einflussfaktor ist beim Einsatz für eine zukunftssichere Trinkwasserversorgung, ist jeder einzelne Bürger gefragt. Momentan ist vielen allerdings noch nicht bewusst, was für eine kostbare Ressource Wasser ist, und sie gehen viel zu verschwenderisch damit um: Bis zu 130 Liter verbraucht jeder einzelne im Durchschnitt täglich. Eine nahezu unfassbare Menge. Dabei ließe sich dieser Verbrauch ganz einfach deutlich drosseln – allein schon mit wenigen Kniffen.

Maßlos: Bis zu 130 Liter Wasser verbraucht jeder einzelne Bürger im Durchschnitt täglich.
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Maßlos: Bis zu 130 Liter Wasser verbraucht jeder einzelne Bürger im Durchschnitt täglich.

Umweltschützer raten beispielsweise zu einem Sparduschkopf statt einer normalen Brause. Durch seinen Einsatz lässt sich der Wasserverbrauch um die Hälfte reduzieren. Für das Waschbecken gibt es ebenfalls solche Durchlaufbegrenzer. Auch in der Küche gibt es Sparpotenzial: Das Wasser zum Waschen von Lebensmitteln kann man auffangen und zum Blumengießen verwenden, gleiches gilt für Kochwasser, nachdem es abgekühlt ist – es enthält sogar eine Extraportion Nährstoffe. Experten sehen das Einsparpotenzial bei der Trinkwassernutzung im Haushalt pro Kopf bei insgesamt 50 Litern täglich. Und zwar, ohne dass Komfort verloren geht, allein durch die Umstellung von Gewohnheiten. Ein solcher Bewusstseinswandel würde uns allen helfen.

Die Geschichte von Acqua Panna begann 1564 mit den Medici. In besagtem Jahr erwarb die Patrizierfamilie ein knapp 1300 Hektar großes Gelände nahe Florenz als Jagdrevier – dort befindet sich auch das Quellgebiet. Inmitten der Ausläufer des Apennin, entspringt die Quelle von Acqua Panna. Fast 15 Jahre geht ihr Wasser auf eine unterirdische Reise durch massive Kalkschichten, wodurch es auf natürliche Weise mit Mineralstoffen und Spurenelementen angereichert wird. Der Legende nach soll das Oberhaupt der Medici, Lorenzo der Prächtige, vom Geschmack des Wassers so begeistert gewesen sein, dass er es für den ­täglichen Konsum an seinen Florentiner Hof karren ließ. 1910 wurde Acqua Panna erstmals in Literflaschen vertrieben. 1957 wurde die Marke an den ­Konkurrenten S.Pellegrino verkauft, der wiederum seit 1998 zu Nestlé gehört.

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Sebastian Späth
Sebastian Späth
Chefredakteur Deutschland
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