Die Sieger: René Pöckl, Horst Gager und Werner Achs (v. l.)

Die Sieger: René Pöckl, Horst Gager und Werner Achs (v. l.)
© Maria Ender

Österreichs beste Rotweine 2021: Die Sieger im Portrait

Die Ergebnisse der 42. Falstaff-Rotweinprämierung sind eine Manifest der österreichischen Rotweinkultur, zeugen von großer Vielfalt und Topqualität im Überfluss.

Bereits zum zweiten Mal verhinderte die leidige Covid-Pandemie, dass die besten Rotweine Österreichs im traditionsreichen Rahmen der alljährlichen Falstaff-Präsentation im eleganten Rahmen der Wiener Hofburg vor den Vorhang gebeten werden konnten. Die große Vielfalt und eine noch nie da gewesene Qualitätsdichte in allen Kate­gorien hätten die Rotweinfreunde mit Sicherheit begeistert. Doch mit dem neuen Falstaff Rotweinguide, der zum bereits 25. Mal in Buchform sämtliche empfehlenswerten Produkte aus der aktuellen Falstaff-Rotweinprämierung zusammenfasst, haben die Konsumenten eine verlässliche ­Unterlage für ihren Einkauf zur Hand.

Die Besten aus 2019

Das Rennen um den Titel »Falstaff-Sieger« bestritten diesmal 736 Weine aus dem tollen Jahrgang 2019. Die beiden Spitzengruppen waren einmal mehr die Kategorien Blaufränkisch und Cuvée. Der Wein mit den allerhöchsten Gesamtpunkten, die von der Jury in Blindprobe vergeben wurden, kam dieses Mal aus der Gruppe der 2019er-­Cuvées. Der Wein namens XUR 2019 stammt aus Gols und wurde von Werner Achs aus den Sorten Blaufränkisch, Zweigelt und St. Laurent komponiert. Der zweite Platz in der Sortenkategorie Cuvée geht an René Pöckl aus Mönchhof, dessen kraftvoller Rêve de Jeunesse 40 sich zudem auch über den Titel »3. Falstaff-Sieger« freuen darf. Drittbeste Marriage in der Bewertung war der Titan 2019 vom Weingut Josef Tesch in Neckenmarkt, der eine Hälfte Blaufränkisch mit je einem Viertel Cabernet Sauvignon und Merlot vereint.

Der beste reinsortige Blaufränkisch ist der Mittelburgenland DAC Reserve von Horst Gager, der den Titel »2. Falstaff-Sieger« nach Deutschkreutz holt. Die Riede Mitterberg im Südosten von Deutschkreutz ist eine Subriede im Riedsektor Alten Weingebirges, umfasst rund 19 Hektar und ist der direkte östliche Nachbar der bekannten Toplage Deutschkreutzer Hochberg – nicht zu verwechseln mit jenem im Neckenmarkt. Auf einem Untergrund aus Sandkalkstein liegen hier Braunerde und Lehm von sandiger bis schwerer Art und offerieren Bedingungen, die der Blaufränkisch sehr zu schätzen weiß. Der zweit­platzierte Blaufränkisch kommt aus dem Südburgenland – es ist der Perwolff des Hauses Krutzler aus Deutsch-Schützen. Den dritten Rang nimmt der Blaufränkisch Mittelburgenland DAC Reserve Ried Creitzer von Albert Gesellmann aus Deutschkreutz ein.

Die dritte sehr große Gruppe ist jene des sortenreinen Blauen Zweigelt – aus 2019 waren hier insgesamt 149 Weine am Start. Den Sortensieger stellt Markus Iro aus Gols mit seinem Zweigelt Ried Ungerberg. Mit dem Zweigelt Ried Holzspur Reserve geht der zweite Platz an das Weingut Johann ­Gisperg in Teesdorf in der niederöster­reichischen Thermenregion. Die Bronze­medaille geht wiederum nach Gols an das Weingut Horst und Georg Schmelzer für den Zweigelt Neusiedlersee DAC Reserve 2019.

Vielfalt der Sorten

Die delikate Rebsorte Pinot Noir wurde 2019 in ein breites Angebot von gelungenen Vertretern verwandelt. Hier konnte die Thermenregion ihre Führungsrolle unter Beweis stellen. Der Pinot Noir Ried Holzspur vom Weingut Johanneshof Reinisch holte hier den Sieg. Aus der nämlichen Lage kommt auch der Zweitplatzierte, und zwar vom Weingut Johann Gisperg aus Teesdorf, hier mit dem Zusatz Reserve versehen. Platz drei geht an die Bundeshauptstadt: Hier hat sich Fritz Wieninger mit dem Pinot Noir Grand Select in die Siegerlisten eingeschrieben.
Sehr ähnlich fiel auch das Ergebnis für die Sorte St. Laurent aus, das für die ersten beiden Ränge den Sieg für Gispergs Ried Holzspur Reserve 2019 und den zweiten Rang für den Johanneshof mit St. Laurent Ried Holzspur brachte. Rang drei ging an Ried Frauenfeld 2019, ebenfalls vom Weingut Johanneshof Reinisch.

Imposant war die Zahl der nicht weniger als 75 eingereichten Merlot aus 2019, eine Kategorie mit einem klaren Aufwärtstrend. Im Stechen der drei punktgleichen Finalis­ten hatte schließlich Reinhold Krutzlers Merlot 2019 aus Deutsch-Schützen im Südburgenland das bessere Ende für sich. Ebenfalls mit saftigen 95 Punkten bewertet folgen der Merlot von Franz und Christine Netzl aus Carnuntum und der Merlot Enya Valea von Weingut Josef Tesch in Neckenmarkt im Mittelburgenland.

Mit ganzen 35 reinsortigen Vertretern war der Cabernet Sauvignon 2019 nicht so stark wie gewohnt vertreten, es darf aber im kommenden Jahr mit gut gereiften Nachzüglern in der Reserve-Trophy gerechnet werden. Anton Bauer aus Feuersbrunn am Wagram holte sich mit seiner Reserve aus 2019 den Sortensieger. Platz zwei belegt der Cabernet Sauvignon aus der Ried Kart vom Weingut Hans Igler aus Deutschkreuz im Mittelburgenland, den dritten Platz teilen sich ex aequo der Winzerhof Kiss mit Ried Neuberg 2019 und das Weingut Taferner mit seinem Tribun.

Die Zahl der eingereichten Syrah war ebenfalls etwas geringer, der Sortensieger ist Toni Hartl mit seinem Ried Thenau vor Dorli Muhr aus Prellenkirchen mit ihrem Syrah 2019, schließlich auf Rang drei der Syrah von Paul Achs aus Gols.

Die Stunde des Cabernets

Der Reserve-Trophy-Sieger 2021 ist eine Kreszenz, deren Geschichte für die Entwicklung des österreichischen Rotweins generell von nachhaltiger Bedeutung war: Anton Kollwentz, der Weinbaupionier aus ­Großhöflein, feierte im Vorjahr seinen 80. Geburtstag und wurde heuer mit der höchsten Auszeichnung des Burgenlandes, dem Komturkreuz, geehrt. Er erfocht im Jahr 1981 gegen zähen Widerstand der Weinbaubehörden eine Sonderbewilligung, um den ersten Weingarten mit Cabernet Sauvignon auspflanzen zu dürfen. Die Jungfernlese des Jahres 1983 wurde, dem Vorbild aus Bordeaux folgend, in neuen Barriques ausgebaut. In der vierten Ausgabe des Falstaff Rotweinguides aus dem Jahr 1984 begegnete uns dement­sprechend der erste reinsortige Cabernet Sauvignon des Burgenlandes mit der Höchstwertung von 19,3 von 20 Punkten gleich als Falstaff-Sieger wieder. Ein Erfolg, den Anton Kollwentz mit dem Jahrgang 1984 gleich wiederholte, und mit dem 1985er, ausgebaut im Limousinholz, war es dann um 0,04 Punkte weniger haarscharf »nur« Platz zwei hinter dem besten aus einer ganzen Armada von Blaufränkisch-Weinen. Der Wein des tollen Jahrgangs 1986 ging erst ins Rennen um den Falstaff-Sieg 1988 und belegte in der Kategorie »Barriqueausbau« den zweiten Rang, tituliert als »der sicherlich beste Vertreter der großen Bordeauxsorte in Österreich bisher« – geschlagen nur um 0,1 Punkte von einem Blaufränkisch aus Rust. Sieger 1988 war nämlich der Ried Mariental von Ernst Triebaumer, von den Juroren als Superwein eingestuft – in beiden Fällen zu Recht. Die Kollwentz’schen Erfolge lösten einen Cabernet-Boom aus, dem bald darauf eine wahre Welle von Cuvées folgen sollte – und zu vielen trug und trägt der Cabernet Rückgrat und Struktur bei.

Mit dem Falstaff-Reserve-Trophy-Sieg für den Cabernet Sauvignon 2017 lässt sich sagen, dass die erst 1986 allgemein zugelassene Sorte nun auch in Österreich »erwachsen geworden« ist: Sie nimmt aktuell mit 570 Hektar rund 1,3 Prozent der Rebfläche in Österreich ein. Den zweiten Platz in der Reserve Trophy nimmt – eine fast unglaubliche Fügung – punktegleich der beste Blaufränkisch ein: Es ist, wie schon vor 35 Jahren, der Mariental von Triebaumer, diesmal Jahrgang 2018. Den dritten Rang holt sich Toni Hartl aus Reisenberg mit dem Blaufränkisch Ried Eisner 2017. Im Spitzenfeld der Sortengruppe platzierten sich Ried Reihburg 2017 von Uwe Schiefer aus Welgersdorf, Ried Hochberc 2018 von Albert Gesellmann aus Deutschkreutz sowie die Reserve 2018 von Philipp Grassl aus Carnuntum – dieser als zweitbeste Cuvée vor den ex aequo in der Cuvée-Gruppe der Reserve Trophy als Dritte gereihten massive a. 2018 vom Weingut Artner in Carnuntum und dem G 2017 von Albert Gesellmann. Insgesamt wurden elf heraus­ragende Weine mit 98 und mehr Punkten bewertet.


© Peter Moser

Richtigstellung

Trophy-Sieg und 100 Punkte für Cabernet Sauvignon 2018 von Kollwentz

Vor lauter Begeisterung über das Weltklasseformat der jüngsten Ausgabe von Kollwentz Cabernet Sauvigon haben wir in der letzt erschienen Printausgabe 01/2022 irrtümlich und unabsichtlich für einige Konfusion bezüglich des tatsächlichen Jahrgangs gesorgt, weil hier im Text und in der Ehrentafel im vorderen Teil des Heftes fälschlich von 2017 gesprochen haben, im Tastingteil richtigerweise von 2018. Es sei an dieser Stelle ausdrücklich richtiggestellt, dass der aktuelle Falstaff Reserve Trophy-Sieger 2021/22 aus dem Jahr 2018 stammt. Die Redaktion bedauert das Versehen.

Zur Verkostungsnotitz


Fotos: Maria Ender 
Fotoproduktion: Eva Bauer & Anton-Georg Kiener
Styling: Jan Pokorný
Grooming: Lydia Bredl

Rene Pöckl: Anzug Hugo Boss, Rollkragenpullover Joop, Loafers Celine
Horst Gager: Smoking Corneliani, Shirt Saint Laurent
Werner Achs: Rollkragenpullover Joop, Hose Diesel, Hose Canali, Schuhe Gucci
Andreas Kolwentz: Shirt Joop, Schal Hermès, Jacket Levi’s

Erschienen in
Falstaff Nr. 01/2022

Zum Magazin

Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
Mehr zum Thema
Rotweinguide 2022
Rotweinguide 2022
Trotz schwieriger Rahmenbedingungen wurde ein rekordverdächtiger Guide produziert. Die Ergebnisse...